Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
Vom Netzwerk:
gewesen. Zwei haben die Karren gezogen.«
    » Nein, fünf. Einen habe ich noch am Hemd erwischt, da hat er sich umgedreht und mir die Faust ins Gesicht gehauen!«
    » Die Türen haben sie zerschmettert.«
    » Alles haben sie mitgenommen, die Hundesöhne…«
    Auch im Laden drängten sich jetzt Neugierige, aufgeregt wurde über das Ereignis geredet, jeder hatte etwas gesehen oder wenigstens gehört, mancher wusste zu berichten, dass bei anderen Überfällen sogar Ladenbesitzer verprügelt und die Kasse geraubt worden sei. Ab und zu bückte sich jemand, klaubte einen Gegenstand vom Boden auf, der den Dieben entfallen war, doch nur ein einziger, ein junger Afrikaner, brachte Charlotte seinen Fund. Ein kleines Amulett aus einem geschnitzten Mandelkern.
    » Weshalb habt ihr die Diebe nicht verfolgt?«, schimpfte sie.
    » Sie sind verschwunden wie die Geister. Zwischen den Häusern hindurch in die Dunkelheit. Wer kann sie da finden? Die Löwen sollen sie fressen.«
    Der Tumult hatte auch zwei Askari der deutschen Polizeitruppe herbeigelockt, und die Verwirrung steigerte sich, als sie wissen wollten, wer die Diebe gesehen habe. Die Beschreibungen waren abenteuerlich, einer behauptete sogar, sie hätten Gesichter wie Leoparden und Füße wie Elefanten gehabt. Klar war nur, dass es schwarze Afrikaner gewesen waren– zu welchem Stamm sie gehörten, darüber wurde allerdings heftig gestritten. Man führte die beiden Polizisten zu der Stelle, wo die Spitzbuben angeblich zwischen den Gebäuden hindurchgeschlüpft und verschwunden waren, doch wegen der schlechten Beleuchtung waren keinerlei Spuren zu finden.
    » Schreiben Sie alles auf, was gestohlen wurde, und kommen Sie ins Stadthaus«, wies der sudanesische Askari Charlotte an. » Wenn wir die Diebe finden, werden sie eine schreckliche Strafe erhalten.«
    Nachdem sich die Polizisten wieder entfernt hatten, verlief sich auch die Menge der Neugierigen. Man gähnte, murmelte noch einige Verwünschungen an die Adresse der ruchlosen Diebe, und ein alter Inder meinte kopfschüttelnd, es sei ein Unglück, dass Kamal Singh nicht mehr in der Stadt wäre.
    Schlagartig wurde Charlotte klar, dass es Kamal Singhs Einfluss gewesen war, der sie bisher vor solchen Übergriffen bewahrt hatte. Nun aber waren die Fäden, die er gesponnen hatte, zerrissen, die Machtverhältnisse in der Inderstraße hatten sich gewendet. Es war gut möglich, dass sie den Zorn derer zu spüren bekam, die Kamal Singh über Jahre hinweg unterdrückt hatte.
    Als endlich alle gegangen waren, versuchte sie mit Schammis Hilfe die schwer beschädigten Ladentüren wenigstens notdürftig zuzuklappen. Das Schloss vorzulegen erübrigte sich– es gab nicht mehr viel zusammenzuhalten. Beim Schein der Petroleumlampe schoben sie Regale und Kisten wieder an Ort und Stelle, kehrten zerbrochenes Geschirr, Reiskörner und zertretene Bohnen vom Boden auf und trugen die wenigen Dinge, die man ihnen gelassen hatte, hinauf in die Wohnung. Vielleicht hatte Klara ja recht, und sie konnten froh sein, dass die Diebe nicht nach oben gekommen waren. So sicher das Versteck auch war, in dem Charlotte ihre Ersparnisse aufbewahrte, ein Dieb, der nicht vor brutaler Gewalt zurückschreckte, hätte sie zwingen können, es zu verraten.
    Erst gegen Morgen krochen sie zurück in ihre Betten, zitternd vor Kälte und immer noch voller Angst, die Diebe könnten zurückkommen. Obgleich Charlotte die Wohnungstür mit der Truhe verbarrikadiert hatte, versteckte sich Schammi vorsichtshalber in der Küche, da er glaubte, dass man dort kaum nach wertvollen Dingen suchen würde. Zum ersten Mal seitdem sie in Daressalam lebten, hoffte Charlotte, eine Löwin möge durch die Straße streifen. Sollte sie ruhig unten in den Laden eindringen, dann würde wenigstens niemand wagen, die Treppe hinaufzusteigen, um die Wohnungstür aufzubrechen.
    Am folgenden Tag ging Charlotte zum Stadthaus, um den Einbruch zu schildern und eine Liste der gestohlenen Waren abzugeben. Man machte ihr wenig Hoffnung, ihren Besitz je wiederzusehen. Leider kämen Einbrüche immer wieder vor, besonders in den Geschäftsvierteln der Inder und Araber und noch häufiger in den Gegenden, in denen die Schwarzen wohnten.
    » Weshalb gibt es keine nächtlichen Kontrollgänge? Wir haben eine Polizeitruppe und dazu eine Schutztruppe.«
    » Selbstverständlich wird die Stadt auch in der Nacht bewacht, Frau Ohlsen.«
    » Die Gegenden, in denen die Deutschen wohnen– das glaube ich Ihnen gern. Und was ist

Weitere Kostenlose Bücher