Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
Vom Netzwerk:
bereit, dann musste er einen Becher pombe und anschließend einen Schnaps trinken, um seine Gäste zufriedenzustellen. Ein rascher Blick in Charlottes Gesicht hatte ihm gezeigt, dass sie froh über seine Heimkehr war, ihr Lächeln fiel allerdings sparsamer aus als gewohnt. Aber sie sorgte dafür, dass er ausgiebig mit Hühnerfleisch, Currysoße und süßer Hirse mit Zimt, Mandeln und Feigen bewirtet wurde, was er als gutes Zeichen wertete.
    Höflichkeiten wurden ausgetauscht. Charlotte hatte Kapande herbeiholen lassen, der die Sprache der Dschagga verstand, außerdem sprach der Häuptling etwas Suaheli, das er sogar mit deutschen Brocken mischte. Sie sprachen von den Massai, die drüben in Usambara ein Dorf überfallen haben sollten, und Mandara beklagte sich über die Elefantenjagd. Das Elfenbein bringe den Dschagga nichts als Unglück und Streit, denn jeder wolle so viele Elefanten wie möglich töten, um reich zu werden. Bald würde es keine Elefanten mehr am Kilimandscharo geben, vielleicht könne man dann wieder in Frieden leben. Max erklärte, dass es ganz sicher immer Elefanten am Kilimandscharo geben würde, doch im Stillen musste er dem alten Häuptling Recht geben. Er selbst war passionierter Jäger, aber was hier in Afrika vielerorts geschah, hatte nur wenig mit dem edlen Waidwerk zu tun. Das Wild wurde in Massen abgeschlachtet, einzig um der begehrten Trophäen willen. Zur Ablenkung erzählte er von dem Leoparden, der unter seinen Ziegen gewildert hatte, und die Augen der Dschagga leuchteten bei seinem Bericht. Wenn er den Schakal der Wälder erlege, dann solle er mit dem Fell zu Mandara kommen, damit der Medizinmann den Geist des Leoparden aus seiner toten Haut vertreibe. Wenn er das nicht tue, lebe der Geist des Tieres weiter, und da es ein böser Geist sei, könne er viel Unheil anrichten. Max deutete diesen Vorschlag auf seine Weise, vermutlich hoffte Mandara, die begehrte Trophäe zum Geschenk zu erhalten.
    Der Besuch dehnte sich aus, und es war klar, dass er die Gäste über Nacht beherbergen musste, denn inzwischen war es schon dunkel geworden. Zum Glück hatte der deutsche Schnaps gemeinsam mit dem pombe schon seine Wirkung getan; der Häuptling kam bald darauf zu sprechen, wo er die Nacht verbringen wolle. Dieses Mal nicht unter freiem Himmel wie bei früheren Besuchen, sondern besser in einem Haus. Er sagte nicht, warum, aber wahrscheinlich fürchtete er einen nächtlichen Besuch des Leoparden. Mit dem Nebengebäude, das rasch mit Bastmatten und Decken ausgestattet wurde, war Mandara vollauf zufrieden, zumal es eine feste Tür aus Holz besaß.
    Als Max in den Wohnraum zurückkehrte, fand er dort nur noch Sadalla und Hamuna, die die Schüsseln, Becher und Teller forträumten und die Stühle wieder an ihren Platz stellten.
    » Bibi Roden in Zimmer ist«, vermeldete Hamuna.
    Max überlegte, ob er besser anklopfen sollte, fand es jedoch albern, da es nicht seine Gewohnheit war. Sacht öffnete er die Tür, um ihr Zeit zu geben, sich auf sein Eintreten vorzubereiten.
    Sie hatte den Raum, den er einst für Johanna eingerichtet hatte, nach eigenem Geschmack verändert, die Möbel umgestellt, einige Bilder aufgehängt, die ihre Cousine gezeichnet hatte, und sich von ihm einen kleinen Tisch anfertigen lassen, den sie als Schreibtisch benutzte. Dort saß sie jetzt beim Licht der Lampe, über ein Schreiben gebeugt.
    » Sind sie zufrieden?«, fragte sie über die Schulter, ohne aufzusehen. Er begriff, dass sie Mandara und seinen Anhang meinte.
    » Ich denke schon…«
    » Es ist Post gekommen.«
    Sie wies mit einer Kopfbewegung zu einem Stapel Briefe, die allesamt noch ungeöffnet waren. Das Schreiben, das sie gerade las, schien der Handschrift nach von ihrer Cousine Ettje aus Leer zu stammen. Er schwieg dazu, die Nachrichten aus der ostfriesischen Kleinstadt waren ihm momentan vollkommen gleichgültig.
    » Lass uns reden, Charlotte…«
    Jetzt endlich blickte sie ihn mit ihren dunklen, fremdländischen Augen an. Den Augen ihrer indischen Großmutter. Ein Fünkchen Gold blitzte darin auf und verlosch gleich wieder.
    » Ich bin heftig geworden. Es tut mir leid.«
    Mit einem erlösten Seufzer lehnte sie sich zurück und schob den Brief von sich.
    » Ist dein Zorn jetzt verraucht?«, erkundigte sie sich.
    » Schon lange. Ich wollte gleich, als ich heimkam, mit dir sprechen, aber das war nicht möglich…«
    Sie lächelte. Dann streckte sie ihm auffordernd die Arme entgegen, und er beugte sich über sie, küsste

Weitere Kostenlose Bücher