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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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über fünfzig Gläubiger, bis hin nach Bremen und Hamburg…«
    Ohne schlechtes Gewissen spürte sie den schwer gefüllten Strumpf unter ihrem Rock. Christian hatte auch sie betrogen, ihre Mitgift war verloren, und ob sie von Paul jemals auch nur eine Mark zurückbekommen würde, stand in den Sternen…
    » Das Klavier gehört mir und darf nicht versteigert werden. Es ist ein Erbstück meiner Eltern, das können alle meine Verwandten bezeugen!«
    Man hatte es schon in die Liste aufgenommen, doch jetzt machte Sundermann ein Kreuz an den Rand der Spalte– was auch immer das bedeuten mochte.
    » Ebenso meine Bücher und meine Noten!«, verlangte sie.
    Sie durfte einige Notenhefte, die schon reichlich abgenutzt waren, mitnehmen, die Bücher wurden ihr verweigert. Christian selbst hatte Sundermann immer wieder erzählt, was für interessante und teure Werke er für seine Frau erworben hatte, da sie eine so begeisterte Leserin sei. Das Kästchen mit ihren Kindheitserinnerungen konnte sie nach hartem Kampf für sich behalten, der Inhalt war zwar nichts wert, die kleine Schatulle jedoch sehr hübsch gearbeitet.
    » Die Gegenstände, die sich als nicht veräußerlich erweisen, können Sie später abholen lassen…«
    An Klaras Tasche nahm niemand Anstoß, sie enthielt nur Kleidung und ihren Zeichenblock. Die Herren halfen ihnen, das Gepäck die Stiege hinunter zum Hinterausgang zu tragen, dort ließ man sie mit ihrer Habe im Regen stehen, denn oben in der Wohnung wartete noch viel Schreibarbeit. Für einige der Möbel würde man einen Sachverständigen kommen lassen, damit alles seine Ordnung hatte und nichts verschleudert wurde.
    Charlotte schleppte die Koffer, Klara mühte sich mit ihrer Tasche, wollte sich aber auf keinen Fall helfen lassen. Nur fort, die Augen schließen und nicht zurücksehen. Nicht auf den Tumult hören, der aus dem Laden zu ihnen drang, wo die Versteigerung in vollem Gange war. Anni hatte den Auftrag getreulich ausgeführt. Gleich an der Einmündung der Königstraße wartete ein Fuhrwerk auf sie, es gehörte einem Bauern, der Grünkohl und Schweinefleisch zum Gasthof Voogd geliefert hatte und froh war, einen kleinen Nebenverdienst einstecken zu können. Ohne viele Worte schob er Kisten und allerlei Geräte auf seinem offenen Wagen zusammen, stellte Koffer und Tasche dazu und rückte anschließend ein paar Säcke zurecht, auf denen die Frauen Platz nehmen konnten. Wagen und Säcke waren ebenso vom Regen durchweicht wie der Bauer selbst, dem das Wasser von der Mütze in den Jackenkragen rann, was ihn jedoch kaum zu stören schien. Schweigend zählte er das Geld nach– es war das letzte, das Charlotte besaß–, dann bestieg er sein Fuhrwerk und trieb den Gaul an. Träge setzte sich das Gefährt in Bewegung und ruckelte durch die Königstraße, bog nach rechts ab, um über die Lindenbaumstraße die Kirchgasse zu kreuzen, dann weiter durch die Osterstraße, bis sie endlich in die Ulrichstraße gelangten. Die Fahrt ging kreuz und quer durch Leer, und obgleich wegen des Regens kaum jemand unterwegs war, spürten die beiden Frauen doch, wie man sie durch die Fenster der Häuser anstarrte. Da fuhren sie, die junge, hübsche Frau Ohlsen und ihre Cousine Klara, auf einem dreckigen Bauernkarren, klatschnass vom Regen und arm wie die Kirchenmäuse. Ja, wer hoch hinaus wollte, der fiel oft tief.
    Vor dem großelterlichen Haus stellte ihnen der Bauer Koffer und Tasche auf die Straße und rumpelte mit seinem Wagen davon. Er war aus Loga und hatte es nicht mehr weit, die ganze Fahrt war für ihn nicht einmal ein Umweg gewesen.
    Tante Fanny öffnete auf ihr Läuten, und genau wie Charlotte erwartet hatte, brach sie auf der Stelle in Tränen aus.
    » Die Schande! Die Schande! Dass es so weit kommen musste! Ich habe ja gleich gesagt, dass dieser Mann nichts für dich ist, Charlotte…«
    Sie hatten also von dem Konkurs gewusst.
    » Immer und immer wieder hat er uns versichert, alles käme wieder in Ordnung. Da sieht man nun, was sein Gerede wert war. Nichts, gar nichts. Die Schande! Unser guter Name ist ruiniert. Nirgendwo kann man sich mehr blicken lassen…«
    Charlotte hatte keine Lust, sich das Gejammer länger anzuhören. Sie und Klara waren bis auf die Haut durchnässt und fast steif vor Kälte, was sie jetzt brauchten, waren trockene Kleider und ein warmer Ofen. Energisch schob sie das Gepäck in den Flur hinein und wollte dann die Tür zur Wohnstube öffnen.
    » Doch nicht dorthin, nass wie ihr seid!«, rief

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