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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Mutter war.
    Danach hatte Sarah Hannah geschrieben, allerdings das Vorkommnis in dem Nachtclub nicht erwähnt. Wieder ein unangenehmes Ereignis, das mit den Broughton-Smiths zu tun hatte. Und dieses Mal war es ihre gemeinsame Blutsschwester gewesen, die ihnen Leid zugefügt hatte. Hannah hatte sofort geantwortet und sie wissen lassen, wie sehr sie Sarah um ihr Leben in Irland beneidete. Sie hatte Lotties Bemühungen erwähnt, Geld für ein Studium an der Universität zusammenzubekommen. Doch es war klar, dass Hannah so schnell wie möglich ihre Ausbildung an der Wirtschaftsschule beenden und dann nach Langani zurückkehren wollte. Die hastig hingekritzelten Worte verrieten wenig über ihr eigentliches Leben, und Sarah machte sich besorgt Gedanken über das, was ungesagt blieb.
    Von Piet hatte sie nichts gehört. Sarah hatte versucht, ihn zu trösten, doch er hatte sich barsch, fast grob verhalten. Schließlich hatte sie einige Plattitüden gemurmelt und ihn dann seinem Gefühl der Demütigung überlassen. Es gab nichts zu sagen, was seinen Schmerz hätte lindern können. Jetzt war es an der Zeit, Tims Rat zu befolgen – sie musste diese traurige Angelegenheit hinter sich lassen und ihr Leben in Dublin in die Hand nehmen, bis sie ihren Abschluss machen konnte. Sie dachte an die Pläne, die sie mit Camilla und Hannah geschmiedet hatte. Das Leben war so einfach gewesen, als sie einander gelobt hatten, ihren einundzwanzigsten Geburtstag gemeinsam zu feiern. Sie hatten sich alle für unbesiegbar und unzertrennlich gehalten. Sarah zuckte die Schultern. Fürs Erste musste sie ihre gegenwärtige Situation überstehen. Sie musste noch für einige Examen pauken und dieses grässliche Wetter ertragen, bevor sie in die Welt zurückkehren konnte, die sie liebte. In der Zwischenzeit war die Fotografie ihre Leidenschaft geworden. Ihr Vater hatte ihr zum Studienbeginn seine Spiegelreflexkamera, eine Leica, überlassen. Ein Stück, das ihm sehr teuer war.
    »Die Kamera wird dir später bei deinen Forschungsarbeiten in der Natur wertvolle Dienste leisten. Du solltest am College einen Kurs für Fotografie besuchen, um das Handwerk zu erlernen. Wenn du den Dreh raus hast, erwarte ich fantastische Bilder von dir«, hatte er gesagt, als er ihr die wichtigsten Handgriffe gezeigt hatte.
    Das war der Beginn einer neuen Leidenschaft gewesen. Ihre ersten Versuche waren nur mittelmäßig ausgefallen. Aber nach und nach lernte sie, mit dem Belichtungsmesser und den Filtern umzugehen und mit langer Belichtungszeit zu arbeiten, die die Bilder weicher machte und die Dinge so darstellte, wie sie selbst sie sah. Im Augenblick bereitete sie eine Mappe vor und hoffte, hin und wieder freiberuflich für Magazine arbeiten zu können. Die Irish Times hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem eine beträchtliche Geldsumme winkte. Außerdem sollte dem Gewinner die Möglichkeit gegeben werden, seine Fotos auszustellen.
    Als sie im College eintraf, war die Dunkelkammer glücklicherweise nicht besetzt. Sie war erleichtert, dass niemand sie bei ihrer Arbeit störte. Wenn sie ganz allein ihre Bilder entwickelte und ausdruckte, konnte sie ihren Gedanken nachhängen und musste nicht auf peinliche Weise Kontakt zu ihren Kommilitonen suchen. Irgendetwas stimmt wohl nicht mit mir, dachte sie. Ich kann mich einfach nicht anpassen. Trotz ihrer Wurzeln war sie hier nach all der Zeit immer noch eine Fremde. In Afrika hatte sie sich seltsamerweise immer als Irin gefühlt, während sie sich in Irland wie eine Ausländerin vorkam. Wie Ruth auf den Getreidefeldern in der Fremde, nur dass Sarah in Dublin ihren Boas nicht gefunden hatte. Ihr Boas war ein afrikaanser Farmer, der Tausende Meilen entfernt lebte und sie als eine Art kleine Schwester ansah. Hin und wieder fragte sie sich, warum sie immer noch an ihrem unerfüllbaren Jugendtraum festhielt. Diese Verehrung aus der Ferne war lächerlich. Es wurde Zeit, dass sie sich mehr den netten jungen Männern im College widmete, die an ihr interessiert waren. Aber die Studenten in ihrem Alter kamen ihr unreif vor. Irgendwie unfertig. Und das lag nicht nur an Piet. Irgendein Teil von ihr konnte sich nicht mit Irland, mit dem College oder mit irgendetwas anderem hier anfreunden. In Dublin gab es nur wenige Studenten aus dem Ausland, und die Iren schienen sich untereinander alle zu kennen oder miteinander befreundet zu sein, während sie eine Außenseiterin blieb. Wenn sie versuchte, das Leben in Afrika zu beschreiben, die

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