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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Laden stand und mit einem goanesischen Koch und seinem Diener um den Preis der rötlichen Galgantwurzeln feilschte, erblickte plötzlich weit hinten, dort, wo die Araber ihre Läden hatten, einen lila Fleck. Zuerst glaubte sie, ihre Augen spielten ihr einen Streich, denn inzwischen war die Trockenzeit angebrochen, und jeder kleine Windhauch wirbelte gelbliche Staubwolken empor, welche die Sicht erschwerten. Doch als sie ihren Handel abgeschlossen hatte und dem Goanesen noch rasch von den Muskatblüten und den Korianderfrüchten erzählte, die morgen ganz frisch bei ihr eintreffen würden, erblickte sie Sarahs Hut, an dem eine zarte Straußenfeder befestigt war.
    » Schau doch, wer zu uns kommt!«, rief sie Klara zu. » Sarah William– ich habe mich schon gefragt, was wohl aus ihr geworden ist.«
    Sarah war auffallender gekleidet denn je und erregte sogar hier, wo viele Afrikanerinnen grelle, bunte Farben bevorzugten, einiges Aufsehen. Als Charlotte ihr zuwinkte, blieb sie überrascht stehen und blinzelte gegen die Sonne. Als sie ihre ehemalige Mitreisende endlich erkannt hatte, breitete sie entzückt die Arme aus und lief auf Charlotte zu. Zwei schwarze boys mit weißen Mützen und langen Gewändern, die ihrer bibi folgten, mussten ebenfalls rennen.
    » Charlotte Ohlsen und meine kleine Klara! Was für eine Freude! Ich hatte schon gefürchtet, ihr wäret im Usambara-Gebirge verschollen…«
    Sie umarmte Charlotte, und Klara musste die Arbeit unterbrechen, als Sarah auch sie herzlich umschlang und auf beide Wangen küsste.
    » Ich besitze die hübsche Zeichnung immer noch, meine Kleine. Sie hat einen Ehrenplatz an der Wand über meinem Bett, und jeder, der sie sieht, will wissen, wer das Bild gemalt hat…«
    Charlotte schickte Schammi in die Wohnung hinauf, um Kaffee zu kochen, was er ausgezeichnet verstand, dann bot sie ihrem Gast den Sessel an, den Kamal Singh ihr geschenkt hatte, und Sarah ließ sich mit einer gezierten und zugleich aufreizenden Bewegung darauf nieder.
    » Das ist doch nicht etwa euer eigener Laden? Meine Güte, was für eine Arbeit, noch dazu bei dieser Hitze! Zeig mir doch einmal diese Ohrringe mit den grünen Steinen. Nicht die– die anderen, die daneben hängen. Ist das Jade? Echt oder nur gefärbtes Glas? Lass mal sehen, wie sie mir stehen. Hast du einen Spiegel?«
    Sie schwatzte ohne Punkt und Komma, erzählte freimütig, dass es mit ihrer Heirat nun doch nichts würde, ihr Verlobter habe sich als ein schrecklicher Langweiler entpuppt, und überhaupt sei sie nicht für die Ehe geschaffen. Sie habe eine hübsche Wohnung im Westen der Stadt gemietet, dort sei es angenehm ruhig, die Häuser meist in gutem Zustand, und über Mangel an Gesellschaft könne sie auch nicht klagen.
    Die beiden boys waren mit geflochtenen Taschen ausgestattet, in denen sich bereits allerlei Stoffe und andere Dinge gesammelt hatten. Während ihre Herrin Kaffee trank und ausgiebig plauderte, hockten ihre afrikanischen Diener mit Schammi zusammen, um sich mit ihm in einer fremden Sprache zu unterhalten, die nichts mit Suaheli zu tun hatte.
    » Ihr beide müsst mich unbedingt besuchen«, meinte Sarah. » Dass meine kleine Klara so gut nähen kann… Nun ja, du hast ja auf dem Dampfer schon immer gesessen und gestichelt. Wo ist denn dein Mann, Charlotte? Ist er dir etwa abhandengekommen?«
    Sie lachte hell auf über ihren Scherz, den weder Charlotte noch Klara besonders lustig fanden. Dann räumte sie ein, sie habe gehört, Christian Ohlsen sei ins Usambara-Gebirge gezogen, um dort auf einer Plantage zu arbeiten.
    Von wem sie das wisse, erkundigte sich Charlotte.
    » Ach, Liebste! Ich kenne eine Menge Leute. Offiziere, Inspektoren, Ärzte, Beamte… Alles, was sich hier so angesiedelt hat, geht bei mir ein und aus. Hast du gehört, dass es bald auch eine deutsche Brauerei hier geben wird? Ein gewisser Wilhelm Schmidt stellt Weißbier her– ein grauenhaftes Zeug, aber es erinnert so angenehm an die deutsche Heimat…«
    Weißbier trank man aus hohen Gläsern, so viel wusste Charlotte. Aber vielleicht brauchte dieser Schmidt ja auch Bierkrüge mit der Aufschrift seiner Brauerei? Sie überlegte noch, wie sie die beschaffen könnte, als Sarah auch schon beim nächsten Thema war.
    » Klara, meine Süße! Ich brauche unbedingt eine geschickte Schneiderin. Kannst du auch Korsagen nähen? Wäsche? Diese Inder können keine anständige Kleidung herstellen– von ihrem Geschmack ganz zu schweigen–, alles ist zu weit, trotzdem

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