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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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fahren und um sie anzuhalten. Aber selbst wenn sie schon fort gewesen wäre– er wäre ihr nach Sansibar gefolgt und hätte sie zurückgeholt. Charlotte war die Frau, die für ihn bestimmt war, das hatte er schon gespürt, als er sie zum ersten Mal erblickte.
    Ein beklemmendes Gefühl stellte sich ein, das ihn schon seit dem Morgen verfolgte, denn sie hatten beim Frühstück einen kleinen Streit gehabt. Sie war hartnäckig; wenn sie sich in eine Idee verbissen hatte, dann konnte man ihr hundertmal erklären, dass die Sache diesen und jenen Haken hatte– sie kam immer wieder damit an. Dieses Mal hatte sie ihm in den Verkauf der Kaffee-Ernte hineinreden wollen. Gut, es gab verschiedene deutsche Handelsgesellschaften, aber er war bisher mit der Ostafrikanischen Handelsgesellschaft gut zurechtgekommen, er kannte die Leute, die dort etwas zu sagen hatten, und war der Meinung, einen guten Preis für seinen Kaffee zu bekommen. Charlotte aber wollte pokern, gleichzeitig mit L & O. Hansing und der Rheinischen Handel-Plantagen-Gesellschaft verhandeln und so bessere Bedingungen herausschlagen. Er war strikt dagegen, denn man konnte sich viel Ärger dabei einhandeln, doch das wollte sie nicht hören. Geschäft sei Geschäft, und wer den besseren Preis zahlte, der bekam die Ware. Er war ungehalten geworden, ein Wort hatte das andere gegeben, und schließlich war er davongestürmt und auch zum Mittagessen nicht zurückgekehrt. Er hatte eine gute Ausrede, denn die Arbeiter waren damit beschäftigt, mehrere der alten Eukalyptusbäume zu fällen, die die Felder, auf denen von nun an Sisal gepflanzt werden sollte, allzu sehr beschatteten. Die Sache war nicht ungefährlich, deshalb überwachte er die Rodung und legte auch selbst Hand an. Vor einer Stunde hatte er das Zeichen zum Feierabend gegeben, und eigentlich hätte er hinüber zum Haus reiten können, um sich zu waschen und etwas zu essen. Doch sein verdammter Starrsinn hatte ihn davon abgehalten, so dass er stattdessen noch einen Kontrollritt über das Land unternommen hatte. Charlotte sollte merken, dass sie zu weit gegangen war. Dabei litt er selbst ganz scheußlich, wenn sie sich nicht einig waren. Er liebte sie, hätte keinen Tag mehr ohne sie sein wollen, auch keine Nacht, das schon gar nicht. Die Leidenschaft, die sie in ihm entfachte, war in den vergangenen zehn Monaten eher noch heftiger geworden, es kam vor, dass er sie am frühen Morgen vor dem Aufstehen noch einmal nahm, da ihm die Zeit bis zum nächsten Abend viel zu lange erschien.
    Wohlgefällig ließ er den Blick über die rechteckig angelegten Sisalpflanzungen schweifen. Die schmalen, fleischigen Blätter standen schon einen guten Meter hoch. Er würde die Regenzeit abwarten und dann in den ersten Monaten der Trockenperiode versuchen, eine Ernte einzubringen. Weiter oben gab es noch mehr ausgedehnte Felder, auf denen Kaffeebüsche wuchsen, zwischen die er Bananen gesetzt hatte, damit die Pflanzen genügend Schatten bekamen. Er würde vermutlich noch einige Jahre zweigleisig fahren, der Kaffee gedieh ausgezeichnet und war von guter Qualität. Er bemerkte ein paar Pflücker, die die letzten roten Beeren zwischen den unreifen gelben heraussuchten. In zwei Wochen würde er die Leute erneut losschicken, dann wären genügend Kaffeebeeren nachgereift. Wenn er Glück hatte, könnte er sogar noch im Januar ernten.
    Er ritt zu seinen Schwarzen hinüber und wurde mit dem üblichen » Jambo, bwana!« begrüßt. Er stellte ein paar Fragen und brachte heraus, dass sich während des Tages wieder einmal drei Arbeiter aus dem Staub gemacht hatten. Sie hatten offensichtlich Besseres zu tun gehabt und noch nicht einmal ihren Lohn abgeholt.
    Unversehens wurden die Wolkenschleier in der Ferne durchsichtig, und der Berg tauchte vor dem blauen Himmel auf– ein Anblick, der ihn immer noch faszinierte. Es schien, als schwebe das gewaltige Felsmassiv, das vor Millionen von Jahren ein Vulkan gewesen sein sollte, auf einer Schicht weißer Quellwolken. Max von Roden hatte schon seit Jahren die verrückte Idee, dort hinaufzusteigen, bisher aber nie die Zeit dafür gefunden. Und jetzt war es schon gar nicht möglich, er konnte Charlotte nicht zumuten, mit der Arbeit auf der Plantage allein zu bleiben, zumal er noch immer keinen vernünftigen Vorarbeiter gefunden hatte. Vielleicht wollte er jetzt auch keine gefahrvollen Bergtouren unternehmen, weil ihm sein Leben plötzlich kostbarer erschien als früher. Es war reich, dieses Leben, es bot

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