Himmel uber Langani
Satteltasche und zog ein Messer aus seinem Gürtel.
»Wir können aus dem Fluss trinken. Das Wasser kommt
direkt vom Mount Kenya und ist so sauber und klar, wie man es sich nur wünschen kann. Und ich habe biltong [12] mitgebracht, das Pa und ich getrocknet und geschnitten haben.«
Sie bespritzen sich die Gesichter, schöpften mit den Händen das eiskalte Wasser und schlürften es gierig. Die Pferde tranken ausgiebig, schnaubten zufrieden und zogen sich dann zum Grasen an das Flussufer zurück. Piet legte sich in den Schatten und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sarah und Hannah setzten sich mit verschränkten Beinen neben ihn. Camilla lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm und streckte auf vorteilhafte Weise ihre langen Beine aus.
»Ziemlich salzig«, meinte sie und verzog das Gesicht, während sie auf dem dunklen, zähen Fleisch herumkaute.
»Was verstehst du schon von biltong , Lady Camilla. Ich wette, auf den Partys im Regierungsgebäude gibt es so was nicht.«
»Nein. Und wenn meine Mutter sehen würde, dass ich dieses Zeug esse, würde sie mich sofort zum Arzt schleppen, damit er mich auf Wurmbefall untersucht. Anschließend würde sie einen Notfalltermin bei einem Zahnarzt vereinbaren.« Camilla sah ihn durch eine herabfallende blonde Haarsträhne an. »Während du dich im College mit nutzlosen Theorien beschäftigt hast, hat Hannah sich um unsere interkulturelle Bildung gekümmert. Sie bringt uns biltong in die Schule mit. Das gehört zu unserem regulären Carepaket – ebenso wie der Sirupkuchen deiner Mutter. Und nenn mich nicht Lady Camilla.«
Piet lehnte sich in den Schatten zurück und betrachtete seine Schwester und ihre Freundinnen. Sie waren sehr verschieden, sowohl was ihr Äußeres als auch ihren familiären Hintergrund betraf.
»Die Freundschaft zwischen euch dreien ist schwer für mich zu begreifen«, erklärte er. »In gewisser Hinsicht seid ihr wie Schwestern, und doch trennen euch Welten. Wenn ich euren Gesprächen zuhöre, scheint ihr in einer Art Code zu reden, beinahe so, als ob die eine weiß, was die anderen denken oder tun werden.«
»Und das ist noch lange nicht alles«, erklärte Camilla lachend. Schließlich hatten sie zusammen nachsitzen müssen, gemeinsam Preise entgegengenommen, einander bei den Hausaufgaben geholfen, Stürze vom Pferd und Hiebe mit Hockeyschlägern überstanden, ebenso wie Religionsunterricht, Prüfungsangst und Schulbälle. Auch grässliche Jungs, unerfahren und pickelig oder aalglatt und darauf erpicht, sich einen Vorteil zu verschaffen, mit dem sie dann in einer Umkleidekabine prahlen konnten. »Du hast einiges verpasst, als du in Südafrika warst, Piet. Und letztes Jahr hast du sogar Sarahs Einladung ausgeschlagen, uns an der Küste zu besuchen, weil du mit so aufregenden Dingen beschäftigt warst, wie Rugby zu spielen. Eine schlechte Wahl!«
»Ich würde Südafrika gern einmal sehen«, meinte Sarah.
»Das Land ist wunderschön, aber es gefällt mir nicht, wie man dort mit Afrikaanern und Farbigen umgeht. Es ist ein Polizeistaat, und früher oder später wird es dort Blutvergießen geben«, erklärte Piet bedauernd. »Leider wird man hauptsächlich die Afrikaaner dafür verantwortlich machen. Wir können froh sein, hier in Kenia zu leben, trotz Pas Bedenken, was die Uhuru [13] betrifft. Und es ist unser Zuhause, nicht wahr?«
»Wenn man sich vorstellt, dass das alles dein Zuhause ist. Meine Güte, was für ein Erbe.« Sarahs Stimme klang ehrfürchtig.
»Unsere Urgroßeltern haben die ganze Farm in dieser Wildnis aus dem Boden gestampft.« Piet deutete auf das Dickicht auf der anderen Seite des Flusses. »Sie lebten in Hütten, die sie sich aus Schlamm und Stroh gebaut hatten, bis sie mit Ochsenkarren Eichenholz und große Zedernstämme heraufschleppen und sich daraus Häuser bauen konnten. Dann übernahmen ihre Söhne und Enkel ihre Arbeit und schufteten wie Sklaven, um das zu schaffen, was wir heute haben. Ich werde der Nächste sein, und es gibt hier so viel zu tun.«
»Was zum Beispiel?«, fragte Sarah erstaunt. »Alles scheint bereits perfekt zu sein. Aber das kommt wahrscheinlich daher, dass dein Vater ständig daran arbeitet.«
»Eine Farm bleibt nicht einmal einen Tag lang im selben Zustand. Aber ich will mich nicht nur mit Pa gemeinsam um das Vieh und den Weizen kümmern, sondern einen Teil der Farm in ein Naturschutzgebiet für das Wild umwandeln. Er findet das eine gute Idee.«
»Du meinst, eine Art Nationalpark?« Sarah
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