Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating

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fest. Als er sie aus dunklen Augen ansah, wandte sie sich ab, nicht sicher, ob er das Modell oder die Fotografin meinte.
    »Die Liebe blickt einem von diesem Bild entgegen«, stellte er fest. »Es ist ein einzigartiges Gefühl, das ihn wie eine Aura umgibt. Ich erkenne das, weil ich ein Dichter bin.«
    Kurz berührte Sarah das Bild, erstaunt über seine Auffassungsgabe und sein Einfühlungsvermögen. Er verstand ihre Arbeit und ihre Leidenschaft wirklich, und das tat ihrem Selbstbewusstsein gut. Angeregt schilderte sie ihm, wo und wie sie die Bilder aufgenommen hatte und was sie mit ihnen ausdrücken wollte. Schließlich unterbrach Allie sie in spöttischem Ton.
    »Ich bedaure, eure keimende Seelenverwandtschaft stören zu müssen«, meinte sie schmunzelnd. »Aber wir haben noch eine lange Fahrt vor uns, und ich möchte nicht mitten in der Nacht im bundu stranden, verfolgt von einer Horde Shifta [57] -Banditen, die es auf unsere Vorräte abgesehen haben. Ganz zu schweigen davon, dass es regnen könnte.«
    Viktor stapelte die Fotos, umarmte Allie und fiel dann mit einem Seufzer vor Sarah auf die Knie, um ihr noch einmal die Hand zu küssen.
    »Ich zähle die Minuten, bis wir uns wiedersehen«, verkündete er. »Ich werde Ihnen in die Wüste folgen und Sie Ihrem Afrikaaner ausspannen. Piet van der Beer ist ein Mann der Erde, während wir beide für die Luft geschaffen sind!«
    Plötzlich sah Sarah Hannah vor sich, wie sie mit leuchtenden Augen ungeduldig auf die Rückkehr ihres Geliebten wartete. Sie entriss ihm ihre Hand.
    »Ach, sei nicht albern, Viktor Szustak!«, schimpfte Allie lachend. »Und lass das arme Mädchen in Ruhe. Sie kann auf deine alkoholgeschwängerten Phantastereien verzichten!«
    Als sie ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß versetzte, warf er sich ihr zu Füßen und umfasste unter lautem Stöhnen mit langen Fingern ihren Knöchel. Einige Gäste im Restaurant hatten sich neugierig umgedreht. Sarah war die Situation schrecklich peinlich, aber trotzdem musste sie lachen.
    »Allie, Allie, so grausam wie immer! Dann geh!« Viktor sprang auf und schlenderte zur Bar, wo sie hörten, wie er einen neuen Drink bestellte.
    Schon nach den ersten fünfzehn Kilometern war Sarah klar, was Viktor mit seiner Beschreibung von Allies Fahrkünsten gemeint hatte. Sie schloss die Augen, als der Wagen mit Vollgas um eine Kurve schoss, während die Afrikaner auf dem Rücksitz sich krampfhaft festklammerten. Allie raste, als nehme sie an der East Africa Safari Rally teil, und Sarah fragte sich, ob sie Buffalo Springs wohl lebend erreichen würden. Mit erhobener Stimme, um das Dröhnen des Motors zu übertönen, machte Allie ein paar lästerliche Bemerkungen über Viktor. Doch Sarah hörte kaum hin, denn sie war zu sehr damit beschäftigt, auf die schwankende Straße vor sich zu starren. Allerdings war sie nach der schlaflosen Nacht, dem Pimm’s und dem reichhaltigen Mittagessen so müde, dass sie trotz ihrer Angst einnickte. Der verbeulte Landrover ratterte durch den heißen und staubigen Nachmittag, und sie erwachte erst wieder, als der Regen aufs Dach prasselte.
    Bei Sarahs letztem Besuch vor zwei Monaten war der Boden braun, hart und rissig gewesen. Jetzt aber befanden sie sich mitten in der Regenzeit, und überall spross zartes Grün, gesprenkelt mit den leuchtenden Farben der Wildblumen. Der Wolkenbruch dauerte mehr als eine Stunde und verwandelte die Straße an einigen Stellen in eine Schlammpiste. Ausgetrocknete steinige Flussbetten waren zu reißenden Strömen geworden, die den Weg zum Camp der Briggs’ durchzogen. Die Fahrt wurde dadurch noch beschwerlicher, denn sie mussten sich schlitternd und rumpelnd über die holperige Spur voranarbeiten. Einige Male waren die Afrikaner auf dem Rücksitz gezwungen, auszusteigen und den Wagen mühsam aus dem Morast zu schieben, während Alice fluchend Gas gab und Befehle aus dem Fenster brüllte. Als Sarah sich erbot, ebenfalls zu schieben, wies sie sie an, sitzen zu bleiben.
    »Wenn ich aus diesem Loch draußen bin, kann ich nicht stoppen, um Sie einsteigen zu lassen«, überbrüllte Allie das Kreischen von Motor und Achsen. »Die Jungs sind daran gewöhnt, auf den fahrenden Wagen aufzuspringen.«
    Sarah war erstaunt über ihre Gelenkigkeit. Einen Moment waren sie noch hinter den durchdrehenden Reifen geduckt und feuerten einander an, im nächsten hüpften sie schon wie Gazellen auf die Ladefläche, während der Landrover wieder festen Boden unter die Räder bekam und