Himmel ueber Falludscha
auch getan hat, und damit gab es keinerlei Probleme. Ich sollte zurückgehen und ihn erschießen.«
»Es kommen E-Mails an?«, fragte Corbin.
»Ja, ich habe eine von Victor«, erzählte Marla. »Er bittet uns, auf Yossarian aufzupassen, bis er wieder da ist.«
Wir bekamen den Befehl, unsere Waffen abzugeben und den größten Teil unserer Ausrüstung in Seesäcke zu verpacken, bis wir wiederkamen.
»Nehmt Wäsche für vier Tage mit«, empfahl uns Coles, »und alle Zivilklamotten, die ihr habt.«
Meine einzige Jeans roch muffig und die beiden Hemden waren verknittert, aber ich packte sie trotzdem ein. Unterwegs im Bus zum Flugfeld fluchte Miller so, dass man befürchten musste, der Himmel verdüstere sich. Sie war richtig gut darin.
»Was meinst du, Birdy?« Jonesy saß in dem überfüllten C-3-Truppentransportflugzeug neben mir. Wir saßen längs zur Bordwand, Hüfte an Hüfte nebeneinander, mit ausgestreckten Beinen, und unsere Füße berührten sich in der Mitte des Flugzeugs.
»Ich glaube, dass wir neu eingeteilt werden«, vermutete ich. »Aber wenn die Frauen mitkommen, werden wir wahrscheinlich nicht der Infanterie zugeteilt. Was glaubst du?«
»Hört sich gut an, finde ich«, meinte Jonesy. »Ich werde mal dasselbe glauben, denn ich habe meiner Mama versprochen, mich nicht in direkte Kampfeinsätze schicken zu lassen.«
Vom Start bis zur Landung in Doha, Katar, brauchten wir eineinhalb Stunden. Die Fahrt nach El Sajlija war kurz, und als wir das Lager erreichten, war es noch hell. Es tat gut, aus dem Bus auszusteigen und mal nicht das Gewicht eines Kampfanzugs voller Munition zu spüren. Wir wurden in unsere Quartiere geführt.
»Hey, Birdy, das hier kenne ich«, erklärte Jonesy. »Das ist der Schweinehimmel. Du weißt doch, kurz bevor sie dieSchweine schlachten, schicken sie sie in den Hof, lassen sie sich eine Weile im Schlamm suhlen und kraulen ihnen den Rücken.«
»Und dann?«, erkundigte ich mich.
»Und dann können sie wählen: Schinken mit Ei oder Bohnen mit Speck!«
Es gab Leute, die uns begrüßten, eincheckten und zeigten, wo alles war. Ein girliehafter Lieutenant sagte uns, dass wir den nächsten Tag freihätten.
Ich stand um halb neun Uhr am nächsten Morgen auf. Wir hatten Merkblätter mit dem Plan des Lagers bekommen. Schon was ich auf den ersten Blick sah, stimmte mich fröhlich. Die Leute hingen einfach nur herum und lagen auf dem Rasen vor unserem Gebäude. Auf Liegestühlen machten es sich Frauen in Freizeitkleidung oder Badeanzügen bequem, ein paar Leute spielten Volleyball. Ich fand es großartig.
»Ich nehme an, die Gladiatoren hatten auch so einen Ort, an dem sie sich entspannen konnten, bevor sie gegen die Löwen kämpften«, vermutete Captain Miller, als ich sie vor einem der Cafés mit einem riesigen Becher Orangensaft in der einen und einem Kaffee in der anderen Hand traf.
Wir fanden ein paar Liegestühle in der Nähe des Pools und streckten uns aus. Marla und Evans sahen uns und ließen sich neben uns nieder.
»Habt ihr gesehen, wie viel Bier wir täglich trinken dürfen?«, fragte Marla.
»Ja«, sagte ich. »Aber ich trinke kein Bier.«
»Das ist noch so etwas, woran du arbeiten musst, Birdy«, erklärte sie.
Eigentlich sollte ich mich hier ja ausruhen, aber ich stellte fest, dass ich viel zu verkrampft war. Ständig griff ich nach der Waffe, die ich in Bagdad gelassen hatte. Ein paar Männer der 101. Airborne trugen Wüstentarnanzüge, aber sonst hatten alle irgendwelche Zivilklamotten zusammengekratzt. Manchmal waren es nur Shorts und ein T-Shirt, aber immerhin Zivilkleidung.
Das Essen war gut, aber nicht viel besser als in der Blase . Der Unterschied war, dass man so viel Junkfood kaufen konnte, wie man wollte. Alle standen Schlange, um es zu bekommen. Ich wollte wissen, ob Miller, die immer so auf bewusste Ernährung und Gesundheit abfuhr, auch dabei war. Bingo!
Darcy schlief fast den ganzen ersten Tag. Love fand eine religiöse Gruppe und trieb Bibelstudien. Wir anderen spielten Poolbillard oder hingen im Aufenthaltsraum herum und sahen uns etwas in einem der vier großen Fernseher an. Ein übergewichtiger Sergeant aus Kansas City – auf seinem Namensschild stand DONGAN – erzählte mir, dass dieses Lager ursprünglich für die Medienleute eingerichtet worden sei.
»Sie haben hier alle Sendegeräte, die du dir vorstellen kannst«, sagte er. »Studios, Satellitenantennen, alles.«
»Haben sie auch Verstärker?«, erkundigte sich Jonesy.
»Ja, sie
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