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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Mitgliedern einer Familie van Campen, wobei sich ihm erneut die Frage aufdrängte, ob diese mit Erik van Campen wohl ein verwandtschaftliches Verhältnis verband.

Kapitel 27
    Walvis Bay, britisches Kolonialgebiet,
Juli 1908
    Das vornehme, aber nicht pompös ausgestattete Haus der Howells lag unmittelbar am Atlantik. Der flache Küstenlandstrich der Walvis Bay bot keinerlei Schutz vor den starken Stürmen, weshalb es auf der dem Meer zugewandten Terrasse an jeglichen Kübelpflanzen oder Zierrat fehlte. Von dieser weitläufigen, erhöht gebauten Plattform offenbarte sich aber ein berauschender Blick auf das an diesem Abend wild tobende, von einem funkelnden Sternenhimmel überspannte Meer. Das Mondlicht fiel wie ein silberner Gruß aus einer anderen Welt über die schwarze, bewegte Fläche, und der kräftige Wind brauste so laut, dass die Tanzmusik im Inneren des Hauses kaum noch zu hören war. Die Unterarme auf der obersten Latte der Umfriedung aufgestützt stand Philippe da, ließ den Wind sein Haar zerzausen und dachte, wie so häufig in den letzten Tagen, an Udako.
    Jemand gesellte sich neben ihn und mit einem knappen Seitenblick erkannte er seinen Freund John. Der stemmte sich breitbeinig und hoch aufgerichtet wie ein Matrose an Deck seines Schiffes gegen den Wind an.
    »Was ist los? Gefallen dir die britischen Feste nicht? Ich meine gehört zu haben, du seist dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt.«
    »Britische Feste mögen ganz nett sein. Weniger nett sind die britischen Gäste.«
    Sein Freund nickte grimmig und umfasste mit beiden Händen das Geländer. »Die Stimmung meiner Landsleute gegenüber dem deutschen Kaiser ist nicht eben freundschaftlich, das muss ich zugeben. Ein Großteil der heutigen Gäste sind Reeder oder haben zumindest in der einen oder anderen Weise mit der Seefahrt zu tun. Zwei Vertreter der königlichen Admiralität befinden sich ebenfalls unter ihnen. Das Bestreben der Deutschen, vermehrt in ihre Hochseeflotte zu investieren, schmeckt ihnen nicht. Manch einer sieht darin sogar Kriegsvorbereitungen.«
    Seinen Worten folgte ein bitteres Auflachen von Philippe. »Und von Tirpitz spricht über die zunehmende Bedrohung durch die Briten. Eure Dreadnoughts missfallen dem deutschen Marineminister gehörig.«
    »Das Parlament hat die Mittel der Marine so drastisch gekürzt, dass in diesem Jahr lediglich zwei Dreadnoughts …«
    »Freund, vielleicht behältst du dieses Wissen lieber für dich.«
    »Befürchtest du, ich würde als Spion hingerichtet? Wenn unser harmloses Gespräch ein Grund dafür wäre, haben wir nächstes Jahr Krieg!«
    Philippe schwieg. Er wollte nicht das Säbelrasseln heraufbeschwören, das er in so vielen Gesprächen dieser Tage zwischen den Zeilen mitschwingen hörte.
    »Konntest du etwas über die Diacamp-Company herausfinden?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Ich bin ein Doppelspion, wenn auch in anderem Sinne!« John lachte und wandte sich ihm zu, wobei er sich mit der Hüfte lässig gegen das Geländer lehnte. »Van Campen ist, wie du vermutet hast, Niederländer. Verarmter Landadel. Seit ein paar Wochen unterhält er neue Geschäftsverbindungen nach Preußen, und die ermöglichten ihm, seine Finger nach Deutsch-Südwest auszustrecken. Allerdings ist er nur der Vorzeigepartner in der Company. Die Fäden hält ein anderer, eine Art stiller Teilhaber, in der Hand. Und das ist der Punkt, an dem es unangenehm wird. Ich bin auf den Namen …«
    »Meindorff?«
    »… gestoßen.« Der Brite nickte und sah ihn bedauernd an. »Es war nicht schwer, an diese Informationen zu gelangen, da die Diacamp ihre Funde für die Überfahrt bei meinem Schwager versichern lässt. Du hast ihn vorhin kennengelernt.«
    Mit Unbehagen erinnerte sich Philippe an den schwachen, feuchten Händedruck des Mannes.
    »Sollte deine geheim operierende Abteilung einen Nachweis dafür finden, dass van Campen hinter den Überfällen und weiteren unfeinen Spielchen steckt, legst du dich mit einem angeheirateten Familienmitglied und einem Meindorff an.«
    »Ich kann mir bei meinem Ziehvater nicht vorstellen …«
    »Moment!« Forsch hob John eine Hand. »Von dem älteren Joseph war nie die Rede.«
    »Joseph?«
    John lachte. »Eine unangenehme Tradition, den erstgeborenen Sohn nach dem Vater zu benennen. Hat er keinen zweiten, dritten, vierten oder fünften Vornamen, anhand dessen man die beiden auseinanderhalten kann?«
    »Aber sicher. Er heißt Joseph Maria Dominique Christel Meindorff.« Grinsend

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