Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
Vom Netzwerk:
musst du eher kommen.« Er legte einen Arm um John-Jos knochige Schultern. »Mike hat Recht, verstehst du? Du hast letztes Mal Hausverbot bekommen, aber wenn du dich ruhig hinsetzt, kannst du eine Tasse Tee bekommen und dich aufwärmen. Möchtest du das?«
    John-Jo spuckte auf den Boden und murmelte etwas Unverständliches. Der Priester nickte und führte ihn in die Küche zu einem Tisch an der Hintertür. Der unwillkommene Gast ließ sich auf einen Stuhl fallen, sah auf und bemerkte, dass Sarah ihn beobachtete. Seine Augen waren blutunterlaufen, aber von einem strahlenden Blau und zeugten von Intelligenz, obwohl er krank und unterernährt aussah. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt er ihrem Blick stand. Peinlich berührt wandte sie sich ab.
    »Haben wir noch etwas zu essen, Mary?« Pater Connolly sah die Köchin hoffnungsvoll an.
    »Es gibt noch ein paar Kartoffeln und Karotten, Pater, aber das Huhn ist aus.« Sie starrte John-Jo an. »Ich dachte, er dürfe hier nicht mehr rein. Er macht immer nur Ärger, Pater. Er ist gewalttätig. Letztes Mal hat er alles kurz und klein geschlagen.«
    »Ach, Mary, ihm geht es nicht gut. Er sieht heute so schlecht aus wie seit langem nicht mehr.«
    »Sie würden auch so schlecht aussehen, wenn Sie so viel trinken würden, Pater!«
    »Geben Sie ihm die Reste vom Abendessen und eine Tasse heißen Tee mit Brot und Butter. Draußen ist es bitterkalt.«
    »Ich richte ihm etwas her, Pater, aber den Teller bringe ich ihm nicht. Er ist nie zufrieden mit dem, was man ihm gibt, und wird dann auch noch unflätig. Die Schimpfworte, die er mir die letzten Male an den Kopf geworfen hat, höre ich mir nicht mehr an.« Mary knallte zur Bekräftigung einen Topf auf die Anrichte.
    Sarah räusperte sich. »Ich übernehme das.«
    Der Priester drehte sich überrascht um. »Waren Sie den ganzen Abend hier? Ich dachte, Sie seien nach Hause gegangen. Nun, es wäre sehr nett, wenn Sie John-Jo das Essen bringen würden. Achten Sie nicht auf das, was er sagt. Stellen Sie ihm einfach einen Teller und eine Tasse Tee hin. Mike wird aufpassen, dass er Sie nicht belästigt.«
    Sarah trug den Teller mit dem Essen zu John-Jo hinüber. Mike stand in der Nähe und behielt den Mann argwöhnisch im Auge. John-Jo saß in sich zusammengesunken am Tisch und stützte den Kopf in die Hände. In der Hitze des Raums hatte sein Mantel zu dampfen begonnen, und ein ranziger Geruch entströmte ihm. Seine Fingerknöchel waren abgeschürft, und unter seinem dünnen grauen Haar war Schorf auf der Kopfhaut zu sehen. Sie stellte den Teller vor ihn hin.
    »Leider gibt es kein Huhn mehr«, sagte sie. »Aber vielleicht mögen Sie das. Und ich hole Ihnen noch Brot und Butter dazu, wenn Sie möchten.«
    »Verdammtes Huhn. Immer verdammtes, stinkendes Huhn. Ich hasse das verdammte Hühnerfleisch.« Er wühlte in einer seiner Manteltaschen. »Hier – kannst du das kochen? Ich habe es von einem Metzger unten an der Straße. Besser als jeden Tag das verdammte Huhn.«
    Er hielt ihr ein glänzendes Stück rohes Fleisch vor die Nase, an dem ein Teil des fusseligen Inhalts seiner Manteltasche klebte. Sie sah, wie geronnenes Blut über seine Hand lief und an seinen langen Fingern hinabtropfte. Eine Welle der Übelkeit erfasste sie, als sie den Geruch des Fleisches und des Mannes wahrnahm, und einen schrecklichen Moment lang fürchtete sie, ihn Ohnmacht zu fallen. Mike wandte sich ab, doch Pater Connolly hatte ihre plötzliche Blässe bemerkt.
    »Komm schon, John-Jo, du kannst doch nicht erwarten, dass jemand …«
    »Nein, das geht schon in Ordnung.« Sarah hatte die Sprache wiedergefunden. »Ich werde das gern zubereiten.« Sie nahm den blutigen, schleimigen Fleischbrocken entgegen, bemüht, ihren Brechreiz zu unterdrücken. »Es wird nur ein paar Minuten dauern. Ist es Ihnen recht, wenn ich es brate? Ich bin keine gute Köchin, aber das werde ich schon schaffen.«
    Sie floh zum Spülbecken, drehte den Wasserhahn auf und spülte das Fleisch sorgfältig ab. Nachdem sie die Flusen, die Haare und andere unbenennbare, grässliche Dinge davon entfernt hatte, sah sie, dass der Fettrand grünlich schimmerte. Aus Angst, er könnte sich davon eine Vergiftung holen, schnitt sie ihn ab. Er konnte es noch nicht länger als ein paar Stunden bei sich tragen, sonst wäre es vertrocknet. Schaudernd ließ sie es in eine Pfanne mit heißem Öl fallen, und als es gebraten war, sah es gar nicht mehr so schlimm aus. Die Köchin stand im Hintergrund und stapelte,

Weitere Kostenlose Bücher