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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Liebesgeschichten erzählt hast? Du hast sie bei Kantor Pfeiffer heimlich gelesen…«
    » Weißt du noch, wie wir auf den Dachboden gestiegen sind? Die kleine Truhe mit der Zeichnung darauf… Der Kilimandscharo…«
    » Als wir vor Ohlsens Laden standen und den Löwen angestarrt haben…«
    Wie seltsam. Sie redeten kaum über die vergangenen sieben Jahre, in denen sie voneinander getrennt gewesen waren. Stattdessen stieg die Kinderzeit wieder auf, der Frühling in der kleinen Stadt an der Leda, die ersten, lindgrünen Knospen, wenn der Himmel noch grau über der Stadt hing und das Wasser dunkel und schmutzig aussah. Die große Windmühle, die rauchigen Gaststätten, der Markt mit Butter und Käse und duftendem Roggenbrot. Und Paul, der mit Lehmklüten nach ihnen geworfen hatte.
    » Erinnerst du dich noch, wie verzweifelt Ettje damals war, als sie den Pickel auf der Stirn hatte?«, fragte Klara kichernd. » Wie gut, dass George niemals in Erwägung gezogen hat, sie zu heiraten, sie ist so glücklich mit ihrem Mann.«
    » Ja, George hatte nur Augen für Marie…«
    Das Geräusch von Huftritten störte ihr Geflüster, ein Maultier schnaubte draußen vor dem Gebäude, jemand murmelte leise, beruhigende Worte.
    » Sind das eure Missionskinder? Aber wieso kommen sie mitten in der Nacht zurück?«
    » Aber nein. Sie haben keine Maultiere. Es muss jemand fortgeritten sein…«
    Die schönen Erinnerungen, in die sie sich eingesponnen hatten, waren plötzlich zerrissen und davongeweht. Etwas stimmte nicht. Man hatte ihr etwas verheimlicht, um sie nicht zu beunruhigen.
    » Bleib liegen. Ich schaue einmal nach.«
    » Das ist doch nicht nötig, Charlotte. Peter wird sich darum kümmern.«
    Sie stand auf und zog sich die Jacke über das Nachtgewand. Drüben im Wohnraum war es dunkel, das unverglaste Fenster mit einem hölzernen Laden verschlossen. Doch als sie die Tür öffnete, erblickte sie Peter Siegel, der im langen, weißen Nachthemd mit einer Petroleumlampe in der Hand vor dem Missionshaus stand. Der Lampenschein ließ im zerklüfteten Stamm des Feigenbaums verzerrte Gesichter erstehen, als lösten sich jene Geistwesen aus dem Holz, vor denen die Schwarzen solche Furcht hatten. Ein Affe, den das Licht geweckt hatte, zeterte verärgert.
    » Deine Schwarzen sind fortgeritten«, sagte Peter mit großer Verwunderung. » Hast du eine Ahnung, was sie bei dunkler Nacht davongetrieben haben mag?«
    » Sie wollten zurück zur Küste, weil sie vor irgendetwas Angst hatten. Zumindest hat Juma mir das erzählt.«
    » Dann müssen sie ihn mit diesem Blödsinn angesteckt haben, denn er ist mit ihnen geritten.«
    » Was?«
    Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Juma, der elende Hasenfuß. Wie konnte er ihr das antun? Hatte er nicht lange Jahre auf der Plantage gelebt und war immer gut behandelt worden? Ach, hätte sie doch nur den treuen Kapande mitgenommen! Oder am besten Sadalla, aber den hatte sie Elisabeth nicht fortnehmen können, das Kind hing an ihm fast so sehr wie an Hamuna.
    Es war nicht zu ändern, in der Dunkelheit hätte man Juma sowieso nicht aufspüren und zur Umkehr überreden können. Sie kehrten ins Haus zurück, verriegelten vorsichtshalber die Tür und legten sich wieder schlafen.
    » Alles in Ordnung, Klara. Es waren nur meine Begleiter, die nach Kilwa zurückgeritten sind. Was hast du denn?«
    Charlotte spürte, dass sich Klaras Körper neben ihr versteifte.
    » Es ist nichts«, flüsterte Klara, noch ein wenig außer Atem. » Du hast doch gesagt, der Arzt will in einigen Tagen kommen, nicht wahr?«
    » Das hat Dr. Lott mir versprochen…«
    » Nun, dann werde ich auf jeden Fall so lange damit warten.«
    » Du… du hast… Wehen?«

George Johanssen zog die Tür hinter sich zu und ließ sich an dem mit Papieren, Schachteln und allerlei Geräten bedeckten Tisch nieder. Das kleine Büro war wie eine Insel in dem überfüllten Krankenhaus, der einzige Ort, an den sich das Personal für eine kleine Weile zurückziehen konnte, um etwas zu essen, einen Kaffee zu trinken, ein kurzes Gespräch zu führen, bevor es sich wieder in den Strom stürzte. In den niemals versiegenden Strom des Leidens und des Todes, dessen sie nicht Herr werden konnten, sosehr sie auch kämpften.
    Keine Frage– er brauchte ein paar Stunden Schlaf. Die Bilder und Zettel an der Wand, ja selbst der Fernsprecher, tanzten schon vor seinen Augen, ein bedenkliches Zeichen. Vermutlich erschien ihm seine Arbeit auch aus diesem Grund in solch düsterem

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