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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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für dich – du wirst dir den Nacken verrenken und aussehen wie Quasimodo. Ich werde dir Tee und einen Toast machen.«
    Sie stellte den Wasserkessel auf den Herd.
    »Ich hatte sechsunddreißig Stunden Bereitschaft. Jetzt kann ich einfach nicht mehr.« Er fuhr sich mit der Hand über seine müden Augen. »Wahrscheinlich habe ich die Hälfte der Patienten in der Notaufnahme umgebracht. Bei den meisten kann ich mich nicht einmal mehr erinnern, warum sie gekommen sind. Wäre Deirdre nicht gewesen, könnte man mich nach dieser Woche begraben.«
    »Deirdre? Ich dachte, das wäre vorbei.«
    »Wie kommst du denn darauf?« Tim setzte sich auf und runzelte die Stirn.
    »Na ja, ich habe sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Genau genommen seit Weihnachten. Du hast sie nie hierher gebracht.«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Damit du sie wieder dumm anreden kannst?« Tim tastete nach seiner Brille, setzte sie auf und funkelte seine Schwester wütend an. »Ich kann von Glück sagen, dass Deirdre trotz dir und deiner zickigen Freundin noch mit mir spricht.«
    »Ach, komm schon, Tim. Wir haben sie nur ein wenig auf den Arm genommen. Ich wusste ja nicht, dass du und Deirdre – also, dass das mit euch beiden etwas Ernstes ist.«
    »Du warst so damit beschäftigt, sie auf den Arm zu nehmen, dass du keinen Gedanken daran verschwendet hast, wie ich mich dabei fühle. Du hast mich auch nie nach ihr gefragt.«
    »Nun ja, sie ist … ich bin sicher, dass sie ein guter Mensch ist. Aber …«
    »Deirdre ist ein sehr guter Mensch. Aufrichtig und geradlinig. Und sie macht sich wirklich etwas aus mir.« Er warf seiner Schwester einen vorwurfsvollen Blick zu. »Es ist nicht einfach, wenn man in eine Gruppe von fremden Leuten kommt, vor allem, wenn es sich um Kolonialisten wie uns handelt, und sich dann von seiner besten Seite zeigen soll. Man hofft dann, dass man sich bei dieser Familie wohl fühlen kann und Freundschaft schließen wird. Stattdessen habt du und diese verdammte Camilla ihr das Gefühl gegeben, ein dummer Bauerntölpel zu sein.«
    Sarah sah ihn verärgert an. Der Gedanke, dass Tim tiefere Gefühle für Deirdre hegte, war ihr nie gekommen.
    »Wir haben doch nur Spaß gemacht, Tim«, protestierte sie.
    »Du solltest nach anderen Möglichkeiten suchen, um dich zu amüsieren«, entgegnete er säuerlich. »Oder eine andere Zielscheibe für deine boshaften Spitzen finden. Versuch wenigstens, ein bisschen nett zu ihr zu sein.«
    Der aufsteigende Zorn verdrängte ihre Gewissensbisse. Tim hatte manchmal einen Hang zur Wichtigtuerei. So unhöflich hatten sie Deirdre nun wirklich nicht behandelt. Zumindest rechtfertigte das nicht dieses Aufheben. Die langen Schichten im Krankenhaus machten ihn reizbar und ungerecht. Früher hatte er nie etwas gegen einen Jux einzuwenden gehabt. Sie schob ihren Ärger beiseite und versuchte, sich versöhnlich zu zeigen.
    »Es tut mir Leid. Ehrlich. Ich hatte keine Ahnung, dass du so an ihr hängst. Lass uns die Sache begraben und einen Neuanfang machen.«
    »Aber es ist dir egal, was ich für sie empfinde, oder?« Er wollte das Thema nicht auf sich beruhen lassen. »Sie war bei unserer Familie zu Gast, und wir feierten Weihnachten. Nach Hause konnte sie nicht fahren, weil ihre Mutter Alkoholikerin ist. Deirdre hätte es nicht ertragen, mit anzusehen, wie sie wieder einmal nach dem Abendessen betrunken umfiel und sich in die Hose machte.«
    »Das wusste ich nicht.« Sarah suchte nach einem Weg, dieses quälende Gespräch zu beenden. »Ich habe mich entschuldigt – ich hatte kein Recht, sie zu ärgern.« Sie reichte ihm einen Teller mit gebuttertem Toast und eine Tasse Tee. »Jetzt iss und trink, und dann gehst du ins Bett und schläfst ein paar Stunden. Wenn du wieder aufwachst, wirst du eine vorbildliche Schwester vorfinden, die vor Liebenswürdigkeit und Charme sprüht, das verspreche ich dir.«
    Er trank mit halb geschlossenen Augen den Tee und schlang den Toast hinunter, wobei Krümel auf sein Hemd fielen. Noch bevor sie die Wohnung verließ, war er fest eingeschlafen.
    Sie fühlte sich immer noch schuldig wegen Deirdre und stürzte sich im Obdachlosenasyl sofort in ihre Arbeit – sie kochte, rührte Suppe in den Töpfen um und schrubbte und wischte. Am frühen Morgen, als Ruhe einkehrte, setzte sie sich mit Mike zusammen und genoss es, als er ihr über das Haar und die Wange strich. Als er sie später nach Hause brachte, wurden seine Küsse immer leidenschaftlicher, doch sie schob Tim als

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