Himmel über Darjeeling
ihre Weiblichkeit verkündete.
»Mach mich zur Frau, ehe du gehst. Jetzt. Hier.«
Willenlos ließ er zu, dass sie ihn an der Hand nahm und mit sich auf den Boden zog, ihre Haut und ihr Haar unter seinen Händen ununterscheidbar von der glatten Seide des Saris unter ihnen, und er begriff, dass er es genauso wollte wie sie.
Seine bisherigen körperlichen Begegnungen mit Frauen waren kurz und hastig gewesen; zuerst die willigen Mägde im Heuschober, später die stark geschminkten, nach billigem Parfum riechenden Huren der lal bazaars in Kalkutta, bei denen er sich für ein paar Rupien Erleichterung verschafft hatte, die ihn sich angewidert und schmutzig hatten fühlen lassen. Die Begeisterung und Gier seiner Kameraden für die dunkelhäutigen Frauen war ihm unverständlich geblieben. Doch Sitaras Schönheit, die Unschuld und der gleichzeitige Hunger in ihren Augen gaben diesem Moment etwas Feierliches, Reines.
Ihre Küsse waren heiß, ihr Körper glühte unter seinen Berührungen, und ihre Finger, die zärtlich über seine Haut strichen, ihn nach und nach von seiner Uniform befreiten, brannten und kühlten zugleich. Tief atmete er ihren dunklen, moschusähnlichen Geruch ein, als er jede Wölbung ihres Körpers mit seinen Händen und seinem Mund nachzeichnete, mit seiner eigenen Haut bedeckte, staunend über seine feste Geschmeidigkeit, seine Weichheit und Wärme. Das Beben, das immer wieder, immer stärker, durch ihren Leib lief, die kleinen, kehligen Laute, die sie von sich gab, steigerten sein Begehren noch mehr. Als er glaubte, vor Verlangen zerbersten zu müssen, drang er in sie ein, spürte das Reißen ihres Jungfernhäutchens, ihr erschrecktes Zusammenzucken, dann eine Hitze, die ihn aufstöhnen ließ. Furchtlos hielt sie seinen Blick fest, umschlang ihn mit Armen und Beinen, mit einer Glut, die sie beide schmelzen, ineinander verfließen ließ.
Schweißfeucht glänzten ihre Körper, als sie sich später aneinander schmiegten, glühend und doch zitternd vor Kälte in der warmen Nachtluft. Winston fühlte sich satt und geheiligt, lauschte auf sein eigenes pochendes Herz, Sitaras Pulsschlag unter der Haut, ihren schnellen Atem, das Sirren der Grillen, die ohrenbetäubende Stille, wenn diese einen Moment lang schwiegen. Er sah auf, als er Sitara sich in seiner Armbeuge regen fühlte. Unverwandt blickte sie ihn an, hinter Tränen ein tiefes Glück in ihren schwarzen Augen. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Unterleib, dicht über dem dunklen Dreieck zwischen ihren Beinen.
»Ich werde deinen Sohn in mir tragen. Ich weiß es.«
6
E s gehört zum Wesen der Liebe, gleich wie heimlich sie auch sein mag, dass sie die Liebenden verrät – durch eine Leichtigkeit in jedem Schritt, war er zuvor auch noch so schleppend, ein Leuchten in den Augen, mochten sie auch gänzlich erloschen gewesen sein, eine schimmernde Aureole um den Menschen, die jede seiner Bewegungen Funken sprühen lässt. Und so sehr Winston und Sitara sich vorsichtig glaubten und in Sicherheit wähnten, so konnte ihr Geheimnis doch nicht lange unentdeckt bleiben.
Nacht für Nacht trafen sie sich in jenem Innenhof, hungrig nach der Nähe des anderen, erfüllten einander die Sehnsüchte von Leib und Seele und bekamen doch nie genug, und sie verboten sich jeden Gedanken an die Zeit, die ihnen beiden unaufhaltsam durch die Finger rann.
Der Mond rundete sich, nahm wieder ab, blinzelte skeptisch auf Winston und Sitara hinab, die sich auf Winstons ausgebreitetem Uniformrock umschlungen hielten und küssten, und Sitaras leises Lachen, als Winston unbeholfen mit dem Ende ihres Saris zu hantieren begann, stieg durch die wärmeschwere Luft zu ihm empor. Und in jenem Augenblick, als zischend Metall über Metall schliff, die beiden erschrocken auffuhren, schien sich sein Blick zu verdunkeln und ahnungsvoll abzuwenden.
Breitbeinig, sein langes Rajputenschwert gezückt, stand Mohan Tajid vor ihnen, und blanker Hass loderte aus seinen Augen.
»Nimm deine dreckigen feringhi -Finger von meiner Schwester.«
Winston wollte aufspringen, um Sitara und sich zu verteidigen, doch sie zwang ihn, sitzen zu bleiben, indem sie die Finger ihrer einen Hand schmerzhaft in seinen Oberschenkel krallte. Ohne Hast, ohne Angst setzte sie sich auf und lehnte sich mit dem Rücken an ihn, die andere Hand schützend vor ihrem Unterleib.
»Nein, Mohan. Bevor du ihn tötest, musst du mich töten. Mich und das Kind, das ich in mir trage.«
Ihre Stimme war ruhig und bestimmt,
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