Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
Vom Netzwerk:
ihm eine atemlose Fülle an Arbeit und Freude, an Erfolgen und Fehlschlägen, an Zukunftshoffnungen und an glücklichen Augenblicken, die allesamt mit Charlotte zu tun hatten…
    Plötzlich stieg die Sehnsucht nach ihr mit großer Heftigkeit in ihm auf, und er begriff, dass es Zeit war umzukehren. Er brauchte das Maultier nicht einmal anzutreiben, bereitwillig trabte es voran. In der Ferne kam jetzt schon das Wohnhaus in Sicht, umgeben von schönen alten Eukalyptusbäumen, die er an dieser Stelle auf jeden Fall erhalten wollte, und gleich darauf erkannte er die von Akazien gesäumte Allee, die zum Wohnhaus führte. Hinter dem Wohnhaus lag der Gemüsegarten, in dem Charlotte Kohl, Salat, Karotten und sogar Radieschen zog, außerdem jede Menge anderer Gemüsesorten; sie hatten auch Apfelbäume und ein Pfirsichbäumchen gesetzt. Nie hätte er geglaubt, dass aus der leidenschaftlichen Händlerin eine so geduldige Gärtnerin werden könnte. Sie hatte auf dem Rasen vor der Akazienallee mehrere Blumenbeete angelegt, die prächtig gediehen und ihm viel Freude bereiteten. Ach, sie hatte so viele Talente, auch im Haus hielt sie alles in Ordnung und wartete dazu täglich mit neuen Einfällen auf. Ein Badezimmer mit einer Berieselung hatte er nach ihren Ideen gebaut, einen heizbaren Waschkessel aufgestellt, sie kochte Marmelade aus Mango, Banane und Feigen, die sie mit Tamarinde und Zitronengras würzte, und hatte mit enormer Beharrlichkeit ihr Vorhaben durchgesetzt, den Eingeborenen Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Nur mit den Hausangestellten war sie viel zu großmütig, hielt diese nicht auf Abstand und war allzu vertraulich, aber das würde sie schon noch lernen. Er wusste, dass sie aus kleinen Verhältnissen stammte und es nicht gewohnt war, mit der Dienerschaft umzugehen. Aber sie war lernbegierig und nahm Anteil an allem, was seinen Besitz betraf. Wieso war er so starrsinnig gewesen? Tat sie nicht genau das, was er sich von ihr erhoffte? Sollte sie sich ruhig einmischen, er würde schon dafür sorgen, dass es nicht überhandnahm. Hin und wieder hatte sie ja recht kluge Einfälle, das musste er ihr lassen.
    Er gab seinem Maultier die Sporen und hielt auf die Stallungen zu, ritt jedoch einen Umweg, um nachzuprüfen, ob der Pulper bei den Wasserbecken gereinigt worden war. Es war ziemlich trocken zurzeit; wenn die Reste der Kaffeefrüchte in der Maschine verblieben, klebte das Zeug zusammen, und man hatte am nächsten Tag Mühe, den großen Rührbottich wieder in Gang zu setzen. Die meisten Arbeiter waren schon in ihren Häusern verschwunden, ließen sich von ihren Frauen das Essen zubereiten und tranken pombe. Ein paar Nachzügler brachten noch ihre Ausbeute, die sie sorglos neben dem Pulper abstellten, dann wünschten sie dem bwana Roden lala salama und machten sich ebenfalls auf den Weg zu ihren Unterkünften.
    Vor den Stallgebäuden stieg er ab und überließ das Maultier zwei schwarzen Angestellten, dann zwang er sich, noch rasch die Runde in den Ställen zu drehen, schaute nach den Ochsen, den Maultieren und raunzte einen Schwarzen an, der die Schweine und Ziegen einsperren sollte, es aber offenbar vergessen hatte. Vor einigen Tagen hatte ihm ein Leopard zwei Böcke gerissen, und er hatte den Burschen noch nicht erwischt. Nicht dass er besonders um die Ziegenböcke getrauert hätte, die Biester vermehrten sich rascher, als man zuschauen konnte, aber der Leopard würde wiederkommen, weil er hier Beute gemacht hatte. Vor allem die schwarzen Angestellten, die ein Stück Land von ihm erhalten hatten und Vieh hielten, hatten Angst vor dem Räuber. Er würde sich spätestens morgen Nacht auf die Lauer legen, auch wenn Charlotte es schrecklich fand, dass er loszog, um ein Tier zu erlegen. Sie würde sich damit abfinden müssen– die Jagd war eine alte Tradition in seiner Familie, und außerdem hatten ihn die Schwarzen flehentlich darum gebeten.
    Während er zum Haus hinüberging, beschleunigte sich sein Puls merklich. Er freute sich darauf, diesen dummen Zwist aus der Welt zu schaffen– ein ganzer Tag ohne ein Gespräch mit ihr, ohne eine Berührung, war für ihn ein verlorener Tag. Sorgfältig legte er sich im Kopf noch einmal seine Argumente zurecht, denn ganz und gar ins Hintertreffen wollte er bei dem Friedensschluss auch nicht geraten. Er war keiner, der heute so und morgen anders dachte– das wäre sicher nicht in Charlottes Sinn gewesen. Aber er war auch kein Hagestolz, er konnte sich besinnen, eine

Weitere Kostenlose Bücher