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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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kleinen Raums wähnte sich Charlotte wieder daheim in Leer. Wie vertraut war ihr Klaras Wispern, ihr leises Atmen, ihre Gewohnheit, sich vor dem Einschlafen mit einem kleinen, wohligen Seufzer auf die Seite zu drehen.
    » Denkst du daran, nach Deutschland zurückzukehren?«, flüsterte Klara.
    » Nein. Du etwa?«
    » Ich habe mir manchmal gewünscht, wieder in Leer zu sein«, gestand sie. » Aber jetzt ist das vorbei.«
    Charlotte lächelte bitter. Ihre Cousine würde von nun an dort glücklich sein, wo Peter Siegel war. Das war nur natürlich, es musste so sein, es sollte so sein. Sie selbst aber würde niemanden an ihrer Seite haben, auch Klara würde sie verlassen. Das Glück. Wie hatte Max von Roden doch gesagt? » Das Glück ist keine einfache Sache.«
    » Schlaf schön…«
    » Du auch, Lotte…«
    Rascher, als sie geglaubt hatte, fiel Charlotte in einen dumpfen, traumlosen Schlaf. Als Klara sie am Arm rüttelte, hatte sie Mühe, aus dem tiefen Abgrund wieder emporzutauchen, dann jedoch hörte sie die krachenden Schläge. Holz splitterte, eine Kette rasselte. Ein Hund begann zu kläffen, ein zweiter fiel ein, irgendwo kreischte ein Affe, der im Schlaf geweckt worden war.
    » Es ist unten«, flüsterte Klara. » Gott steh uns bei…«
    » Schon wieder so ein verdammter Löwe«, murmelte Charlotte schläfrig. » Weshalb tun die Behörden nichts gegen diese Biester?«
    » Das ist kein Löwe!«
    Unten im Laden polterte und schepperte es, als habe jemand das Regal mit den Töpfen und Petroleumlampen umgestoßen. Charlotte war plötzlich hellwach. Einbrecher! Man wollte ihre Waren stehlen.
    » Zünde die Lampen an!«, rief sie Klara zu, während sie selbst aus dem Schlafraum hinüber zu den Wohnzimmerfenstern stürzte. Der Mond war von Wolkenschleiern verhangen, doch es war hell genug, um die Gestalten der Männer zu erkennen, die Bündel und Säcke aus dem Laden schleppten und auf mehrere Karren luden.
    » Diebe! Zu Hilfe! Diebe!«, kreischte Charlotte und beugte sich zum Fenster hinaus. Niemand schien sie zu hören, in den umliegenden Häusern blieb alles dunkel.
    » Wo ist mein Koffer?«
    » Was willst du mit deinem Koffer?«
    Klara hatte es gerade einmal geschafft, eine einzige Lampe anzuzünden, doch die wollte kaum brennen, da sie gestern Abend vergessen hatten, Petroleum nachzugießen. Bei ihrer hektischen Suche fiel Charlotte beinahe über Schammi, der ängstlich hinter einem Stuhl kauerte, dann fand sie ihren Koffer und riss ihn auf. Christians Hemd fiel ihr entgegen, ihre Hose, die Schuhe, Christians leerer Notizblock…
    » Er ist nicht mehr drin. Sie haben ihn mir gestohlen«, keuchte sie verzweifelt.
    » Was, um Himmels willen?«
    » Meinen Revolver und die Patronen. Verdammte, dreckige Karawanendiebe…«
    » Du wolltest doch nicht etwa mit einer Waffe auf Menschen schießen?«
    Nein, das hätte sie vermutlich nicht fertiggebracht. Aber sie hätte die Diebe mit Schüssen in die Luft vertreiben können. In wilder Entschlossenheit griff sie einen Stuhl und schob den Riegel an der Wohnungstür zurück, um die Treppe hinunter in den Laden zu laufen.
    » Bist du wahnsinnig?«, jammerte Klara. » Sie werden dich erschlagen!«
    » Denkst du, ich lasse mir so einfach meine Waren stehlen?«, schrie Charlotte, doch Klara klammerte sich mit aller Kraft an sie. » Bleib um Gottes willen hier«, ächzte sie. » Wir können froh sein, wenn sie nicht hinaufkommen.«
    » Weshalb sollten sie wohl hinaufkommen? Lass mich los! Klara!«
    Zornig versuchte Charlotte, sich zu befreien, doch ihre Cousine, die sonst so schwächlich war, hielt sie mit eiserner Kraft fest.
    » Bibi nicht streiten. Leute sind unten!«, ließ sich Schammi zaghaft vernehmen.
    Tatsächlich war jetzt endlich Bewegung auf der Straße, man hörte heisere Rufe, Lichter leuchteten auf, eine helle Männerstimme fluchte auf Suaheli. Dann fiel ein Gewehrschuss.
    Vollkommen erschöpft ließ Klara sich auf einen Stuhl fallen, während Charlotte die Lampe ergriff und nun doch die Stiege hinunter in den Laden rannte. Dort war alles voller Menschen. Nachbarn, Bekannte, auch andere, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, fuchtelten mit Lampen, Knüppeln und Gewehren, krakeelten, jammerten und besahen neugierig das Chaos, das die Einbrecher hinterlassen hatten. Charlotte brauchte bloß einen kurzen Blick in die Runde zu werfen, um zu begreifen, dass ihr nur wenig geblieben war.
    » Der Scheitan soll sie holen. In der Hölle sollen sie verbrennen!«
    » Vier sind es

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