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Himmel über Darjeeling

Himmel über Darjeeling

Titel: Himmel über Darjeeling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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von jeher unregelmäßig gewesen und nur sporadisch, in großen Abständen aufgetreten, hatte vor zwei Tagen eingesetzt – keinen Monat zu früh, wie sie angesichts der Reise, die hinter ihr lag, erleichtert befand. Erstaunt wie befremdet, hochrot vor Scham, hatte sie sich von Nazreen die Polster aus Moos zeigen lassen, die das Blut im Inneren ihres Körpers auffangen sollten. War es ihr zuerst seltsam, geradezu anstößig erschienen, so hatte sie sich rasch an die Freiheit und Unbeschwertheit gewöhnt, die ihr mit den unbequemen dicken Stoffstreifen, an einem Gürtel unter den langen Röcken befestigt, nie vergönnt gewesen war. Nach den strengen Regeln des Hinduismus hätte sie nicht hier sein dürfen – während der Zeit der Blutung sollten sich die Frauen allein in der zenana aufhalten, zurückgezogen und unter ihresgleichen, zu ihrem eigenen Schutz wie dem der Männer, um sie vor ihrer Unreinheit zu bewahren. Hatte Ian sie deshalb die letzten Tage gemieden? Auf ihre Fragen hatte sie nur ausweichende bis ratlose Antworten erhalten. Er schien Surya Mahal verlassen zu haben – wohin und für wie lange auch immer. Und ohne es sich selbst wirklich eingestehen zu wollen, hinterließ seine Abwesenheit in der Weitläufigkeit des Palastes eine Leere, die sich nicht füllen ließ.
    Mit einem Seufzen setzte sie sich wieder auf und ergriff den Federhalter, in ihrer schwungvollen Schrift nach ein paar einleitenden Worten in eine farbenprächtige Schilderung der Stationen ihrer Reise und des Lebens in Indien übergehend, deren scheinbar sorgloser und leichtherziger Ton sie mit Verachtung für ihre eigene Falschheit erfüllte.
    Lang, kurz, kurz, lang ertönte das verabredete Klopfzeichen an der dunkel gemaserten Tür des Hotelzimmers. Mit einem leisen Klingeln bestätigte die Uhr auf dem Kaminsims die Pünktlichkeit des Besuchers. Richard Carter holte tief Luft, um der Ungeduld Herr zu werden, die ihn in den vergangenen Stunden über den mit gemusterten Teppichen ausgelegten Holzboden hatte wandern lassen, ehe er die Tür öffnete. Die magere Gestalt in einfachen jodhpurs und langer Jacke huschte mit einer kurzen Verbeugung in das Zimmer, geschmeidig und geräuschlos wie eine Schlange. Mit aufmerksamen Blicken suchte Richard Carter beide Seiten des langgezogenen Korridors nach unwillkommenen Zeugen ab, ehe er die Tür hinter ihnen beiden leise schloss.
    Ohne lange Vorrede zog der namenlose Gast mit der fahlen, im Schein des Kaminfeuers fast grauen Gesichtsfarbe so vieler Eurasier aus einer versteckten Brusttasche einen dicken Umschlag und reichte ihn Richard. »Hier, Sahib.«
    Rasch riss Richard das Kuvert auf und überflog die eng beschriebenen Bögen. Er sah auf.
    »Mir wurde gesagt, ich könne mich auf Ihre Diskretion verlassen.«
    Eilfertig verbeugte sich der Eurasier. »Gewiss, Sahib.«
    Richard entging das gierige Glitzern in den tiefliegenden Augen des Besuchers nicht, als er den Umschlag ergriff, der auf dem Kaminsims gegen die Uhr gelehnt war. Von der ersten Sekunde an hatte er eine an Ekel grenzende Abneigung gegen diesen Mann gefasst, der augenscheinlich für Geld alles zu tun bereit war. Doch seine Erfahrungen als Geschäftsmann hatten ihn gelehrt, persönliche Emotionen dem geschäftlichen Nutzen hintanzustellen.
    »Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden«, sagte er, als er dem Eurasier seinen Lohn übergab.
    »Sehr wohl, Sahib«, bedankte dieser sich mit einer tiefen Verbeugung. »Wenn es sich in nächster Zeit auch etwas schwieriger gestalten wird. Die Männer, die sie begleiten, sind persönliche Vertraute – Rajputenkrieger, von Kindesbeinen an darin geschult, die kleinste Bewegung in der Wüste zu registrieren. Keine Möglichkeit, einen von unseren Leuten einzuschleusen.«
    Richard Carter zögerte nicht, aus der Brusttasche seines anthrazitgrauen Rocks ein dickes Bündel Banknoten hervorzuziehen. »Ich bin sicher, es wird Ihnen eine Lösung einfallen.«
    Ein Leuchten glitt über das eingefallene Gesicht des Besuchers, das so nichtssagend war, dass es einem nicht länger als ein paar Minuten im Gedächtnis blieb.
    »Ich werde mein Möglichstes tun, Sahib.«
    Mit einer weiteren dienstbeflissenen Verbeugung schlüpfte der Eurasier aus dem Zimmer, kaum hörbar die Tür hinter sich schließend.
    Einen Stuhl an den Kamin gezogen, begann Richard aufmerksam die Seiten durchzulesen, sich deren Inhalt einzuprägen, ehe er ein Blatt nach dem anderen in das Feuer fallen ließ. Ein Glas Sherry in der einen, eine

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