Himmel uber Langani
sich mit einem Ruck aus dem Schlammloch befreite. Lachend landeten die Männer auf einem Haufen Säcke und Kartons. Allie applaudierte und rief ihnen etwas zu, doch die Antwort ging im Motorenlärm unter. Während sie in Höchstgeschwindigkeit durch den Morast dem nächsten Debakel entgegenrasten, summte sie tonlos vor sich hin.
Bei Sonnenuntergang erreichten sie das Camp. Gewitterwolken ballten sich am Himmel, und als sie durch das Tor fuhren, öffnete er seine Schleusen. Allie drückte auf die Hupe und bremste vor dem Lagerhaus. Zwei Afrikaner kamen aus dem Gebäude gestürmt und luden die Einkäufe aus. Eilig schleppten sie die schweren Säcke mit Getreide, Mehl und posho nach drinnen, damit sie nicht vom Regen durchweicht wurden. Außerdem hatte der Wagen Kartons mit Konservendosen und einige Kisten Bier und Limonade an Bord. Sarah bemerkte auch eine Kiste mit Scotch Whisky und Gin. Offenbar war Viktor nicht der Einzige, der gerne dem Alkohol zusprach!
Rings um die Wohnräume verliefen breite Veranden, sodass die Zimmer im Schatten lagen. Allerdings nahm Sarah an, dass es im Inneren des Hauses meist heiß und stickig sein würde. Die Fenster besaßen keine Glasscheiben, sondern waren nur mit grob gehauenen Außenläden versehen, die geschlossen werden konnten, um starken Regen oder die unbarmherzige Sonne abzuhalten. Die Küche und die Unterkünfte der afrikanischen Mitarbeiter befanden sich hinter dem Haupthaus und den Lagerschuppen.
Durch die ersten dicken Regentropfen liefen sie auf die Veranda zu, wo Dan Briggs sie erwartete.
»Hereinspaziert«, sagte er. »Nett, Sie kennen zu lernen, Sarah. Ihr kommt recht spät. Ich hatte schon befürchtet, ihr wärt irgendwo stecken geblieben. Heute Morgen hat es sintflutartig geregnet. Ihr hattet Glück, dass es inzwischen ein wenig abgetrocknet ist.«
Er tätschelte Allie die Schulter und reichte Sarah eine lange, knochige Hand. Dan Briggs war ein hagerer, hoch gewachsener Amerikaner mit grau meliertem Haar, einem langen Schnurrbart und einem forschenden, aber gütigen Blick. Sarah stellte fest, dass er einige Jahre älter war als seine Frau.
»Wir haben Viktor in Nanyuki getroffen«, berichtete Allie.
»Ach, das erklärt alles. Kommt rein.« Er drehte sich zu Sarah um. »Sind Sie bei Ihrem letzten Besuch schon herumgeführt worden? Wie Sie sehen, dient das Wohnzimmer auch als Büro. Normalerweise essen wir draußen, wenn es nicht gerade wie aus Kannen regnet. Ihr Schlafzimmer ist da drüben.« Er wies auf eine runde Hütte links vom Hauptgebäude. »Nicht unbedingt luxuriös. Außerdem empfehle ich Ihnen, Ihr Bett und Ihre Schuhe auf Skorpione zu untersuchen, bevor Sie hineinspringen.«
»Die bin ich gewöhnt«, erwiderte Sarah. »Vor ein paar Monaten waren wir mit Anthony Chapman auf Safari hier.«
»Anthony ist ein netter Junge. Aber verglichen mit seinen Zeltlagern dürfte diese Unterkunft eher spartanisch wirken.« Dan kramte eine Pfeife aus der Tasche seiner ausgebeulten Shorts und zündete sie an.
»Ich werde mich sicher hier wohl fühlen, Dr. Briggs. Schließlich bin ich keine safi [58] Memsahib , die sich im Busch nicht auskennt.«
»Nennen Sie mich Dan.« Er lächelte sie an. »Wir sind hier nicht so förmlich. Wie wär’s mit einem Drink? Allie? Was möchten Sie, junge Dame?«
Der Raum, in dem die Briggs’ wohnten und arbeiteten, war groß und mit einem kunstvoll geflochtenen Strohdach bedeckt. Die Beleuchtung bestand aus zischenden Paraffinlampen, die die schlichten Möbel und die Kisten mit Büchern und Papieren in ein weiches Licht tauchten. Inzwischen goss es in Strömen. Dan Briggs öffnete eine Whiskyflasche, schenkte sich und Allie großzügig ein und gab einen kleinen Schuss Wasser aus einem abgedeckten Krug hinzu.
»Sarah?«
»Für mich bitte ein Bier, wenn Sie eines dahaben. Nach dem vielen Staub und dem heißen Nachmittag ist meine Kehle völlig ausgetrocknet.«
Dan holte ein Tusker aus einem altersschwachen Kühlschrank und goss es in einen Krug.
»Ich habe gehört, Sie sind in Kenia aufgewachsen, aber in Irland zur Universität gegangen«, meinte er. »Sie werden feststellen, dass es hier ganz anders zugeht als in den heiligen Hallen einer Hochschule.«
»Die Studienzeit in Irland war ziemlich hart. Schließlich habe ich den Großteil meines Lebens hier verbracht, und ich wollte unbedingt zurück.« Sie sah ihn mit festem Blick an. »Ich möchte mich für diese Chance bedanken. Ich weiß, dass mir in Ihrem Fachgebiet die
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