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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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gelenkt, die den schwerfälligen, grauen Riesen mit spielerischer Leichtigkeit überholten. Mit fast zärtlichen Blicken schaute Charlotte hinüber zur Küste, erkannte die Abbruchlinie, die an verschiedenen Stellen zwischen dichtem Pflanzenbewuchs hervortrat, die flach gespülten schwarzen Korallenfelsen am weißen Sandstrand, die strohgedeckten Hütten und Unterstände der Fischer, von Palmen beschattet. Es war ihre Heimat, das Land, nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Es hatte ihr in der kurzen Zeit, in der sie hier gelebt hatte, Mühsal und Kummer, aber auch Freude geschenkt, und sie würde nie mehr von ihm lassen.
    Als sie gegen Mittag Daressalam erreichten, war die Wolkendecke am Himmel aufgerissen, und die ausgedehnte Hafenbucht glitzerte im Licht der Sonne wie ein Meer aus bläulichen Glasscherben. Ein Reichspostdampfer, die Kaiser, hatte in der Bucht geankert; die Passagiere schienen schon an Land zu sein, denn die Ruderboote, die dem Hafengebäude zustrebten, waren mit Postsäcken beladen. Charlotte hatte es nicht eilig, an Land zu gehen, ließ den schwarzen Frauen mit ihren Körben, den hochbeladenen Trägern der Inder und allerlei buntem Volk den Vortritt und trug ihren Koffer selbst, während sie langsam über den Landungssteg zum Hafengebäude hinüberging. Niemand erwartete sie, Klara hatte keine Ahnung, dass sie vorzeitig von ihrer Reise zurückkehrte.
    Am Hafengebäude überwachte ein deutscher Beamter die Einlagerung der Waren, die zuerst den Zoll passieren mussten; sie kannte ihn und grüßte freundlich, als sie vorüberging. Er hielt einen Moment inne und schien unschlüssig, dann wandte er sich wieder seiner Beschäftigung zu.
    Jeder Eingeborene an seiner Stelle wäre auf mich zugelaufen, um einen kleinen Plausch mit mir zu halten, dachte sie amüsiert. Aber der pflichtbewusste deutsche Beamte unterbricht seine Arbeit nicht, um mit einer Bekannten zu schwatzen.
    Sie mied das deutsche Viertel, bog links in die Kaiserstraße ein, um hinter der katholischen Missionsstation gleich wieder nach rechts zu schwenken. Einige schwarze Frauen, Kundinnen von ihr, die auf dem Markt eingekauft hatten, kamen ihr entgegen, und sie blieb bei ihnen stehen. » Jambo! Wie geht es dir? Sind deine Kinder gesund? Was hast du eingekauft?«
    » Bibi Ohlsen ist wieder hier! Hast du den großen Berg gesehen? Ist er wirklich mit weißem Silber bedeckt? Ich habe Mais und Bohnen gekauft, aber die Händlerin hat mich betrogen, schau dir die Bohnen an, sie sind ganz klein, und ich habe fünf Pesa dafür geben müssen…«
    » Fünf Pesa– das ist wirklich viel für so kleine Bohnen…«
    » Bibi Klara wird sehr froh sein, wenn du zurückkommst. Sie näht immerzu und redet nicht viel mit uns…«
    » Ich freue mich auch. Meine Cousine war lange genug allein, das ist nicht gut für sie…«
    » Oh, bibi Klara ist nicht allein. Sie hat viel Besuch. Bwana Siegel kommt jeden Tag zu ihr. Sie sitzen und reden ganz leise miteinander in deutscher Sprache. Und bwana Siegel hält die Hand von bibi Klara fest…«
    » Er… hält ihre Hand fest?«
    Die Frauen begannen zu lachen und stießen sich gegenseitig an, wobei sich das Gelächter noch steigerte.
    » Deine Schwester hat Glück. Bwana Siegel hat nicht viel Haar auf dem Kopf, aber Klugheit darin. Er wird einmal ein guter Vater sein.«
    Wo hatte sie nur ihre Augen gehabt? Natürlich, Peter Siegel hatte sich von Anfang an für Klara interessiert. Wie besorgt er gewesen war, als sie Fieber hatte. Wie eifrig sie von ihm gesprochen hatte. Großer Gott, dachte sie. Ich habe nur an mich selbst und meine eigenen Sorgen gedacht, kein Wunder, dass Klara sich mir nicht anvertrauen wollte. Aber das wird jetzt anders werden. Alles wird anders werden. Ich werde ganz neu anfangen und alles besser machen.
    In der Inderstraße war es um die Mittagszeit ruhig, einige Läden hatten die Sonnendächer weit heruntergegezogen und die Türen als Schutz gegen den Wind aufgeklappt. Andere Geschäfte schienen jedoch geschlossen zu sein, darunter auch das von Kamal Singh.
    Klara saß wie gewöhnlich an ihrer Nähmaschine, ein grünes Stück Stoff lag vor ihr und bewegte sich sacht im Wind, doch Klara nähte nicht. Sie war vollkommen in die Unterhaltung mit einem Mann im hellen Leinenanzug vertieft, der neben ihr auf dem Sessel Platz genommen hatte und den Strohhut in den Händen drehte. Richtig, es war Peter Siegel.
    Schammi hatte zwischen den Säcken mit Reis und Trockenbohnen gehockt und vor sich hin

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