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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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sanken herab, das Lächeln erstarb.
    » Ich will eine Erklärung von dir, Christian!«
    » Natürlich, mein Schatz. Du hast ein Anrecht darauf. Niemand hat mehr Anrecht darauf als du. Ich sagte ja, dass ich alles noch hätte abwenden können…«
    Zornig schlug sie mit der Faust auf den Küchentisch. Geschirr klirrte, ein Kaffeelöffel fiel auf den Steinboden. Ihr Mann zuckte erschrocken zusammen.
    » Die Wahrheit will ich wissen, Christian!«, fuhr sie ihn an. » Keine Ausreden und keine Lügen. Wie konnte es so weit kommen? Weshalb hast du mir unsere Lage verschwiegen? Wo bist du die ganze Zeit über gewesen?«
    Er hatte sie noch nie zuvor so wütend gesehen. Sein Gesicht wurde aschfahl. Ein paarmal öffnete er den Mund, um zu einer Erklärung anzusetzen, hielt jedoch gleich wieder inne und schwieg verwirrt.
    » Ist es so schwer? Dann will ich dir helfen. Kann es sein, dass das Geschäft schon in den roten Zahlen war, als du um meine Hand anhieltest?«
    » Nein, Charlotte«, rief er erschrocken. » Das ist es nicht. Ich habe dich nicht um deiner Mitgift willen geheiratet. Glaub das bitte nicht. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein Leben. Nur um deinetwillen bin ich jetzt zurückgekommen, und ich schwöre dir: Ich wäre lieber davongelaufen…«
    » Das glaube ich dir gern!«
    Die Sätze stürzten aus ihm heraus, als sei ein Damm gebrochen, Wahres und Erdichtetes, Geständnisse und Schönrednerei, verzweifelte Reue, Schwüre, Glaubhaftes und ganz offensichtliche Lügen. Sie unterbrach ihn mehrere Male, was nicht einfach war, denn es schien ihn unendlich zu erleichtern, sein Herz vor ihr auszuschütten. Dennoch wurde sie nicht schlau aus diesem verworrenen Wust von Worten, nur eines war ihr bald klar: Christian war kein abgefeimter Betrüger, er war ein Phantast, ein Mensch, der stets einige Meter über dem Erdboden schwebte und einen tödlichen Abgrund für ein liebliches Tal hielt. Er hatte Wechsel ausgestellt und sie mit neuen Wechseln bezahlt, hatte hier ein Loch aufgerissen, um ein anderes zu stopfen, hatte Gläubiger hingehalten, während er anderenorts schon wieder neue Schulden machte. Und wenn der Umsatz einmal gut gewesen war, hatte er das Geld für hübsche Dinge hinausgeworfen, hatte sich Anzüge machen lassen und seine Frau großzügig beschenkt.
    » Wir fangen ganz neu an, Charlotte«, redete er, und seine Augen glänzten fiebrig. » Dies alles ist mir eine Lehre gewesen, ich werde von nun an ein anderer sein. Ein kleines Geschäft in einer Nebengasse, nur Tabak und Kaffee. Und du wirst an meiner Seite sein, im Laden stehen, die Kunden bedienen. Das hast du doch immer gewollt, Liebes…«
    Sie ließ ihn reden und trug währenddessen die schmutzigen Kleider in die Waschküche, goss das Waschwasser in den Ausguss, schürte das Feuer im Herd und setzte einen Topf mit Milch auf. Er dachte tatsächlich daran, hier in Leer ein Geschäft zu eröffnen! Großer Gott, war er wirklich so naiv, oder hatte ihm die Verzweiflung den Verstand geraubt?
    Noch bevor das Frühstück fertig war, erschienen zwei Polizisten vor dem Haus, um Christian in Arrest zu nehmen. Paul hatte gleich am frühen Morgen, noch bevor er seinen Dienst angetreten hatte, bei der Polizei Meldung erstattet, dass Christian Ohlsen nach Leer zurückgekehrt war. Dabei hatte er lediglich seine Pflicht erfüllt; alles andere hätte sich negativ auf seine Karriere auswirken können.
    Christian schien wie betäubt, antwortete auf alle Fragen, ließ sich widerstandlos die Handfesseln anlegen. Als sie ihn abführten, ging er wie ein Traumwandler zwischen den beiden Polizisten, erst draußen vor der Kutsche wandte er sich nach Charlotte um, suchte mit hilflosen Augen ihren Blick. Dann stieß man ihn in den Wagen, und der Kutschenschlag klappte zu.
    » Das musste ja so kommen«, sagte Tante Fanny. » Dieser Mensch ist ein Verbrecher. Aber du wolltest ihn ja unbedingt heiraten. Ich habe damals gleich gewusst, dass er ein Verbrecher ist…«
    » Halt den Mund!«, fauchte Charlotte sie an.
    Tante Fanny wich erschrocken vor ihrer Nichte zurück und verzog sich scheltend in die Küche. Nur Unglück und Schande hatte dieses Mädchen ins Haus gebracht, aber das war kein Wunder, alles Unheil hatte damals begonnen, als der arme Ernst sich mit einer Indianerin einließ. Das ungute Blut…
    » Christian tut mir trotz allem leid«, sagte Klara. » Aber wir können ihm nicht helfen.«
    » Das werden wir ja sehen!«
    Was auch immer er getan hatte– Christian war

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