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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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leise vor sich hin murmelnd, saubere Pfannen in die Regale. Sarah wärmte den Soßenrest auf und goss ihn über das Fleisch. Dann legte sie das Geschirrtuch ab, das sie als Schürze benutzt hatte, strich sich über das Haar und brachte John-Jo sein Abendessen. Die anderen entfernten sich, während er sich darüber hermachte. Sarah zog einen Hocker an den Tisch und setzte sich ihm gegenüber. Durch die Tür sah sie, wie der Priester und Mike die Leute hinausbegleiteten und die langen Tische abräumten. Die Köchin wünschte ihr eine gute Nacht und bedankte sich. Dann war sie ganz allein mit dem Mann in der Küche.
    »Willst du probieren?« John-Jo sah sie aus seinen stahlblauen Augen an.
    »Äh, nein danke, John-Jo. Nein.«
    »Ich wette, diese Scheißer haben dir nichts zu essen gegeben, stimmt’s? Na los, probier ein Stück. Du hast es gut zubereitet.«
    Er schob ihr mit seiner Gabel ein Stück zu. Hinter ihm sah sie Pater Connolly und Mike, die sie beobachteten. Cathy zog die Augenbrauen hoch und tat, als sei ihr übel. Sarah spürte, wie Entschlossenheit in ihr aufstieg.
    »Danke. Ein kleines Stück zum Probieren. Ich habe schon zu Abend gegessen, bevor ich hierher gekommen bin.« Sie nahm ihren Mut zusammen und schob sich das Fleischstück in den Mund.
    »Mm, sehr gut. Und Sie haben Recht – das habe ich wirklich gut gemacht. Nur die Soße könnte heißer sein.« Es schmeckte tatsächlich nicht schlecht. John-Jo strahlte plötzlich über das ganze Gesicht.
    »Gut gemacht, Mädchen. Du bist in Ordnung.« Er verzehrte den Rest der Mahlzeit und schüttete seinen Tee hinunter. Dann lehnte er sich mit einem Seufzer zurück und schloss die Augen.
    Leise stand Sarah auf, trug den leeren Teller zur Spüle und wusch ihn ab. Dann ging sie hinaus in den Saal, um zu sehen, ob sie noch irgendetwas tun konnte, doch es war niemand mehr da. Sie hörte, wie hinter ihr ein Stuhl gerückt wurde, und sah sich um. John-Jo war aufgestanden und kam schwankend auf sie zu. Ihre aufsteigende Angst schwand, als er an ihr vorbei auf das alte Klavier an der Wand zusteuerte und den Deckel öffnete. Er zog sich einen wackeligen Stuhl heran und setzte sich an die Tastatur. Dann fingerte er wieder in seinen Manteltaschen. Sarah fragte sich, ob er wohl eine weitere Delikatesse zum Braten oder womöglich eine Flasche verbotenen Alkohols hervorkramen würde, doch er förderte nur ein zerdrücktes Zigarettenpäckchen und eine Schachtel Streichhölzer zutage.
    »Das ist für dich, Mädchen. Weil du dich für unser Abendessen so hübsch angezogen hast. Das gefällt mir. Und du hast mein Fleisch gebraten und hattest keine Angst davor, es mit mir zu essen. Du bist in Ordnung. Wirklich in Ordnung, Mädchen.«
    Dann schloss er die Augen und begann zu spielen. Die Zigarette hing zwischen seinen Lippen, als er die Finger auf die Tasten legte. Das Klavier reagierte auf seine Berührung, und sein Spiel verwandelte blecherne Klänge in wunderschöne Musik. Beim letzten Akkord beugte er den Kopf über die Tastatur und ließ seinen Fuß auf dem Pedal ruhen, bis die Töne langsam verklangen. Sarah traten Tränen in die Augen. Sie war bewegt von der Schönheit der Musik und dem Talent des Klavierspielers, der sein Leben verpfuscht hatte! Und nun hatte er ihr dank seiner Gabe ein wunderschönes Geschenk gemacht.
    Der Mann sah zu ihr auf und grinste.
    »Ach, verdammter Mist!« Er erhob sich, schlug den Klavierdeckel zu und verließ den Saal.
    »Er war einmal sehr berühmt.« Pater Connolly stand im Türrahmen. »Bis der Alkohol ihn zugrunde gerichtet hat. Ich glaube, das ist der Zorn, den er in sich trägt – Zorn darüber, das verloren zu haben. Es weggeworfen zu haben.«
    »Wohin geht er jetzt?«
    »In unser Asyl am Sarsfield Quay. Wenn er dort nicht auch Hausverbot hat, weil er schon einmal einiges zertrümmert hat. Mary hat Recht. An manchen Tagen kann er sehr gefährlich sein.«
    »Ja. Ich freue mich, dass ich helfen konnte.« Sarah reichte ihm die Hand. »Gute Nacht, Pater.«
    »Sie haben heute Abend großartige Arbeit geleistet. Ich hoffe, Sie kommen wieder. Gott segne Sie, meine Liebe.«
    »Danke.«
    »Mike wird Sie zur Bushaltestelle begleiten. In dieser Gegend sollten Sie so spät am Abend nicht allein herumlaufen.«
    Sarah war erleichtert, dass sie nicht allein auf die dunklen Straßen hinausmusste. Auf dem Weg plauderte sie mit Mike. Er erzählte ihr, dass er im letzten Semester Jura studierte. Seine Freundin hatte sich von ihm getrennt, weil er wegen

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