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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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sich Charlotte beklommen an Dr. Meyerwald.
    Der lachte. Wozu man die Neger denn bezahle? Das Leidige bei der Sache sei nur, dass sie sich verflucht viel Zeit ließen, bis endlich die Zelte stünden und das Essen gekocht sei. Aber auch das habe seinen Vorteil– er würde sich jetzt seinen Forschungen widmen, und Dobner sollte endlich zeichnen, solange das Licht dies noch zuließe. Inzwischen hatte Charlotte erfahren, dass der junge Maler von seinem Freund Meyerwald für die Zeichnungen bezahlt wurde, sie würden später Eingang in die Werke des ehrgeizigen Biologen finden.
    Christian hatte sich ein Stück von ihr entfernt auf den Boden gesetzt und schien in die Betrachtung der Vorgänge auf dem Lagerplatz vertieft zu sein, zumindest sah er nicht zu ihr hinüber. Sie war zufrieden damit, ging noch ein wenig weiter zur Seite und ließ sich ebenfalls nieder. Als Humadi ihr die Kalebasse mit dem Rest Wasser brachte, zögerte sie einen Augenblick, dann trank sie in langen Zügen. Wieso sorgte sie sich um Christian? Wenn er kein Wasser mitgenommen hatte, hatte er selbst Schuld.
    Bevor es dunkel wurde, hatten die Schwarzen nicht nur die Zelte für die Europäer und für sich selbst aufgestellt, auch die Warenballen lagerten auf einer Unterlage aus Holzstäben, die sie vor den gefräßigen Termiten bewahren sollte. Die schwarzen Frauen hatten währenddessen kleine Feuer entzündet und die Abendmahlzeit zubereitet, indem sie einige Hände voll Mais- oder Hirsemehl in das trübe Wasser warfen und einen Brei daraus kochten.
    » Kommen Sie, Frau Ohlsen– wir wollen die erste Nacht in der Wildnis gebührend feiern!«
    Für die Weißen waren Tisch und Stühle unter einem Vordach aufgestellt worden, sogar an eine Tischdecke hatte man gedacht, und Dobner gönnte sich ein weiches Kissen im Rücken. Der Koch hatte Hühner geschlachtet und das gebratene Fleisch mit Kreuzkümmel und Kurkuma gewürzt, dazu gab es leckere Küchlein aus Bananen und Hirsemehl, die in Erdnussöl knusprig ausgebacken waren. Das Wasser, das die Frauen aus dem Boden gegraben hatten, erschien Charlotte zwar wenig vertrauenerweckend, doch der Tee überdeckte den erdigen Geschmack, und zu guter Letzt bewirtete Dr. Meyerwald seine Gäste mit irischem Whiskey, einer Schachtel Marzipan und dicken Zigarren. Dobner und Meyerwald waren gehobener Stimmung, berichteten von Reisen durch die Savanne von Deutsch-Südwest, Begegnungen mit den Herero und ganz erstaunlichen Felszeichnungen, die Dobner fleißig kopiert habe. Dr. Meyerwald hielt die Bilder für Kritzeleien der Herero und setzte seinen Zuhörern auseinander, wie deutlich man anhand dieser simplen Darstellungen den niedrigen Entwicklungsstand der Eingeborenen erkennen könne. Christian verfolgte die Vorträge mit scheinbar großem Interesse und warf ab und an eine Frage ein, die Meyerwald Anlass zu weiteren Ausführungen gab. Immerhin stellte Charlotte fest, dass Christian keinen Tropfen Whiskey anrührte und stattdessen Tee trank.
    Sie fühlte sich unbehaglich in dieser Runde und wäre viel lieber allein gewesen, um ihre erste Nacht in der afrikanischen Wildnis mit allen Sinnen zu erspüren. Um sie herum glommen noch die Feuer, irgendwo wurde ein Saiteninstrument gezupft, Gesänge waren zu hören, eintönig, fern jeder europäischen Melodie; Lieder, die vom Herzen Afrikas erzählten und denen sie so gern ungestört gelauscht hätte. Ein leichter Wind war aufgekommen, strich kühlend über die Haut und erlöste sie von der Hitze des Tages. Mit leisem, hellem Pfeifen glitten Fledermäuse an ihnen vorüber, manchmal durchschnitt die schlanke Silhouette einer Nachtschwalbe den Schein der Lampe, ihr dunkles Gefieder schimmerte im Licht wie bläuliche Seide. In der Ferne glaubte Charlotte, eine Art singendes Rufen zu vernehmen, doch sie hätte nicht sagen können, welches Tier diese Laute hervorbrachte.
    Als sich Dobner und Meyerwald endlich zum Schlafen zurückzogen, blieb sie mit Christian allein zurück. Zum ersten Mal an diesem Tag sah er ihr in die Augen, und zu ihrer Überraschung war sein Blick ruhig. Er schien weder ein schlechtes Gewissen zu haben noch zornig auf sie zu sein, er machte auch keine Miene, um ihre Gunst zu betteln, wie er es noch vor Wochen getan hatte.
    » Ich werde vor dem Zelt schlafen.«
    » Rede keinen Unsinn«, gab sie böse zurück.
    » Na schön. Wenn du meinst, dass wir die Form wahren sollten, dann werde ich bei dir im Zelt nächtigen«, erwiderte er mit kühler Höflichkeit. » Aber

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