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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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willkommen. Gerade jetzt hat Gott dich zu uns geführt, wo wir dich so dringend brauchen.«
    Auch er hatte sich verändert, schien offener, weniger ehrgeizig und dafür herzlicher geworden zu sein. Sein Haar war noch spärlicher und an den Schläfen schon grau, doch sein Schritt war nicht mehr zögerlich wie früher, sondern fest. Er hatte eine Menge erreicht, und als Charlotte ihm sagte, seine Missionsstation käme ihr vor wie ein Garten Eden, lächelte er voller Stolz.
    » Der Anfang ist gemacht. Aber es muss weitergehen. Eine Kirche wollen wir bauen. Mit einem Turm und einer Glocke, die die Gläubigen zur Andacht ruft.«
    Als sie im Missionshaus auf selbst gebauten Hockern um einen wackeligen Tisch saßen, wollte er nicht aufhören, von seiner Arbeit zu berichten. Von seiner Schule, von den bekehrten Heiden, von der Kirche, die im kommenden Jahr schon errichtet werden sollte, zwar nicht aus Stein, aber aus Holz und Lehm. Gott der Herr brauche keine gewaltigen Bauten, sein Geist wehe überall, auch in einer kleinen Hütte. Klara hielt Charlottes Hand und warf nur ab und an einen Satz ein, der Peters Berichte bestätigte und ihn in ein glänzendes Licht rückte. Charlotte hörte geduldig zu, ließ sich mit frischer Ziegenmilch und Maisgebäck bewirten und wechselte immer wieder Blicke mit Klara. Es war wie früher, wenn sie bei Tisch den Erwachsenen zuhören mussten und sich dabei mit den Augen verständigten. Ja, sie begriff, dass Klara ihren Mann liebte und bewunderte, es war schön zu spüren, dass die beiden glücklich miteinander waren. Aber Klaras Blicke sagten ihr auch, dass nicht alles so großartig war, wie Peter es darstellte. Sie sagten es nicht auf spöttische Weise, sondern eher mit leisem Bedauern und der unausgesprochenen Bitte um Verständnis.
    » Die Eingeborenen sind wohl in ihren Dörfern?«, fragte Charlotte schließlich zögerlich. » Ich meine nur, weil in Daressalam auch viele von ihnen bei der Missionsstation wohnen…«
    » Oh, wir leben hier mit fünf Wangoni-Familien, die sich unter dem Schutz der Missionsstation sehr wohl fühlen.«
    Charlotte spürte Klaras bekümmerten Blick und begriff, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Außer der jungen Eingeborenen, die sie bei Tisch bediente, hatte sie keinen einzigen Schwarzen zu sehen bekommen. Nur Juma und die beiden Männer aus Kilwa hockten draußen unter dem Feigenbaum und schienen jetzt endlich miteinander zu reden.
    » Sie sind gestern Abend alle fortgegangen«, sagte Klara. » Zu einer ngoma, einer magischen Zeremonie. Wir haben die ganze Nacht über ihre Trommeln gehört. Sie werden wohl eine Menge pombe getrunken haben, denn sie sind bis jetzt nicht wiedergekommen…«
    Peter Siegel beeilte sich zu versichern, dass er solche Feiern zwar wenig leiden könne, da sie regelmäßig in Alkoholgenuss und Haschischrauchen endeten, doch es sei leider nicht möglich, sie den Eingeborenen seiner Mission zu verbieten. Nur Matumbe nehme niemals daran teil, sie sei von ihrem Stamm vor Jahren verstoßen worden, weil sie mit sechs Fingern an jeder Hand geboren wurde. Tatsächlich entdeckte Charlotte jetzt bei näherem Hinsehen, dass die schwarze Frau an jeder Hand zwei kleine Finger statt nur einem besaß, eine seltsame Missbildung, die sie bisher geschickt verborgen hatte. Abgesehen von diesem Mangel war sie jedoch eine hübsche Person mit ausdrucksvollen Augen und sorgfältig in kleine Zöpfchen geflochtenem, langem Haar.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, trieb Matumbe die Ziegen und Hühner in den Stall, band die Maultiere an und sorgte dafür, dass Juma und die beiden Begleiter ihr Nachtlager in einem der kleinen Gebäude beziehen konnten. Peter Siegel hatte ein Einsehen und bot Charlotte sein eigenes Bett an, er selbst würde nebenan im Wohnraum schlafen. Er blickte Klara lächelnd an– hatte sie ihm von Leer erzählt? Von den Zeiten, als sie noch mit Cousine Charlotte im selben Bett schlief und die beiden Schwatzliesen Tante Fannys Unwillen erregten?
    Was kümmerte sie die kärgliche Einrichtung des kleinen Schlafraums? Die kahlen Wände, von denen der Lehm bröckelte, die einfachen Kisten, in denen man Kleidung und anderes aufbewahrte? War es daheim bei der Großmutter viel komfortabler gewesen? Ein wenig, denn es gab zumindest Tapeten an den Wänden und eine wackelige Kommode. Sonst aber war alles wie damals: Es war dunkel im Zimmer, sie lagen dicht beieinander und flüsterten.
    » Weißt du noch, wie du mir damals immer diese aufregenden

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