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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Liebestränke und derartige Mittelchen. Nun, der Aberglaube sei weit verbreitet bei den Schwarzen, da habe die christliche Mission noch viel Arbeit vor sich.
    » Vielleicht konnte diese Hexe ja wirklich zaubern«, überlegte Dobner und wackelte dabei probeweise mit seinem verbundenen Fuß.
    » Ganz sicher«, knurrte Meyerwald spöttisch. » Sie hat sich ein kleines Vermögen zusammengezaubert, die schlaue Alte. Mit Liebestränken kann man schneller Geld verdienen als mit schlechten Zeichnungen, mein armer Freund.«
    Dobner verzog das Gesicht und blieb für den Rest des Abends schweigsam.
    Der folgende Tag brachte eine aufregende Abwechslung, denn die Karawane musste den Mkomasi überqueren, um wieder zum Pangani-Fluss zu gelangen, dessen Lauf man von nun an bis zum Kilimandscharo-Gebirge folgen würde. Die Furt war bekannt, sie wurde häufig von Karawanen benutzt und sei– wie der unermüdliche Meyerwald erklärte– vollkommen ungefährlich. Tatsächlich war der Fluss hier nicht allzu breit, er floss ruhig dahin, so dass man nicht fürchten musste, vom Strom erfasst und fortgespült zu werden. Doch die rotbraune Farbe des Wassers gefiel Charlotte wenig; man konnte nicht bis auf den Grund sehen und wusste so nicht, worauf man die Füße setzte.
    Eine Gruppe Flusspferde, die sich ausgerechnet die Furt als Ruheplatz gewählt hatte, wurde mit Schüssen, Trommeln und Hörnerschall so lange verunsichert, bis sie sich gemächlich flussabwärts trollte.
    » Ein Jammer«, rief Dr. Meyerwald. » Man hätte recht gut einen dieser Kolosse schießen können. Aber die Eingeborenen hier wollen das Fleisch nicht essen und weigern sich auch, es zuzubereiten, weil diese Viecher ihnen heilig sind…«
    Charlotte lag die Frage nach den Krokodilen auf der Zunge, doch da niemand sonst davon sprach, schwieg auch sie.
    Dobner, der immer noch Schmerzen in seinem Fuß verspürte, setzte sich auf einen Lehnstuhl und ließ sich von zwei Afrikanern hinübertragen. Als Humadi einen Stuhl für Charlotte herbeischleppte, lehnte sie jedoch ab. Schließlich war sie weder krank noch verwundet– sie konnte recht gut auf eigenen Füßen gehen.
    Sie zog Schuhe und Strümpfe aus– die Hose würde im hüfthohen Wasser leider nass werden, daran war nichts zu ändern. Langsam ging sie den Pfad zum Ufer hinab und sah zu, wie die Träger ihre Lasten unter den gestrengen Augen ihrer Anführer und der Araber über den Fluss trugen. Es schien ihnen Spaß zu machen, sie riefen einander Scherzworte zu, und man hörte ihre seltsam rauen und doch melodischen Wechselgesänge. Als einer der Krieger mitten im Wasser ausglitt und in den braunen Fluten verschwand, ertönte ringsum schadenfrohes Gelächter. Der Krieger hatte ausnahmsweise keine Lust mitzulachen, denn mit ihm war sein Karabiner in den Fluss getaucht, und ein Gewehr war unter den Schwarzen etwas äußerst Kostbares.
    Dr. Meyerwald stapfte mutig voraus, die Hose bis weit über die Oberschenkel aufgekrempelt, so dass man seine schwarz behaarten Beine sah, dann folgte Charlotte. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals. Das Wasser war erstaunlich kalt und der Grund schlickig, so dass sie bis zu den Knöcheln im Schlamm versank. Immer wieder trafen ihre nackten Füße auf etwas Hartes – einen Stein, ein Stück Holz, eine Muschel –, sie hatte keine Ahnung, was es war, und sie wollte es auch nicht wissen. Christian hielt sich dicht hinter ihr, das Gewehr schussbereit in den Händen.
    » Willst du Flusspferde abknallen?«, fragte sie spöttisch.
    » Warum nicht? Vielleicht hättest du gern eine hübsche Trophäe?«
    » Nein, danke!«
    Ob er überhaupt schon einmal einen Schuss aus dieser albernen Flinte abgegeben hatte? Und wieso lief er so dicht hinter ihr?
    Sie war stolz auf sich, als sie mit klatschnasser Hose, ansonsten aber unbeschadet am anderen Ufer ankam. Erleichtert hockte sie sich auf den Boden, um Socken und Schuhe wieder anzuziehen, da erhob sich plötzlich um sie herum lautes Geheul. In der Flussmitte war das Wasser aufgewühlt, einer der viereckigen Warenballen lag in den Fluten, man sah einen schwarzen Körper, einen zappelnden Arm, ein angstverzerrtes Gesicht mit weit geöffnetem Mund. Schüsse peitschten ins Wasser, jemand fasste Charlotte am Arm und riss sie vom Ufer fort. Es war Christian.
    » Krokodile!«, brüllte Dobner. » Mein Gewehr! Bringt mir mein Gewehr!«
    Sein Gebrüll war überflüssig, es gab schon genügend Leute, die blindwütig in den Fluss hineinfeuerten, allen voran Dr.

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