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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Sundermann mal zu suchen wagen!
    Christian hatte ihr etwas Bargeld dagelassen. Es waren nur wenige Markstücke, und sie wollte auch besser nicht darüber nachdenken, woher das Geld stammte, denn soweit sie verstanden hatte, durfte er über die Einkünfte des Ladens nicht mehr verfügen. Gleichwohl– es würde reichen, das Mädchen zu entlohnen und ein Fuhrwerk zu mieten. Die Köchin würde das Nachsehen haben, doch Charlotte hatte die laute, eigenwillige Person sowieso nie leiden können. Sollte doch der eifrige Konkursverwalter für ihren Lohn sorgen!
    Anschließend holte sie die beiden verstaubten Koffer vom Dachboden, die man für die Hochzeitsreise nach Berlin angeschafft und später nie wieder benutzt hatte.
    » Pack vernünftige Dinge ein, Klara. Wäsche und warme Kleidung, einen Umhang, Schuhe und Strümpfe.«
    » Ich brauche keinen Koffer, Charlotte. Eine Tasche reicht mir.«
    Klaras stets blasses Gesicht glühte jetzt vor Aufregung, doch ebenso wie Charlotte handelte sie rasch und vernünftig. Es war gut, etwas tun zu können, wenigstens einen winzigen Rest seiner Habe zu retten, um nicht ganz und gar verloren zu sein.
    » Dann nehme ich den anderen Koffer für Christians Sachen.«
    Sie legte Anzüge, Wäsche und Schuhe in die Koffer, ließ all die teuren Kleider, die Christian so geliebt hatte, im Schrank zurück, wählte ein schlichtes Kleid aus englischem Wollstoff, ein Kostüm mit langer Jacke und Pelzkragen, einen weinroten Hut mit dunkler Schleife. Als sie die Koffer geschlossen hatte und das Gepäck schon in den Flur hinaustragen wollte, hielt sie inne und lief zurück. Ganz unten im Kleiderschrank und fast vergessen in all den Jahren stand die kleine Kiste, welche die Erinnerungen ihrer Kindheit barg. Die würde sie den gierigen Gläubigern nicht lassen.
    Sie rief das Mädchen zu sich und erfuhr, dass es sich die Herren in der Küche bei einem kleinen Imbiss und einer Tasse Kaffee bequem gemacht hätten. Die arme Anni sah so unglücklich aus, als habe man ihre eigenen Eltern mittellos vor die Tür gesetzt.
    » Ich kann es nicht glauben, Frau Ohlsen«, schluchzte sie. » Sie waren immer gut zu mir…«
    » Du wirst ganz sicher eine andere Stelle finden, Anni. Hier, nimm dieses Geld, das ist alles, was ich dir geben kann. Aber schweig darüber, und zeig es niemandem, hörst du? Und besorg uns ein Fuhrwerk. Es soll auf dem Marktplatz warten.«
    Das Mädchen wischte sich die verheulten Augen und versicherte, das Geld auf keinen Fall nehmen zu wollen, als dann aber Schritte zu hören waren, ließ sie die Markstücke eilig in ihrer Rocktasche verschwinden.
    » Ein Fuhrwerk. Jawohl, Frau Ohlsen.«
    Die drei Herren erschienen wohlgesättigt und vom Kaffee beschwingt im Flur, einem der Herren vom Gericht klebte noch der Honig im Schnurrbart. Ihre Mienen, die zunächst heiter erschienen, wandelten sich beim Anblick der Koffer zu amtlicher Strenge.
    » Ich muss Sie leider bitten, das Gepäck zu öffnen.«
    Sie durchsuchten ihre Kleider, fassten in alle Taschen von Christians Anzügen, durchforsteten ihre Wäsche, öffneten das kleine Kästchen und besahen sich eingehend jeden Gegenstand, ob er vielleicht von besonderem Wert sei.
    Charlotte fühlte sich ihnen schutzlos ausgeliefert, gerade so wie damals, als Tante Fanny sie ohrfeigte und es niemanden mehr gab, der es ihr verbieten konnte. Was für ein Mensch war dieser Sundermann! Hatte er eine doppelte Natur? Konnte das der gleiche joviale, Zigarren rauchende Mann sein, der bei den Festen des Liederkreises in fröhlicher Runde seine Scherze machte? Noch vor einigen Wochen hatte er ihr anerkennend zugelächelt, als sie beim Sommerfest ein Stück von Mendelssohn vorspielte– jetzt war er sich nicht zu schade, mit seinen dicken Fingern ihre Unterwäsche zu durchwühlen.
    » Möchten Sie mich auch durchsuchen?«, fragte sie provozierend.
    Sundermann richtete sich wieder auf und wies einen seiner Helfer an, die Koffer wieder zu schließen. Sein Gesicht war dunkelrot, nicht etwa aus Scham, sondern nur, weil ihm das Blut in den Kopf gestiegen war, als er sich so tief über den Koffer beugte.
    » Sie müssen nicht glauben, dass ich das gern tue, Frau Ohlsen.«
    » Weshalb tun Sie es dann? Hat man Sie dazu gezwungen?«
    » Ich versehe dieses Amt, weil ich es für meine Pflicht halte, dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen. Ihr Mann hat den guten Namen und das Ansehen seiner verstorbenen Eltern benutzt, um zahllose Geschäftspartner gewissenlos zu betrügen. Es gibt weit

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