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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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quälte sich durch die Nacht, doch als der Feigenbaum den ersten Schatten in der aufgehenden Sonne warf, lag Klara immer noch in den Wehen, auch gegen Mittag war das Kind noch nicht auf der Welt. Charlotte wurde langsam klar, dass es schon zu lange dauerte. Klara hatte nicht mehr viel Kraft, aber aus irgendeinem Grund wollte es mit der Geburt nicht vorangehen.
    Wäre doch nur die alte Hamuna bei ihr gewesen! Matumbe hatte nur wenig Ahnung davon, wie man ein Kind auf die Welt beförderte, aber wenigstens war sie treu und half, wo immer sie konnte. Charlotte massierte Klara Bauch und Rücken, sie wusch sie mit warmem Wasser, führte sie im Raum umher und erzählte ihr dabei allerlei heitere Begebenheiten, um ihr die Angst zu nehmen. Dabei war sie selbst viel besorgter als Klara, die zwischen den Wehen ständig versicherte, es könne nun ganz sicher nicht mehr lange dauern.
    Manchmal setzten die Schmerzen für eine Weile aus, dann fiel sie in einen tiefen erschöpften Schlaf, und Charlotte überließ sie Matumbes Aufsicht, um zu Peter hinüberzugehen. Klaras Ehemann war vollkommen verstört. Mal betete er mit lauter Stimme, dann wieder lief er in den Busch hinaus, und man hörte ihn nach jemandem rufen. Wenn er zurückkehrte, fragte er hoffnungsvoll, ob das Kind schon auf der Welt sei, und versank anschließend in tiefen Trübsinn. Hin und wieder erschien er im Schlafraum und nahm Klaras Hand, streichelte ihr mit hilfloser Geste die Wange, doch immer war es Klara, die ihm trotz ihrer Schmerzen Mut zusprach: Er solle Vertrauen haben und für sie beten.
    Charlotte konnte die Quälerei bald nicht mehr mit ansehen. Weshalb kam Dr. Lott nicht endlich? Hatte er es nicht versprochen? Oh, dieser haltlose Schwätzer! Wenn er sich in Kilwa so langweilte, hätte er längst hier sein können.
    » Du musst dem Kind helfen, Klara! Press es heraus!«
    » Pressen? Ja, wie denn? Wie soll ich das denn machen?«
    » Meine Güte. So als ob du… Verdauung hättest.«
    » Großer Gott, Charlotte. Sag nicht solche Dinge…«
    » Nun probier es doch mal! Irgendwann tut man es von selbst, wenn es so weit ist, dann wird das Kind bald geboren.«
    Charlotte versuchte, ihr dabei zu helfen, und strich mit den Fäusten über Klaras Bauch, wie es damals Hamuna bei ihr getan hatte. Wenn Klaras Leib hart wurde unter der nächsten Wehe, musste sie mit ihren Bemühungen nachlassen, und Klara hatte sich wieder dem Schmerz entgegenzustemmen. Sie schrie immer noch nicht, doch wenn die Pein ihren Höhepunkt erreichte, begann sie zu wimmern.
    Gegen Abend ließen die Wehen wieder nach, und sie lag still und bleich auf dem Lager, hatte die Hände gefaltet und betete. Charlotte wusste sich keinen Rat mehr.
    » Matumbe– was tun die alten Frauen in deinem Stamm, wenn ein Kind nicht geboren werden will? Gibt es Kräuter? Einen Sud? Irgendein Mittel?«
    » Matumbe weiß nicht. Sie hängen ihr Beutel mit dawa um. Machen Rauch. Drücken auf Bauch und ziehen das Kind heraus.«
    » Was für eine dawa?«
    » Zauber von mungu. Fetisch. In Leder eingenäht.«
    Charlotte seufzte. Das würde wohl kaum helfen.
    » Wo sind die Wangindo, die bei der Mission wohnen? Weshalb kommen sie nicht zurück?«
    » Matumbe weiß nicht. Laufen weg vor Trommeln.«
    Tatsächlich waren hin und wieder die Trommeln der Eingeborenen zu hören– aber wieso sollten sie Angst vor den eigenen Trommeln haben? Das Mädchen redete wirres Zeug, mit ihm war wirklich nicht viel anzufangen. Wären sie doch nach Kilwa geritten– selbst wenn die Wehen unterwegs eingesetzt hätten, hätten sie Klara irgendwie in die Stadt bringen können, und sie wäre jetzt in den Händen eines Arztes.
    » Gott der Herr wird uns nicht im Stich lassen, er wird diesem Ungeborenen beistehen«, murmelte Peter, der an Klaras Lager kniete.
    » Wir müssen sie nach Kilwa bringen«, entschied Charlotte. » Es ist die einzige Möglichkeit, Peter. Du wirst eine Trage für sie herstellen, und wir brechen noch in der Nacht auf.«
    Er war froh, etwas tun zu können, auch wenn dieses Unternehmen purer Wahnsinn zu sein schien. Außer Charlottes Maultier gab es in der Mission nur noch einen Esel, der sollte die Trage ziehen, während Peter auf dem Maultier vorausreiten würde, um den Arzt in Kilwa zu alarmieren. Dr. Lott konnte ihnen dann entgegenreiten, so sparten sie Zeit.
    Es war schon dunkel, und Matumbe musste für Peter und Charlotte die Lampe halten, während sie die Äste für die Trage mit dem Buschmesser abschlugen. Die

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