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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Mach, was du willst!«, fauchte ihn Charlotte an. » Ich bringe Klara nach Kilwa, wenn nötig, auch allein!«
    » Nein, nein. Ich werde mit euch gehen.«
    Schwankend raffte er sich auf, ergriff Buschmesser und Lampe, um draußen die Trage für seine Frau fertigzustellen. Doch noch bevor er die Tür öffnen konnte, erstarrten sie.
    Hufschläge waren zu hören. Jemand ritt in den Hof der Mission ein, ein Maultier schnaubte, weil es hart gezügelt wurde. Geistesgegenwärtig löschte Charlotte die Lampe und fasste ein Buschmesser. Sie würde Klara und das Ungeborene verteidigen, wenn nötig, mit ihrem Leben.
    » Heda!«, rief draußen eine halblaute Stimme. » Missionar Siegel?«
    » Der Arzt«, murmelte Peter. » Gott hat uns erhört.«
    Er stürzte zur Tür und riss sie weit auf.
    » Dr. Lott! Der Himmel schickt Sie. Kommen Sie rasch, meine Frau ist…«
    Endlich! Charlottes Hände zitterten so heftig, dass sie mehrere Streichhölzer benötigte, bis das sanfte Licht der Petroleumlampe den Raum erhellte. Neben Peter Siegel erblickte sie einen Mann, der unmöglich Dr. Lott sein konnte.
    » George?«, stammelte sie.
    Es war mehr eine Ahnung denn Gewissheit. Sein Gesicht war halb von dem tief in die Stirn gezogenen Tropenhelm verdeckt, doch er war es. Sein heller Anzug war rötlich vom Staub, und als er jetzt den Helm abnahm, sah sie, dass seine Augen entzündet waren. Er musste wie ein Besessener Tag und Nacht unterwegs gewesen sein, um hierher zu gelangen.
    » Charlotte– sei mir gegrüßt. Wer hätte geglaubt, dass wir uns so bald wiedersehen«, sagte er mit schwachem Lächeln.
    Sie war so erleichtert, dass sie nahe daran war, ihm um den Hals zu fallen. Was auch immer ihn hierhergeführt haben mochte, seine Gegenwart brachte augenblicklich Hoffnung und Sicherheit in diese schreckliche Lage. George war wagemutig und erfahren, er war ein Mann, und er war ein Arzt.
    » Setz dich, George… Mein Gott, wie hast du es nur geschafft, uns in der Nacht zu finden? Ruh dich aus. Matumbe– bring Wasser, Milch, etwas zu essen.«
    Er warf seinen Helm in eine Ecke und ließ sich auf einem Hocker nieder. Doch er wollte nichts zu sich nehmen, er brauchte nur Wasser, um sich den Staub von Gesicht und Händen zu waschen.
    » Wie ich euch gefunden habe? Ich hatte einen Führer. Komm herein, Juma!«
    » Juma?«
    Charlottes schwarzer Diener hatte vor der Tür gehockt, da er sich nicht ins Haus traute. Jetzt aber trat er eilig ein, um der unheimlichen Dunkelheit draußen zu entkommen.
    » Juma ist weggelaufen. Viel schlimme Gedanken. Bwana daktari will wissen, wo ist bibi Roden. Juma es ihm zeigen. Wir viel geritten, Tag und Nacht. Keine pumska, keine Rast. Bwana daktari immer antreiben. Juma muss reiten, nicht schlafen…«
    Sein Gesicht war grau vom Staub, er hustete und setzte sich dann vollkommen erschöpft in eine Ecke des Raums auf den Boden. Charlotte war viel zu erleichtert, um ihm jetzt eine Strafpredigt zu halten, das konnte bis später warten.
    » Er lief in Kilwa auf mich zu, weil er mich wiedererkannt hatte«, erklärte George. » Als ich nach euch fragte, war er gleich bereit, mir den Weg zu zeigen.«
    » Iss etwas, und ruh dich aus, George. Dann aber bitte ich dich, nach Klara zu sehen.«
    » Sie hat Wehen?«
    » Seit über zwei Tagen.«
    » Weshalb sagst du das erst jetzt?«
    Klara sah ihnen mit weit offenen Augen entgegen, der Lärm hatte sie geweckt, und ihre feinen Ohren hatten längst vernommen, wer da angekommen war. Trotz ihrer Schwäche war es ihr ein wenig peinlich, dass ausgerechnet ein Bekannter, eigentlich ja ein Verwandter, sie nun untersuchen würde, doch sie verbarg tapfer ihre Scham, als George ihren Bauch abtastete.
    » Vertraust du mir, Klara?«
    » Natürlich, George.«
    » Hör zu. Dein Kind liegt mit dem Kopf nach oben, also genau falsch herum. Wann sind die Wehen schwächer geworden?«
    » Vor ein paar Stunden…«
    Charlotte, die die Lampe hielt, konnte erkennen, dass Georges Gesichtsmuskeln zuckten, als bedeute das nichts Gutes, doch seine Stimme blieb ruhig.
    » Ich werde versuchen, dein Kind zu drehen, anders wird es nicht gehen. Es wird nicht angenehm sein– aber du bist eine tapfere Frau, Klara.«
    » Das bin ich ganz und gar nicht, George. Aber ich werde alles ertragen, wenn es nur meinem Kind hilft.«
    Matumbe wurde herbeigerufen, zu zweit mussten sie Klara festhalten, während Dr. Johanssen ans Werk ging. Charlotte mochte gern glauben, dass er versuchte, so behutsam wie möglich zu sein, doch

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