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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Schwarze zitterte dabei vor Angst, da sie fürchtete, die beiden könnten die Geister des nächtlichen Waldes aufrühren.
    » Es gibt keine Geister, Matumbe. Keine sheitani. Wie oft habe ich dir das schon gesagt? Gott der Herr herrscht über Licht und Dunkelheit, alle Wesen kommen aus seiner Hand und kehren zu ihm zurück…«
    Matumbe stieß einen leisen Schrei aus und ließ die Lampe fallen, das Licht flackerte auf und erlosch.
    » Matumbe!«
    Charlottes zorniger Ruf blieb ohne Antwort. Es war finster, nur langsam wuchsen Schattengebilde aus der Dunkelheit, bizarre Äste, Baumstämme, seltsame Formen, die der Wind bewegte. Leises Rascheln war zu vernehmen, ein Hauch streifte Charlottes Wange, vielleicht der Luftzug einer vorübergleitenden Fledermaus.
    » Bwana keinen Lärm machen. Nicht Äste schlagen.«
    Das war nicht Matumbe. Jemand musste sich unhörbar in ihre Nähe geschlichen haben.
    » Bwunge«, hörte sie Peters Stimme. » Weshalb kommst du in der Nacht? Wo sind die anderen? Weshalb versteckt ihr euch?«
    Gott sei Dank– es musste einer von Peter Siegels afrikanischen Schützlingen sein. Was weiter gesprochen wurde, konnte Charlotte nur teilweise verstehen, denn Bwunge bediente sich einer seltsamen Mischung aus der Wangoni-Sprache, dem Suaheli und deutschen Ausdrücken. Sie begriff nur, dass Peter dem Schwarzen zuredete, mit seiner Familie und den anderen zur Mission zurückzukehren. Doch er stieß auf taube Ohren, Bwunge gab keine Antwort mehr und verschmolz mit den Geisterschatten des nächtlichen Waldes.
    » Was ist los?«
    » Lass uns ins Haus gehen, Charlotte.«
    Sie fanden die Lampe auf dem Waldboden, doch das Öl war ausgelaufen, so dass sie nur kurze Zeit brannte, als sie sie mit einem Streichholz entzündeten. Matumbe hockte zusammengekauert in einer Ecke des Wohnraums, die Arme vor der Brust gekreuzt, die missgestalteten Hände unter den Achseln verborgen. Drüben im Schlafzimmer lag Klara still auf ihrem Lager, nur hin und wieder zuckte ihr Gesicht, und ihre gefalteten Hände verkrampften sich.
    » Es ist vollkommen unbegreiflich«, stöhnte Peter. » Ich habe sie den christlichen Glauben gelehrt, ihnen die Vergebung der Schuld durch Christi Blut verkündet, ich habe einige von ihnen sogar getauft. Aber sie sind alle zu ihrem Stamm zurückgekehrt und wieder zu Heiden geworden.«
    Charlotte war wenig beeindruckt. Was jammerte er jetzt wegen seiner Schäfchen– es ging um Klara.
    » Wie auch immer– lass uns die Trage fertigstellen und den Esel anspannen!«
    Er stand mitten im Raum, stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab und starrte vor sich hin.
    » Mein Gott! Wozu habe ich zwei Jahre lang gepredigt und gewirkt? Es war alles umsonst. Mungu, ihr Götze, habe sich endlich seinem Volk gezeigt, er habe ihnen eine dawa gegeben, die sie unverletzlich mache, das maji-maji. Drüben in Mahenge hätten sich schon die tapferen Krieger gesammelt, die Donde aus dem Süden, die Ngoni, die Ngindo und alle Stämme in Sagara schlügen die Kriegstrommeln. Sie kämpfen gegen uchawi, den bösen Geist. Sie halten die Weißen für eine Ausgeburt Satans. Sie wollen uns alle ermorden.«
    Charlotte stockte der Atem. Ein Aufstand. Nicht der erste, den sie in Afrika erlebte, doch als die Dschagga Moshi angriffen, hatte sie auf der sicheren Plantage gesessen, Max an ihrer Seite, sie waren bewaffnet und hätten sich verteidigen können. Jetzt aber waren sie schutzlos mitten im Busch, und Klara brauchte dringend ärztliche Hilfe.
    » Wir sollen in der Mission bleiben«, fuhr Peter fort und sah sie dabei hilflos an. » Bwunge will versuchen, uns zu schützen. Alle Weißen seien des Todes, auch ihre schwarzen Angestellten müssten sterben…«
    Waren die beiden Schwarzen aus Kilwa deshalb so überraschend geflüchtet? Hatten sie sich an die Küste in die sichere Festung der Schutztruppen retten wollen? Und der untreue Juma war mit ihnen geritten, ohne seine bibi Roden zu warnen!
    » Das ist jetzt alles gleich!«, stieß Charlotte verzweifelt hervor. » Klara muss nach Kilwa gebracht werden– wir werden es schon schaffen. Oder hast du Angst?«
    » Wenn Bwunge die Wahrheit gesagt hat, dann könnten wir unterwegs leicht von den aufgebrachten Kriegern getötet werden.«
    » Und wenn wir hierbleiben, wird Klara sterben!«
    Peter machte eine unkontrollierte Bewegung mit den Armen, dann fiel er auf einen Hocker und schlug die Hände vors Gesicht.
    » Gott wird uns helfen!«, stöhnte er. » Seine heiligen Engel…«
    »

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