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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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er eilig die Stufen hinunter, als habe er Sorge, sie könne davonlaufen.
    » Charlotte… Frau Ohlsen. Ich war in der Inderstraße und habe nach Ihnen gesucht. Wollte jetzt gleich wieder dorthin zurückgehen…«
    Sein Händedruck war ungemein fest, auch das kannte sie schon, und sie lächelte.
    » Ich war unterwegs, das tut mir leid. Umso schöner, dass wir uns hier zufällig begegnen. Hat Ihnen Klara wenigstens einen Kaffee angeboten?«
    » Wir haben uns eine Weile unterhalten.«
    Er führte sie mit einer sanften Armbewegung beiseite, denn aus dem Zollgebäude quoll soeben eine Gruppe schwarzer Träger. Vermutlich hatten die Männer ihren Lohn erhalten und wollten das Geld nun eilig auf den Markt tragen.
    » Ihre Cousine hat mir erzählt, dass Sie Ärger haben«, fuhr er fort. » Haben Sie im Gouvernementspalast etwas erreichen können?«
    Max von Roden zählte zu denen, die gern mit der Tür ins Haus fielen. Charlotte überlegte kurz, ob sie Ausflüchte suchen sollte, aber da sein Blick mit ehrlicher Anteilnahme auf sie gerichtet war, beschloss sie, ebenso ehrlich zu antworten.
    » Leider nicht. Aber das ist halb so schlimm, dann werde ich eben neu anfangen. In Tanga oder Bagamoyo. Vielleicht auch auf Sansibar– es wird sich schon etwas finden.«
    » So ist das also…«
    Er schwieg einen kurzen Augenblick, ohne den Blick von ihr zu wenden, so dass es ihr fast peinlich war. Gerade wollte sie zu einem anderen Thema wechseln, als er fragte: » Und was ist mit dem Kilimandscharo? Hätten Sie nicht Lust, dorthin zu gehen?«
    Was für eine Idee! Nach allem, was sie erlebt hatte, zog es sie keineswegs in diese Gegend zurück. Weder den magischen Berg noch Christians Grab wollte sie in naher Zukunft wiedersehen. Max von Roden schien es jedoch ernst mit diesem Vorschlag zu sein, denn er sah sie erwartungsvoll an.
    » Einen Laden in Moshi eröffnen? Nein, auf keinen Fall.«
    » Nicht um einen Laden zu eröffnen, Charlotte. Um auf meiner Plantage zu leben. Ich wollte… ich bin gekommen, weil ich…«
    Er hob hilflos die Arme, machte eine Bewegung, als müsse er ersticken, und während sie noch verwirrt zu ihm aufsah, brach es aus ihm heraus.
    » Wollen Sie meine Frau werden, Charlotte?«
    Sie war so verblüfft, dass ihr die Worte fehlten. Hatte sie recht gehört? Drüben schwatzten die schwarzen Frauen miteinander, aus dem Zollamt drang Getöse, man schien eine hölzerne Kiste aufzubrechen. Es war gut möglich, dass sie ihn bei dem Lärm falsch verstanden hatte. » Können Sie den Satz bitte wiederholen?«
    Ein Schwall von Erklärungen, Versicherungen, Bitten und Selbstvorwürfen ergoss sich über sie. Wochenlang habe er gegrübelt, wie er ihr diese Frage stellen solle; er sei eben kein Romantiker und schon gar kein Diplomat; natürlich habe er wieder einmal alles falsch angefangen, und es sei auch sicher noch viel zur früh, ihr Mann sei ja gerade einmal ein Vierteljahr unter der Erde. Doch dann habe seine Sorge überhandgenommen, es könne ihm ein anderer zuvorkommen, und wenn das geschehen wäre, hätte er sich für immer und ewig einen gottverdammten Idioten heißen müssen.

Endlich unterbrach er seinen Redeschwall und ließ sie zu Wort kommen.
    » Ich begreife gar nichts! Sagten Sie nicht, Ihre Braut käme mit dem Postdampfer aus Deutschland?«
    Verwirrt nahm er den Hut ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Habe ich das nicht erwähnt?«, murmelte er kleinlaut. » Johanna war allerdings in Daressalam. In Begleitung ihrer Mutter und ihres Bräutigams. Sie haben eine Reise zum Kap unternommen und hier Station gemacht, um sich die Stadt anzusehen. Vor allem aber, um mir bei dieser Gelegenheit die Situation zu erklären.«
    » So ist das also.«
    Sie hatte unwillkürlich die gleichen Worte benutzt, die auch er vorhin gebraucht hatte, und auch sie schwieg danach. So also verfuhr man in adeligen Kreisen, um einem abgelegten Bräutigam die » Situation« zu erklären. Man leistete sich eine Reise hinunter zum Kap der Guten Hoffnung und traf sich bei dieser Gelegenheit, um dem geprellten Bräutigam die Absage persönlich zu überbringen– was ja auch sehr viel rücksichtsvoller war, als einfach nur einen Brief zu schreiben.
    » Es ist nicht so, wie du denkst, Charlotte«, sagte Max von Roden unglücklich. » Ich hätte Johanna geheiratet, weil ich einer bin, der zu seinem Wort steht. Aber ich schwöre dir: Du bist mir nicht aus dem Kopf gegangen, seitdem ich dich auf dem Schiff gesehen habe. Als du bei mir auf der

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