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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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zwischen den schmutzigen Wänden und dem Stacheldraht um. »Selbst für ein Gefängnis.«
    »Ich war schon mal im Gefängnis«, gestand Jonesy. »Wegen Trunkenheit, dabei war ich gar nicht betrunken.«
    »Warum bist du dann ins Gefängnis gegangen?«, wollte Marla wissen.
    »Ich war in einem Laden in Atlanta und habe eine Sonnenbrille geklaut«, erklärte Jonesy. »Gerade als ich zur Tür hinauswollte, kamen zwei Polizisten rein und haben mich so erschreckt, dass ich beinahe hingefallen wäre. Dann habe ich den Besoffenen gespielt, bin im Laden herumgetorkelt und hab die Sonnenbrille weggeworfen, sobald sich die Gelegenheit ergab.«
    »Und dafür bist du in den Knast gekommen?«, wunderte ich mich.
    »Vier Stunden lang.« Jonesy nickte. »Das war eine Dreißig-Dollar-Sonnenbrille. Dafür hätte ich sechzig Tage kriegen können.«
    Das Kind, das Jamil zu uns herüberbrachte, sah eher wie zwölf als wie vierzehn aus, ein schmaler Junge mit großen Augen und einem breiten Lächeln. Er plapperte wie ein Wasserfall auf Arabisch daher und Jamil nickte einfach nur.
    »Er sagt, dass er nach der Sperrstunde noch draußen war, weil die Ziege der Familie bei einem Bombenangriff weggelaufen war«, übersetzte Jamil. »Er hat eine Ziege in den Straßen herumlaufen sehen und versucht, sie nach Hause zu bringen, als ihn die Briten geschnappt haben. Und die haben ihn den Amerikanern übergeben.«
    »Glaubst du ihm?«
    »Nein, wahrscheinlich war er draußen, um zu stehlen«, meinte Jamil. »Aber es ist der richtige Junge.«
    Captain Coles musste eine Erlaubnis einholen, um Muhammad freizubekommen, und rief seine Vorgesetzte an, eine Generalin. Es dauerte fast eine Stunde, bis wir abfahrenkonnten, aber endlich kam der Captain und sagte uns, wir könnten Muhammad mitnehmen. Der Junge war so froh, aus dem Gefängnis zu kommen, dass er uns allen die Hände küsste und immer wieder Allah pries.
    »Er sagt, er liebt die Amerikaner«, sagte Jamil.
    Coles rief Major Sessions an und erzählte ihr, was geschehen war. Sie befahl ihm, den Jungen ins Hauptquartier zu bringen.
    »Wenn sie versucht, die Lorbeeren dafür einzuheimsen, schiebe ich ihr einen Stiefel so weit in den Hintern, dass sie die ganze nächste Woche an den Zehen lutscht!«, verkündete Marla.
    »Dann können Sie ja anschließend Muhammads Platz im Gefängnis einnehmen«, meinte Coles.
    Wir brachten Muhammad zu Major Sessions, die bereits eine Pressekonferenz einberufen hatte. Das kotzte uns ganz schön an. Dann wollten sie wissen, wer denn nun genau den Jungen gefunden hatte. Als sie unsere Gruppe nannte, suchten sich die Presseleute Marla für ein Interview aus – ohne Mütze, sodass ihre blonden Haare sichtbar waren.
    »Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie Muhammad gefunden haben?« Der Reporter machte ein Die Sache ist ernst- Gesicht.
    »Ziemlich gut«, gab Marla zur Antwort und versuchte, die Sache herunterzuspielen.
    »Ziemlich gut«, wiederholte der Reporter, als er sich von Marla zur Kamera umwandte. »Für amerikanische Soldaten ist diese Rettungsmission, ein irakisches Kind mit seiner Mutter zu vereinen, nur ein Teil ihrer täglichen Aufgaben …«
    Wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Essen zurück. Jonesy interviewte Marla mithilfe seines Löffels noch einmal.
    »Na, Miss Weiße Lady, wie fühlt man sich, wenn man einen armen, kleinen irakischen Jungen gerettet hat?«
    »Es heißt Missis Weiße Lady«, korrigierte Marla, »und ich bin ja so froh, meinen Teil dazu beigetragen zu haben, die Welt vom Bösen zu befreien und einem kleinen Jungen die Freuden der freien Welt gezeigt zu haben. Doch wenn ich sein Ohrfeigengesicht nach der Ausgangssperre auf der Straße sehe, knalle ich ihn ab.«
    Wir behielten Muhammad über Nacht da. Bevor wir ihn am nächsten Morgen in sein Dorf zurückbrachten, richtete Captain Coles an Major Sessions die Frage, ob sie mitkommen wollte, aber sie lehnte ab. Marla machte noch ein paar Andeutungen, was sie alles mit Major Sessions machen wollte, aber eigentlich waren wir froh, dass sie nicht mit uns kam.
    Ein paar Frauen erkannten Muhammad sofort, als er aus dem Humvee stieg, und riefen seine Mutter. Sie kam heraus und wir ließen das Bedanken und Händeküssen noch einmal über uns ergehen. Es war schön zu sehen, dass die Leute zur Abwechslung mal mit unserer Arbeit zufrieden waren.

Von: Perry, Robin
Datum: 13. Mai 2003
An: Perry, Richard
Betreff: Verschiedenes

Hi, Onkel Richie!
Ich bin wieder online, weil sie eine ganze Reihe von

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