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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Chirurgenmaske«, sagte ich. »Sah fast aus, als ob du eine Burka anhättest.«
    »Was haltet ihr davon, wenn wir keine Leichenhallen mehr aufsuchen«, schlug Marla vor. »Wir sagen einfach, wir sind überall gewesen.«
    Captain Coles hielt nichts davon, bis ihm Jamil sagte, dass die Suche so keinen Sinn habe.
    »Wir wissen nicht, wie er im Leben ausgesehen hat«, erklärte Jamil achselzuckend. »Und in den Aufzeichnungen steht nur männliche Leiche , eine ungefähre Altersangabe und ein Hinweis auf die Todesumstände. Manchmal gibt es einen Namen und eine Adresse, wenn sie etwas gefunden haben, mit dem sie die Leiche identifizieren konnten. Aber …«
    »Aber was?« Captain Coles legte den Kopf schief, während er auf den kleineren Mann heruntersah.
    »Häufig werden die Papiere von Leuten genommen, die sie nötiger brauchen als der Tote«, erzählte Jamil.
    Das reichte uns, um den Entschluss zu fassen, keine Leichenhallen mehr aufzusuchen.
    Wir gingen noch in ein weiteres Krankenhaus und in eine Erste-Hilfe-Station. Keiner der Ärzte oder Schwestern oder wer sonst noch dort arbeitete, hatte großes Interesse daran, uns zu helfen.
    »Noch ein toter Junge mehr ist ohne große Bedeutung, wenn so viele sterben«, sagte Jamil schulterzuckend. »Die Leute vom Krankenhaus sind der Meinung, dass Sie nur Ihre Zeit verschwenden.«
    In einem der Krankenhäuser sahen wir schreckliche Wunden, Männer mit amputierten Gliedmaßen, denen Verbände um die Arm- oder Beinstümpfe gewickelt worden waren. Manche davon waren blutig. Die Verwandten wuseltenauf den Stationen und sogar in der Notaufnahme herum und versuchten, die Patienten zu trösten.
    »Spricht nicht sehr für die Hygiene«, meinte Jonesy.
    »Jamil, bringen sie auch die Aufständischen in diese Krankenhäuser?«, erkundigte sich Captain Coles.
    »Sir, sie bringen Iraker hierher«, antwortete Jamil.
    Ich war in amerikanischen Krankenhäusern gewesen. Verglichen mit denen im Irak war selbst das mieseste davon noch geradezu ein Palast.
    An einer Brücke machten wir Rast und sahen zu, wie die Militärpolizei die Menschen, Personenwagen und Laster untersuchte, die darübergingen oder -fuhren. Ein Bus mit Schulkindern rollte an uns vorbei. Sie winkten uns zu.
    »Jamil, was hältst du von alldem?«, fragte Jonesy unseren Dolmetscher. »Bist du froh, dass Saddam weg ist?«
    »Kommt in einem Jahr wieder und fragt mich das noch einmal«, sagte Jamil. »Uns war klar, dass Saddam ein Teufel war. Wir kannten seinen Schnurrbart und lächelten freundlich, wenn er die Straße entlangkam. Aber wie wird der neue Teufel aussehen?«
    Ein Mann mit einem Karren voll frischer Früchte kam vorbei. Wir hielten ihn an und kauften ihm einige ab. Jamil verhandelte den Preis, der ziemlich gut gewesen sein musste, denn nachdem uns der Mann das Obst gegeben hatte, lächelte er. Wir saßen auf und Captain Coles erklärte uns, dass wir noch ein einziges Gefängnis besuchen würden.
    »Als wir hier ankamen, war es leer und alle Zellentüren standen offen«, sagte der Captain, der das Gefängnis leitete. »Die Iraker hatten sie alle hinausgelassen. Man hat mir erzählt, dass die Panzer schon die Straße entlangkamen,als die Gefangenen durch die Seitentore flüchteten. Mörder, Diebe, Irre, alles. Sie haben sie freigelassen. Wahrscheinlich hofften sie, dass sie uns genauso viel Scherereien machen würden wie vorher den Irakern.«
    »Wer sitzt jetzt hier drin?«, fragte Coles.
    »Alle, die wir aufgreifen und mit denen wir nichts anfangen können«, bekamen wir zur Antwort. »Wir sind uns nicht sicher, ob sie Kriegsgefangene, Kriminelle oder sonst was sind. Ich glaube, CENTCOM versucht, das in Kuwait zu klären.«
    »Können Sie welche identifizieren?«, fragte Coles.
    »Die meisten«, erwiderte der Captain. »Es sind Leute, die wir am Checkpoint mit Waffen im Auto erwischt haben, manche mit Panzerfäusten, ein paar Plünderer. Die wollten wir eigentlich der irakischen Polizei übergeben, aber die wollten sie nicht.«
    Der Captain ließ zwei seiner Corporals die Aufzeichnungen nach dem vierzehnjährigen Muhammad durchsehen. Sie stießen auf fünf mögliche Kandidaten.
    »Muhammad ist hier ein sehr häufiger Name«, erklärte einer der Corporals. »Die meisten werfen ihre Ausweise weg und behaupten, sie sind minderjährig, damit wir sie nicht ins Gefängnis stecken.«
    Sie holten die fünf Jungen. Jamil nahm jeden von ihnen beiseite und sprach mit ihm.
    »Das ist ein gruseliger Ort«, fand Marla und sah sich

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