Himmel uber Langani
heraus, die sie so oft in Gedanken geübt hatte.
»Das war gutes Teamwork, Sarah. Ah, da ist meine Mutter. Sie möchte wissen, ob du an einem Wochenende zu uns zum Mittagessen kommen möchtest.« Als sie hastig ihre Einladung hervorstieß, tauchte gerade Camilla Broughton-Smith auf. »Und du auch, Camilla.«
Hannah konnte kaum glauben, was sie da sagte. Aber wenn sie beide einlud, war die Chance größer, dass sie kommen würden.
»Was? Ich auch? Übrigens, Glückwunsch. Du hast hervorragend gespielt. Das hat diese Gänse von der Oberschule glatt aus ihren schmutzigen Söckchen gehauen.« Camilla schlang ihren weißen Arm um Sarahs Schultern.
»Meine Mutter würde euch gern zum Mittagessen einladen. Nächstes Wochenende. Na ja, an irgendeinem Wochenende. Ich meine, wenn ihr wollt.«
Hannahs Mut verflog rasch, und ein schmerzliches Gefühl der Verlegenheit überkam sie. Hätte sie doch niemals davon angefangen! Sarah Mackay starrte sie mit offenem Mund an.
»Eine wunderbare Idee!« Camilla gab ihrer Freundin einen Schubs. »Natürlich kommen wir sehr gern. Nicht wahr, Sarah? Ich war noch nie auf einer Farm in dieser Gegend. Habt ihr Kühe und Schafe? Und Pferde?«
»Ma, das ist Sarah Mackay.« Hannah hatte das Gefühl, dass sie die Sache jetzt durchziehen musste. »Erinnerst du dich noch? Du hast sie bereits kennen gelernt. Und Camilla Broughton-Smith. Sie würden beide gern zum Mittagessen kommen. Wie du vorgeschlagen hast.«
»Gut. Ich werde gleich mit Schwester Evangelis darüber sprechen.« Lottie lächelte ihre Tochter an. »Wie wäre es kommendes Wochenende? Falls es euch Mädchen passt. Wir könnten grillen, wenn das Wetter mitspielt. Und Piet wird auch da sein. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr eure Badeanzüge mitbringen. Bei uns gibt es eine Stelle, wo man schwimmen kann, aber ich warne euch – das Wasser ist kalt.«
Langani Farm war seit 1906 im Besitz der van der Beers – dem Jahr, in dem die Familie in Kenia angekommen war. Sie hatten ihre Planwagen von Südafrika auf dem Schiff hierher gebracht. In der Ansammlung von Hütten, aus der später die Stadt Nairobi entstehen würde, kauften sie ein Gespann undressierter Ochsen und einige Grundnahrungsmittel, bevor sie sich auf den Weg in die Wälder des Hochlands machten. Mit den schweren Möbelstücken und dem Hausrat kämpften sie sich nach oben. In der dünner werdenden Luft fiel ihnen das Atmen schwer, während sie sich durch glitschigen Schlamm schleppten, der bei jedem Schritt nachgab. Manchmal mussten sie sich ihren Weg durch dichte Vegetation bahnen. Zitternd ertrugen sie bittere Kälte, Nebel und Regen, um das Land der Verheißung und die ihnen zugeteilten Morgen zu erreichen. Jahrelang hatten sie mit der groben Erde gekämpft und versucht, dem kargen Boden eine neue Ernte abzuringen. Sie hatten gelitten, wenn Tiere starben, der Rostpilz ihren Weizen befiel, Dürrezeiten oder Wolkenbrüche über sie hereinbrachen oder Heuschrecken über die reifen Felder herfielen und die Ernte zu einem unerfüllbaren Traum wurde. Doch Zähigkeit lag den Afrikaanern im Blut. Langsam und mit der für sie typischen Unnachgiebigkeit machten sie das Land urbar und formten ihre Welt.
Sarah würde nie vergessen, wie sie zum ersten Mal Lotties Garten auf Langani Farm sah. Das Haus war lang gestreckt und niedrig, mit dicken Steinwänden und hohen Kaminen. Das schräge Wellblechdach wurde von steinernen Säulen gestützt, um die sich Geißblatt und Bougainvillea rankten. Von der tief liegenden Veranda überblickte man einen samtigen Rasen und leuchtende, geschwungene Blumenbeete, doch hinter den liebevoll gepflegten Bäumen und Büschen lagen offenen Felder mit vereinzelten Dornenbäumen, auf denen sich Herden von Zebras, Giraffen, Gazellen, Elefanten und Büffeln tummelten. Nur eine geschnittene Hecke trennte den Garten von der Wildnis, ein schwaches Bollwerk zum Schutz vor dem wuchernden Busch und den Raubtieren. In der Ferne hinter der Ebene ragten die schneebedeckten Gipfel des Mount Kenya glitzernd in den Himmel.
Bei diesem ersten Besuch auf der Farm grillte Jan van der Beer mittags unter den Bäumen für sie, und dann fuhr Lottie sie zum Fluss. Das Wasser war tatsächlich eiskalt – es kam direkt von den schmelzenden Schneegipfeln der Berge. Sarah kreischte, als sie sich waghalsig vom Ufer in das Becken unter dem Wasserfall stürzte. Hannah stand auf der sicheren Böschung und lachte, als Sarah nach Luft rang und heftig ruderte, um ihre erstarrten Gliedmaßen
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