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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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gemeinsame Lösung finden, vor allem mit Charlotte, seiner Frau, dem wichtigsten Menschen in seinem Leben.
    Die Akazien waren schon verblüht, doch es lag noch ein schwacher, süßer Duft in der Luft, und er atmete tief ein, als er durch die Allee dem Hauseingang zueilte. Neben der Tür hockte Schammi auf dem Boden, was ungewöhnlich war– seitdem er auf der Plantage weilte, trug er ein langes, schneeweißes Gewand mit passender Mütze und legte großen Wert darauf, den kostbaren Stoff nicht zu beschmutzen. Der kleine Bursche war ihm treu ergeben, aber leider hatten ihn die beiden Frauen in Daressalam gründlich verdorben. Schammi hielt sich fern von den übrigen Angestellten, da er glaubte, etwas Besseres zu sein, zumal er die deutsche Sprache erstaunlich gut beherrschte. Er war ein Stück gewachsen, seitdem er auf der Plantage lebte, was sein Selbstbewusstsein gehoben hatte. In Charlottes Eingeborenenschule spreizte er sich mit seinen Kenntnissen, und neulich hatte sie lachend erzählt, er stelle den kleinen Mädchen nach– allerdings mit wenig Erfolg.
    Schammi erhob sich, als er den bwana Roden am Eingang der Allee erblickte, klopfte sorgfältig sein Gewand ab und lief dann auf seinen Herrn zu.
    » Jambo, Schammi!«, begrüßte ihn Max von Roden.
    » Jambo, bwana!«
    Er verneigte sich eilig, wobei er den angewinkelten linken Arm auf die Brust presste und hastig weiterredete. » Es ist Besuch da, bwana. Dschagga sind gekommen mit pombe und mit Mais und Eiern zum Geschenk. Eine stinkige Haut vom Rind haben sie mitgebracht. Und bibi Charlotte muss ihnen Schnaps geben…«
    Max war über diese Nachricht wenig erfreut, obgleich der Besuch eines Dschagga-Häuptlings mit seinem Anhang eigentlich eine gute Sache war, denn er war auf die Freundschaft zu ihren Stämmen angewiesen. Gerade heute aber wäre er lieber mit Charlotte allein gewesen.
    » Welche Dschagga?«
    Schammi hatte seinen Verdruss gespürt, er hatte einen guten Instinkt für die Stimmungen der Weißen. Es gefiel ihm, denn Schammi konnte die Dschagga nicht leiden, sie waren ihm ebenso unheimlich wie die Massai.
    » Mandara ist es, bwana. Sitzt im schönen Zimmer auf dem Boden. Trinkt Schnaps und isst gute Samosas, die der Koch hat zubereitet. Bibi Charlotte wird ihm noch teures, kostbares Kleid von rotem Tuch und Salz und Zigaretten geben. Ihm und den anderen, die mit ihm gekommen sind…«
    Schammi war der einzige Schwarze auf der Plantage, der seine Frau bibi Charlotte nannte, alle anderen sagten bibi Roden. Aber natürlich brauchte Schammi seine Extrawurst.
    » Es ist gut, Schammi. Was hockst du hier draußen? Geh hinein, und hilf Hamuna und Sadalla, die Gäste zu bedienen.«
    Schammis Gesicht zog sich in die Länge, offenbar hatte er gehofft, sich vor dieser Aufgabe drücken zu können. Die » Gäste« waren schließlich Wilde, sie hatten bemalte Gesichter und trugen Speere mit sich, die sie allerdings am Eingang der Wohnstube auf die Bitte von bibi Charlotte hin abgelegt hatten. Er, Schammi, war kein Wilder, er konnte die Sprache von uleia sprechen und sogar etwas schreiben, er trug ein schönes Kleid und wohnte mit Sadalla in einem Haus mit Wellblechdach, gleich neben dem Garten. Es war eine Schande, dass er solche Leute bedienen sollte, das hätte bwana Roden eigentlich wissen müssen.
    Das Wohnzimmer war vom Geruch des ranzigen Rindertalgs erfüllt, mit dem die Dschagga ihr Haar einfetteten, die übrigen strengen Düfte konnte Max nicht ausmachen, wollte es auch gar nicht. Charlotte saß auf einem Stuhl, bemüht, die Rolle der würdigen Gastgeberin zu spielen, in einiger Entfernung thronte der Häuptling gleichfalls auf einem Stuhl, die übrigen Gäste hatten am Boden Platz genommen. Mandara war ein ausgemergelter alter Mann, der jedoch eine gute Portion Selbstbewusstsein ausstrahlte. Er war einer jener Häuptlinge, die sich gern mit den weißen Kolonialherren verbündeten, um dadurch Schutz vor feindlichen Übergriffen anderer Dschagga-Stämme zu erhalten. Die ständigen Kriege der Eingeborenen erinnerten Max manchmal an die Zustände im europäischen Mittelalter, als jeder Adelige seine Kämpfer aufstellte, um den Nachbarn unter den irrwitzigsten Vorwänden um sein Land zu bringen.
    Es fand eine ausgiebige Begrüßung mit Worten und Gesten statt, obwohl Max den Schwarzen nicht die Hand reichte. Er wusste, dass sie das nicht mochten, da sie fürchteten, ein böser Zauber könne durch seinen Arm in sie eindringen. Sadalla stellte ihm einen Stuhl

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