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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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zu behalten und ein neues Land aufzubauen – unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Sie uns hinterlassen werden.«
    »Piet, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Situation der Farmen nach der Unabhängigkeit zu sprechen.« Lottie funkelte ihren Sohn an und blickte Hilfe suchend auf ihren Mann. Doch Jan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Piet voll Stolz.
    »Schon gut, Lottie«, meinte George. »Ihr Sohn gehört zu der jüngeren Generation, die schließlich die Verantwortung für die Zukunft tragen wird. Immer vorausgesetzt, die jungen Menschen können alte Vorurteile abbauen und sich in erster Linie als Kenianer betrachten, ungeachtet der Herkunft oder Hautfarbe.«
    »Aber Vorrang hat doch sicher die Zukunft der einheimischen Kenianer, oder?«, meinte Dr. Hayford. »Deren Politiker haben Versprechen gegeben, die sie nicht halten können. Es gibt Stammesloyalitäten, die sich nicht so leicht überwinden lassen. In Ghana haben wir diese Fallstricke bereits zu spüren bekommen. Und wir sind noch weit davon entfernt, dieses Problem zu lösen.«
    »Kenyatta gibt sich große Mühe, alle Beteiligten zusammenzubringen«, erwiderte George. »Sein Aufruf zu harambee [25] ist nicht nur ein Schlagwort – er scheint die Menschen dazu bewegen zu können, an die Möglichkeit einer Integration zu glauben. Er ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, und ich denke, er wird einen hervorragenden Staatsmann abgeben.«
    »Aber er ist ein Kikuyu«, entgegnete Raphael. »Wie werden die anderen Stämme, die ihre eigenen Rechnungen zu begleichen haben, sich in diesen Prozess der Teilung des Landes einfügen?«
    »Sie werden sich kaum wie britische Gentlemen benehmen.« Dr. Hayfords Stimme klang skeptisch. »Viele Afrikaner werden zu stolz und zu kurzsichtig sein, um Ratschläge zur Führung kleiner Farmen anzunehmen. Anstelle der Fachleute, die ihnen bereits vertraut sind, werden andere Fremde kommen und ihnen sagen, was sie zu tun haben.«
    »Afrikaner haben bereits auf allen Ebenen Schlüsselpositionen in der Regierung und im wirtschaftlichen Sektor übernommen«, warf Raphael ein. »Und dann gibt es den Plan, einiges aufzukaufen. Über eine Million Morgen, die bisher Eigentum von Europäern sind, sollen in kleine Grundstücke für afrikanische Farmer aufgeteilt werden.«
    »Ein unsinniges Vorhaben, das den Großteil fruchtbarer Erde in diesem Land zerstören wird«, erklärte Jan. Er spürte Lotties Fuß unter dem Tisch, konnte sich aber nicht beherrschen. »Und wir Afrikaaner stecken dann fest in einem Niemandsland zwischen den abrückenden Briten und den Eingeborenen. Wie die Asiaten. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Inder nach Indien zurückkehren oder mit ihren neuen britischen Pässen nach England gehen können, ganz wie sie wollen.«
    »Ich bin sicher, dass diese absurde Idee sich nicht durchsetzen wird.« Marinas Stimme übertönte das Gemurmel am Tisch. »Tausende Inder in England? Das kommt nicht in Frage. Das Land ist zu klein und viel zu kalt. Es gibt dort keine angemessenen Arbeitsplätze, also würden sie sich nur in ihre Löcher verkriechen und sich vermehren wie die Karnickel. Als Nächstes würden wir dann überrannt von …«
    »Mir scheint, dass du über dieses Thema nicht genügend informiert bist, um dir eine Meinung zu bilden, Marina.« Ihr Mann wirkte peinlich berührt. »Das ist eine komplexe Frage, die ich heute Abend sicher nicht im Detail erörtern möchte.«
    »Es gibt keinen Grund, mir den Mund zu verbieten, George. Ich habe das Recht, wie alle anderen meine Meinung zu sagen. Ein offener Meinungsaustausch wirkt sehr belebend. Finden Sie nicht auch, Dr. Hayford?«
    »Allerdings, Madam. Ich finde Ihre Ansichten sehr aufschlussreich. Und Sie sind ehrlicher als alle Menschen, mit denen ich in letzter Zeit zu tun hatte. Äußerst erfrischend.« Er lächelte Marina mit unverhohlener Belustigung an.
    Eine Stille trat ein, bevor betont lebhaftes Geplauder das Schweigen brach. Betty servierte das Dessert und ließ sich auf ihren Stuhl sinken. Gott sei Dank, das Abendessen war beinahe überstanden! Sie fühlte sich so erschöpft, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich gebracht. Zumindest war das Essen heiß auf den Tisch gekommen und sehr schmackhaft gewesen. Jetzt war sie dankbar, als die Gäste ihr Komplimente für die Vanillemousse mit knusprigen Karamellstückchen machten. Vielleicht konnte sie sich nun endlich entspannen, und die Unterhaltung würde sich etwas

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