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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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unkomplizierten gestalten. In wenigen Minuten würde es im Wohnzimmer Kaffee geben, und die Männer würden sich zu Brandy und Zigarren in Raphaels Arbeitszimmer zurückziehen. Worüber, um alles in der Welt, hatten sie nur vor diesem politischen Umsturz gesprochen? Und würde alles jemals wieder so werden, wie es gewesen war? Als Raphael sich erhob, um den Dessertwein einzuschenken, ergriff plötzlich Camilla das Wort. In ihren Augen lag ein kalter Glanz. Ganz wie die Mutter, dachte Betty.
    »Du hast aber gesagt, du würdest dich über Langani erkundigen, Daddy. Du hast versprochen zu prüfen, was man tun kann, um Jan und Lottie zu helfen, damit sie dort bleiben können.«
    »Ich kann keine besonderen Vergünstigungen erwirken, Camilla.«
    »Aber du hast es versprochen«, beharrte sie, ohne auf Georges Unbehagen zu achten. »Also was konntest du für sie tun, liebster Daddy?«
    Dr. Hayford lehnte sich mit einem kaum merklichen Lächeln zurück, amüsiert über die Zwickmühle, in der der britische Diplomat sich befand.
    »Ich denke, ich werde das zu einem anderen Zeitpunkt mit Jan und Lottie besprechen, wenn du gestattest, meine Liebe.« George wandte sich direkt an Jan. »Sie werden doch noch eine Weile hier bleiben?«
    »Ja, ein paar Tage. Und wenn Sie Zeit haben, würde ich mich freuen, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    Jan war es nur allzu recht, das Thema vorläufig fallen zu lassen. Die Atmosphäre war nun äußerst gespannt. Und wie kam der Arzt aus Ghana hierher? Völlig unverständlich, warum Raphael einen Kaffer zum Dinner eingeladen hatte – auch wenn es sich um einen gebildeten Mann handelte. Der Schwarze war charmant, aber sie waren alle gleich, egal, welche Schule sie besucht hatten oder was sie anhatten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass an seinem Tisch jemals ein Schwarzer sitzen würde.
    Nach dem Abendessen erhoben sie sich. Die Damen zogen sich in Bettys Ankleideraum neben dem großen Schlafzimmer zurück. Sie konnte die Männer im Arbeitszimmer reden hören – ihre Stimmen klangen heiter und umgänglich.
    »Meiner Meinung nach haben wir heute lang genug über unsere ungewisse Zukunft geredet.« Betty stand am offenen Fenster und atmete einige Male tief ein, um sich zu beruhigen. Doch die Luft erschien schwül und stickig, und sie fühlte sich nicht besser, als sie sich wieder umdrehte. »Es scheint ratsam, die alte Regel zu befolgen, dass man bei Tisch nicht über Politik, Sex oder Religion sprechen sollte.«
    »Sex und Religion wären bei dieser Gelegenheit eine bessere Wahl gewesen. Aber es war ein köstliches Dinner, und wir werden es nicht vergessen.« Lottie legte den Arm um die Gastgeberin.
    »Sehr originell, diesen außergewöhnlichen Mann aus Nigeria einzuladen.« Marina strich sich über die bereits perfekte Frisur.
    »Ghana, Mutter. Er kommt aus Ghana.«
    »Nun, das ist dasselbe, Schätzchen, unabhängig vom äußeren Schein. Ich habe bisher noch nie bei einem Dinner neben einem schwarzen Menschen gesessen, nicht einmal in Nairobi. Ich habe mich köstlich amüsiert. Er ist so aufgeschlossen und intelligent. Wirklich erstaunlich, wenn man sich vorstellt, dass er zur Gemeinde des Royal College gehört! Und nun hat man ihm sogar eine Stelle als Facharzt in London angeboten«, sagte Marina munter. »Hoffentlich hält er unsere Anschauungen nicht für allzu konträr zu seinen. Er scheint sich sehr für die Entwicklung dieses unglückseligen Landes nach unserem Rückzug zu interessieren.«
    »Die meisten von uns unterstützen den Gedanken einer Partnerschaft, auch wenn Ihnen das schwer verständlich erscheint.« Lottie konnte ihre Missbilligung nicht verbergen. » Harambee , wie Mzee [26] es nennt.«
    »Da haben Sie Recht – es ist mir völlig unbegreiflich. Ich kann nicht verstehen, wie irgendjemand diesem schrecklichen alten Mann vertrauen sollte«, erklärte Marina. »Bis vor kurzem war Kenyatta nur ein weiterer Terrorist, den wir eingesperrt hätten. Jetzt ist er plötzlich eine berühmte Persönlichkeit, und das mit dieser Kostümierung, dem lächerlichen Fliegenwedel, dem mit Perlen verzierten Hut und diesem zotteligen Bart. Ich kann nur hoffen, dass Sie kein Vertrauen in diesen Mann setzen, meine Liebe.«
    »Da die britische Regierung anscheinend bereit ist, die Farmer zu verraten und zu verkaufen, können wir ebenso gut ihm vertrauen.« Lottie stand auf und schob den Hocker wieder an seinen Platz zurück, ohne einen Hehl aus ihrem Zorn zu machen.
    »Ma, lass uns damit aufhören.

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