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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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haben ein professionelles Set, falls Besuch von Entertainern kommt«, erklärte Dongan. »Sie haben sogar Gitarren und ein paar Trompeten. Ab und zu kommt jemand, der darauf spielen kann.«
    Jonesy schaute sich alles an. Ich stellte mir schon so schön vor, dass er spielen würde, aber dann meinte er, ersei zu müde. »Wenn ich nur zwei Blues-Akkorde spiele, sehe ich ein Mädchen mit Knackarsch vor mir auf der Straße gehen. Aber hier müsste ich erst mal online gehen, bevor ich eine anmachen kann«, erklärte er. »Dieser Krieg zieht meinen sommersprossigen schwarzen Arsch ganz schön runter. Hey, Birdy, hab ich dir schon erzählt, dass ich Sommersprossen auf dem Hintern habe?«
    Von Jonesys Sommersprossen wollte ich gerade gar nichts hören. Ich überlegte mir, ob ich Marla anmachen sollte. Sie sah in den dunklen Hosen und dem beigefarbenen Pulli, den sie mitgebracht hatte, ziemlich gut aus. Ich fragte sie, wie es ihr ging.
    »Ich frage mich gerade, was Victor wohl mit dem Rest seines Lebens anstellen wird«, antwortete sie und wollte wissen: »Wie viele Leute kennst du, die sich im normalen Leben mit nur zwei Fingern an einer Hand durchschlagen müssen?«
    Darauf wollte ich ihr keine Antwort geben, also zuckte ich nur mit den Schultern und sah weg. Sie fragte mich noch einmal.
    »He, Marla, ich versuche gerade, mal nicht an den Krieg zu denken«, sagte ich.
    »Du willst dich hier einfach nur ausruhen?«, fragte sie. »Das kann ich verstehen.«
    »Nein, das ist es nicht«, widersprach ich. »Wenn ich lange genug über den Krieg nachdenke, über Pendleton und Victor und ein paar andere Dinge, die ich hier gesehen habe, dann könnte er ein Teil von mir werden. Verstehst du, was ich meine? Davor habe ich Angst. Ich habe immer geglaubt, das Leben ist wertvoll und wunderbar und man kann Großartigesdamit machen. Ich will keine Bilder von Leichenteilen auf der Straße in meinem Kopf. Ich will nicht daran denken, wie ich jemanden erschieße und zusehe, wie sein Leben … wie sein Leben aus ihm herauszuckt und -zittert.
    Vielleicht ist es schon ein Teil von mir. Ich weiß es nicht. Sieh mal, ich zittere. Meine Hand zittert tatsächlich. Mensch, Marla, ich habe vor mir selbst Angst. Ist das vielleicht gut so?«
    »Es ist gut so, Birdy«, fand Marla. »Es ist gut.«
    Ich verbrachte eine schreckliche zweite Nacht in El Sajlija. Ich warf mich auf dem Bett herum, wachte wohl hundertmal auf und fragte mich, wo ich war. Ich träumte von einem Feuergefecht. Mist. Ich träumte davon, Leute zu erschießen. Ich schoss, ohne zu wissen, wer der Feind war, ich feuerte einfach immer weiter. Wer zum Teufel war ich, wenn ich davon träumte, Leute zu erschießen?
    Morgens sahen alle die Nachrichten. Es war, als ob wir ein Spiel ohne Regeln spielten. Um zu wissen, wo wir standen, mussten wir auf einer Anzeigentafel nachsehen. Wir sahen den Präsidenten, wie er sagte, unser primäres Ziel hätten wir erreicht, jetzt befänden wir uns mitten in der letzten Phase. Ein Reporter fragte ihn, ob die Truppen nach Hause kommen; er antwortete, sie würden abgezogen, wenn die Zeit dafür reif sei. Die meisten Leute applaudierten bei diesen Worten.
    Irgendjemand stellte fest, dass es Sonntag war, und Marla ging mit Barbara zur Frühmesse. Jonesy und ich gingen in einen Musikladen und kauften uns die Survivor -CD sowie einen CD-Spieler. Es gab zwei Geräte, eines für achtzig Dollar und eines für neunzehn. Ich wollte, dass wir unserGeld zusammenlegten und das für achtzig Dollar kauften, aber Jonesy war strikt dagegen.
    »Bleib bei den billigen Sachen«, riet er mir. »Dann weißt du wenigstens, woran es liegt, wenn es nicht funktioniert.«
    »Kaufst du nie gute Sachen?«
    »Nur bei Wein«, erklärte er. »Bei Wein stehe ich auf Château Petrus .«
    »Mit Wein kenne ich mich nicht aus«, gestand ich.
    »Vielleicht stehst du eher auf Piesporter Peterströpfchen «, vermutete Jonesy.
    Um fünfzehn Uhr trommelte man uns zusammen und verkündete, dass die Civil-Affairs-Einheiten um acht Uhr am nächsten Morgen antreten sollten. Ich fragte mich, ob außer uns noch andere Civil-Affairs-Einheiten hier waren, aber Dongan verneinte. Am Nachmittag versammelten wir uns um Captain Miller, während sie uns auf einer Landkarte zeigte, wo Katar lag. Marla fragte sie, wo sie gewesen sei, und sie antwortete: im Offiziersclub.
    »Ich habe versucht, den Krieg in den Griff zu kriegen«, meinte sie. »Ich wollte wissen, ob wir tatsächlich in so viele Ärsche treten, wie

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