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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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lösen sich die Nähte auf.«
    Sie kaufte zwei Paar Ohrringe aus Silber, ein rotes Seidentuch und einige der kleinen Duftbeutel, die Charlotte erfunden hatte. Sie füllte sie mit Stoffresten, zwischen die sie Zitronengras, Nelken oder Vanillestangen legte, und sie fanden reißenden Absatz. Sarah handelte nicht, zahlte ohne Zögern den geforderten Preis, und der lederne Beutel, den sie unter der Jacke verbarg, schien noch lange nicht leer zu sein.
    Der Abschied war herzlich– zumindest von Sarahs Seite. Charlotte verhielt sich freundlich, aber doch zurückhaltend, Klara dagegen, die allein schon Sarahs Gehabe und den ganzen Aufruhr als schrecklich peinlich empfunden hatte, musste sich stark zusammennehmen, um wenigstens Lebewohl zu sagen.
    » Bibi ist laute Frau. Viel reden«, stellte Schammi unbefangen fest, während Charlotte und Klara noch betreten schwiegen. » Sie hat afrikanisches Mädchen, das heißt Mgumditemi. Muss Kleider waschen und Essen kochen, aber weiße bibi ist nie zufrieden. Am Abend viel Besuch in Wohnung. Viel lachen und trinken. Viel weiße Männer kommen zu weiße bibi und…«
    » Halt den Mund!«, unterbrach ihn Klara mit ungewohnter Schärfe. » Das ist schrecklich, Charlotte. Wir hätten es gleich auf dem Schiff bemerken müssen. O Gott– sie ist eine… eine…«
    Sie brachte das Wort nicht heraus, sondern setzte sich wieder an ihre Nähmaschine, die jetzt in der Trockenzeit sehr unter dem Staub litt und häufig geölt werden musste. In ihrer Aufregung trat sie zu heftig aufs Pedal, die Maschine ratterte los– der Faden riss.
    » Für diese Frau nähe ich nicht, Charlotte!«
    Charlotte glaubte, nicht recht gehört zu haben. Sarah würde die bestellten Kleidungsstücke gut bezahlen– was ging es sie an, womit sie ihr Geld verdiente? Sie waren Geschäftsleute und keine Moralapostel.
    » Wie kommst du dazu, über diese Frau den Stab zu brechen? Gerade du, die Sarah besonders ins Herz geschlossen hat?«
    Klara bemühte sich, das gerissene Nähgarn wieder einzufädeln, doch da ihre Finger vor Aufregung zitterten, wollte es ihr nicht gelingen.
    » Ich breche nicht den Stab über sie, Charlotte. Dazu habe ich kein Recht. Jesus sagt: › Wer unter uns ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.‹ Aber ich werde ihr Tun auf keinen Fall unterstützen, indem ich Korsagen und Wäsche für sie nähe!«
    Es war ganz offensichtlich, dass Klara zu viel Zeit in der Missionsstation verbrachte. Meist blieb sie mit Schammi den ganzen Sonntagvormittag dort, sie hatte den Jungen sogar überreden wollen, die Missionsschule zu besuchen, doch Schammi hatte sich hartnäckig geweigert. Er war stolz auf den kleinen Lohn, den Charlotte ihm inzwischen auszahlen konnte und den er sogleich in allerlei überflüssige, glänzende Dinge umsetzte.
    » Sie wird ihrer Tätigkeit auch ohne Korsagen und Wäsche nachgehen!«, schimpfte Charlotte.
    Klara beugte sich über ihre Näherei, doch obgleich sie einen Strohhut mit gewölbter Krempe trug, um sich vor der Sonne zu schützen, sah Charlotte, dass sie tiefrot geworden war. Dabei hatte sie die Worte gar nicht so gemeint, wie Klara sie offenbar verstanden hatte.
    » Unser Herr Jesus Christus ist auch für sie gestorben, deshalb wird Gott ihr diese Sünde einst vergeben«, sagte sie leise. » Aber ich will sie nicht in ihrem schlechten Tun bestärken. Ich werde kein einziges Stück für sie nähen.«
    Nie zuvor war die sanfte Klara so hartnäckig gewesen. Charlotte stand eine Weile fassungslos da, bekämpfte den aufkommenden Zorn und wandte sich schließlich ab. Es war Kundschaft im Laden, um die sie sich kümmern musste. Schammi schlich mit trauriger Miene hinter ihr her, sah sich aber immer wieder nach Klara um, die ohne aufzublicken ihre Arbeit tat. Schließlich entschloss er sich, seinen Platz neben der Nähmaschine wieder einzunehmen, doch sein schmales Kindergesicht zeigte einen bekümmerten Ausdruck, und wenn er zu Charlotte hinübersah, schien er sie um Verzeihung zu bitten.

Klara blieb standfest bei ihrem Entschluss. Als Sarah drei Tage später wieder im Laden erschien, erklärte Klara, mit Arbeit so überlastet zu sein, dass sie in nächster Zeit keine Aufträge annehmen könne. Zu Charlottes Erleichterung verübelte Sarah ihr diese Zurückweisung nicht; sie habe vorerst genug zum Anziehen, zumal ein guter Bekannter ihr einige sehr feine Wäschestücke aus Frankreich besorgt habe. Sie kaufte Charlotte einige kleine Tässchen und eine mit Rosen bemalte

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