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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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zwischen die Laken schlüpfte. Kurz lag sie reglos da und lauschte auf die unbekannten Geräusche ihres neuen Zuhauses. Dann sprach sie ein leises Gebet für ihre Familie in Irland, ihre Freunde in Langani und vor allem für Piet. Hoffentlich würde er sie bald an diesem idyllischen Ort besuchen.
    Am nächsten Morgen wurde sie von Mathenge mit einem Teetablett geweckt.
    » Maji moto draußen«, sagte er.
    Sarah hörte, wie heißes Wasser in den Eimer gegossen wurde, der in dem kleinen umzäunten Bereich hinter ihrer Hütte hing. Sie trank den heißen süßen Tee und verzehrte einen Keks, der im Lagerraum einen leichten Kerosingeschmack angenommen hatte. Anschließend lief sie nach draußen, um sich in der Duschhütte unter den dampfenden Wasserstrahl zu stellen. Der Regen hatte aufgehört, und überall roch es satt nach feuchter Erde. Glitzernde Tropfen hingen in den Blättern der Bäume, sodass sich das Sonnenlicht in ihnen brach. Der Duft eines afrikanischen Morgens stieg ihr in die Nase, und sie hörte das Trillern eines Pirols und den Ruf der Nashornvögel. Allie und Dan saßen bereits am Frühstückstisch. Sie hatten Karten vor sich ausgebreitet und waren damit beschäftigt, die heutige Route zu planen und den Angestellten ihre Aufgaben zuzuteilen. Sarah nahm Platz und hörte schweigend zu.
    »Heute halten wir während unserer Suche nach Elefanten auch Ausschau nach Nashörnern«, erklärte Dan. »Ken Smith, der oberste Wildhüter in Garissa, hat uns gebeten, alle Exemplare zu verzeichnen, denen wir begegnen. Der abnehmende Bestand macht ihm Sorgen. Er will versuchen, sie zu zählen, bevor er den Abschuss unter Strafe stellt. Doch es wird schwierig werden, das Verbot durchzusetzen. Abschusslizenzen bringen viel Geld, und der illegale Handel mit den Hörnern ist sehr lukrativ.«
    »Stimmt es also doch, dass sie potenzfördernde Wirkung haben?« Sarah bereute diese Worte, sobald sie sie ausgesprochen hatte.
    »Nur wenn man sie als Schiene benutzt«, lautete Dans trockene Antwort.
    Allie brüllte vor Lachen, und Sarah wurde knallrot.
    »Allerdings werden die Hörner tatsächlich pulverisiert und zu diesem Zweck verkauft«, kam ihr Dan zur Hilfe. »Außerdem fertigt man im Nahen Osten Dolchgriffe daraus an. Es ist immer wieder eine Tragödie, wenn man auf den verwesenden Kadaver eines Tieres stößt, das nur wegen seines Horns dran glauben musste. Ken möchte ein Schutzprogramm einrichten, und wir tun alles, um ihm zu helfen.«
    »Er ist ein weitsichtiger Mann«, fügte Allie hinzu. »Er hat dafür gesorgt, dass die Bezirksregierung das Geld für die Abschusslizenzen behalten kann, anstatt es nach Nairobi schicken zu müssen. Auf diese Weise kommen die Samburu in den direkten Genuss der durch die legale Jagd erzielten Erlöse. Sie werden mit einem von ihnen hier im Team zusammenarbeiten. Sein Name ist Erope.«
    »Die Samburu sehen nicht ein, warum die reichen wazungu mit dem Segen der Regierung Tiere abschließen dürfen, während ihnen ihre traditionellen Jagden verboten werden«, sagte Dan. »Besonders wenn die Gebühr an irgendeine Hunderte von Kilometern entfernte Behörde fließt und die Einheimischen keinen Penny davon zu Gesicht bekommen.«
    »Ich dachte, das Jagen der Stämme soll unterbunden werden, weil die Grenzen zur Wilderei fließend sind«, warf Sarah ein.
    »Ursprünglich wollte man aus Nomaden und Jägern Bauern machen«, erwiderte Allie. »Aber das klappt nicht. Auf diese Weise würde ihre gesamte Kultur und Lebensweise zerstört, und sie setzen sich zu Recht dagegen zur Wehr.«
    »Die in Nairobi haben eine Schraube locker«, meinte Dan. »Sie wollen die traditionelle Jagd mit Giftpfeilen und Speeren untersagen. Aber dann kaufen die Stämme eben Gewehre bei Wilderern oder Banditen, und wir stehen vor einem noch viel größeren Problem. Es ist ein Teufelskreis. Aber jetzt trommeln wir ein paar unserer Jungs zusammen und fahren los, um Ihnen die Gegend zu zeigen.«
    Erope war ein hoch gewachsener, wortgewandter Samburu, der die gleiche Khakiuniform trug wie die anderen Mitarbeiter. Allerdings hatte er Perlenohrringe und Armbänder angelegt, die nicht so recht zu seiner westlichen Aufmachung passen wollten. Der zweite Fährtenleser war ein drahtiger Kamba, der auf den Namen Julius hörte und ein großes Holzkreuz an einem Lederriemen um den Hals trug. Mit Erope und Julius auf der Ladefläche fuhren sie aus dem Lagertor hinaus auf die Straße. In den wenigen Stunden, seit der Regen aufgehört hatte,

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