Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
Vom Netzwerk:
allerdings fast am Ende ihrer Kräfte; sie stellten ihre Lasten ab und ließen sich daneben auf den Boden fallen– wie es schien, wollten sie bis zum folgenden Morgen hier liegen bleiben.
    Humadi war bei den Frauen gewesen, jetzt lief er mit einer Kalebasse auf Charlotte zu, reichte ihr Wasser und packte einige übrig gebliebene Hirsefladen aus, falls sie Hunger hatte. Ein paar der Träger wollten hinunter zum Fluss laufen, doch es wurde ihnen verboten, und sie mussten wieder umkehren.
    » Wenn die Burschen erst einmal im Wasser herumplantschen, bekommt man sie nicht so rasch wieder in den Griff. Dann erwischen sie mit ihren Pfeilen ein paar Fische, fangen an, sie zu braten, füllen sich den Bauch, und hinterher können sie nichts mehr schleppen«, erklärte Dr. Meyerwald sachverständig.
    Charlotte hatte selbst große Lust, zum Fluss hinunter an das verlockend blinkende Wasser zu gehen, doch Meyerwald warnte sie eindringlich vor den Krokodilen, die sich gern im grauen Wurzelgeflecht der Mangroven verbargen. Also setzte sie sich unter eine Akazie, lehnte den Rücken gegen den Stamm und schloss die Augen, um ein wenig Ruhe vor seinen ständigen Belehrungen zu haben. Um sie herum ertönte munteres Geschwätz in allerlei Sprachen, die Leute schlürften aus Krügen und Kalebassen, Vögel stießen schrille Laute aus, ein Kind weinte und wurde mit rauer, dunkler Stimme getröstet.
    Sie musste an Klara und Schammi denken, von denen sie sich gestern früh verabschiedet hatte. Schammi hatte kein Wort gesagt und sie nur schweigend und vorwurfsvoll angesehen, so dass sie fast Gewissensbisse bekam. Ihrem Versprechen, in wenigen Wochen zurückzukehren und ihm ein Geschenk mitzubringen, glaubte er nicht. Vielleicht fürchtete er, sie für immer zu verlieren, genau wie seine Eltern und Geschwister. Klara dagegen, die zuerst so entsetzt über ihren Entschluss gewesen war, blieb beim Abschied gefasst. Zärtlich nahm sie Charlotte in die Arme, drückte sie an sich und flüsterte ihr zu, sie werde für sie beten. Ach, sie könne so gut verstehen, dass Charlotte den großen Berg sehen müsse, sie wäre ja selbst mitgelaufen, wenn es ihr möglich gewesen wäre. Aber sie sei zufrieden damit, hier in Daressalam den Laden zu verwalten, und sie wisse genau, dass Gott ihre geliebte Charlotte heil und gesund zu ihr zurückgeleiten würde. Charlotte war vor Rührung schließlich doch in Tränen ausgebrochen, obgleich sie fest entschlossen gewesen war, sich zu beherrschen. Kamal Singh, von dem sie sich ebenfalls hatte verabschieden wollen, war in seinem Geschäft nicht anzutreffen gewesen, man sagte ihr, er sei in der Stadt unterwegs und würde erst gegen Mittag zurückkommen. Es hatte sie bekümmert, denn er wusste, dass sie heute abreisen würde, aber er war ärgerlich auf sie und zeigte ihr seinen Unmut auf seine Weise.
    Ein schmerzhafter Stich im rechten Fußgelenk riss sie aus ihren Gedanken. Hastig zog sie die Beine an den Körper und schlug mit der Hand auf die Stelle, an der sie gebissen worden war.
    » Ameisen!«, rief Dobner wütend. » Verdammte Biester. Da kommen sie in ganzen Scharen!«
    Er hüpfte umher und schlug sich fluchend auf die Oberschenkel. Die schwarzen Tierchen waren in seine Hosenbeine gekrabbelt, und auch Charlotte sprang auf und schüttelte ihre weiten Hosenbeine, stampfte mit den Füßen und bemerkte erst dann, dass es auf dem rötlichen Waldboden von Ameisen nur so wimmelte. Gelächter ertönte, besonders die afrikanischen Frauen hatten ihren Spaß daran, dass sich die Weißen ausgerechnet in der Nähe eines Ameisenhaufens niedergelassen hatten. Charlotte war nicht zornig darüber, sie kannte die Neigung der Schwarzen zu harmloser Schadenfreude und musste selbst schmunzeln. Die drei Europäer verzogen sich an eine andere, ameisenfreie Stelle, und Dr. Meyerwald, der glücklicherweise verschont geblieben war, erklärte, dass es vermutlich die honigbestrichenen Hirsefladen gewesen seien, die die Ameisenscharen angelockt hätten.
    » Diese kleinen Tierchen haben ein höchst interessantes soziales Gefüge, liebe Frau Ohlsen. Wenn eine umherstreifende Ameise einen Leckerbissen entdeckt, den sie allein nicht forttragen kann, krabbelt sie zurück und teilt ihren Genossinnen die genaue Lage der Futterquelle mit.«
    In diesem Augenblick erschienen einige Nachzügler am Lagerplatz, zwei Träger, die unterwegs gestürzt waren und sich mit verbundenen Knien voranbewegten, begleitet von einigen Frauen, einem bewaffneten Krieger

Weitere Kostenlose Bücher