Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
Vom Netzwerk:
tanzt.«
    Wenig später drehte Philippe sich mit der hübschen Siebzehnjährigen über die etwas beengte Tanzfläche. Während sie sich nahezu aufreizend an ihn drückte, beklagte sie sich über ihr langweiliges Leben hier in Walvis Bay und darüber, wie sehr ihr Vater ihre Freiheit einschränkte.
    Der Leutnant war nicht in der Stimmung, sich ihre Klagen länger anzuhören. Er näherte sich mit ihr im Arm dem äußeren Kreis der Tanzenden und führte das Mädchen in eine nur schummrig beleuchtete Ecke, wo um einen winzigen, mit einer Obstschale fast schon überladenen Tisch drei zierliche Holzstühle standen. Wie im ganzen Haus bestach auch dieser Teil des Raums durch seine landestypische Einrichtung. Schmale scheinbar primitiv gezimmerte Holzregale waren mit Büchern und kleinen Elfenbeinfiguren gefüllt. Daneben fanden sich Schnitzereien, die so einfach gehalten waren, dass sie von einem Kind hätten stammen können. In einer sandfarbenen Bodenvase steckten die knorrigen Zweige eines Baobab 33 .
    Er bat Jennifer, sich zu setzen, holte sich und ihr ein Glas Wasser und nahm ihr gegenüber Platz. »Was willst du?«, fragte er direkt und wenig charmant und brachte das Mädchen damit sichtlich aus der Fassung. Eine feine Röte überzog ihr glattes, fast noch kindliches Gesicht.
    Ihre gestammelten Worte verrieten ihm, dass sein Ruf bis in diese Kreise vorgedrungen war. Gerade weil sie sich von ihm überrumpelt sah, erzählte sie offenherzig von ihren Nöten. Offenbar sehnte sich das Mädchen nach Abwechslung und Abenteuer, wie ihre Freundinnen sie auf der Insel bei diversen Partys und einem eher freizügigen Lebensstil erlebten und ihr in eifrigem Briefverkehr berichteten.
    »Denkst du, deine Freundinnen sind glücklich? Glücklicher als du?«
    »Glücklich?« Zum ersten Mal, seit er Jennifer an den Tisch geführt hatte, hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen.
    »Ich weiß nicht … Eine meiner Freundinnen hat große Schwierigkeiten, weil sie … sie … erwartet ein Kind und der Mann hat sich aus dem Staub gemacht.« Beschämt über das angeschnittene Thema wandte sie erneut ihr Gesicht ab. »Eine andere verlor ihren Bruder wegen so einem blödsinnigen Duell, obwohl die doch längst verboten sind und …« Sie zögerte und schüttelte den Kopf, wobei ihre aufgesteckten Locken um ihren Kopf tanzten. »Nein, Mr Meindorff, wirklich glücklicher erscheinen sie mir nicht. Sie wünschen sich dieses und jenes, möchten gerne ihre momentane Situation geändert sehen oder zumindest über weitreichende Veränderungen selbstständig entscheiden können und fühlen sich allerorts und jederzeit übergangen. Die Liste ihrer Klagen ist ebenso lang wie die ihrer Abenteuer und Freuden, vielleicht sogar länger.«
    Philippe lächelte das Mädchen an. »Du wärst nicht Johns Schwester, hättest du das nicht erkannt. Vielleicht machst du dir besser Gedanken darüber, was dich glücklich stimmt und wie viel von diesem Glück in deinem unmittelbaren Umfeld existiert, ohne dass du es herbeizwingen musst.«
    Die junge Frau schwieg über einen langen Zeitraum, ehe sie nickte und ihre Augen einen feuchten Glanz annahmen. »Ich kann mich wohl allein schon darüber glücklich schätzen, einen Bruder an meiner Seite zu haben, der mit einem so ehrlichen und rücksichtsvollen Mann befreundet ist, gleichgültig, was mir von anderen über Sie zugetragen wurde.«
    Grinsend über ihre Einschätzung erhob sich Philippe und bot ihr seine Hand. »Behalte das aber bitte für dich, nicht, dass du noch meinen Ruf ruinierst! Und jetzt bekommst du den versprochenen Tanz, bevor ich aufbreche.«
    Jennifer strahlte ihn an und ließ sich zurück auf die Tanzfläche führen, allerdings hielt sie nun gebührenden Abstand von ihm und versuchte nicht mehr, seine Aufmerksamkeit auf ihre nicht zu verleugnende Schönheit zu lenken. Vielmehr erkundigte sie sich nach seinen Zukunftsplänen. Bei ihrem zweiten Tanz nickte sie bedeutungsvoll zu ihrem Vater hinüber. Howell lehnte mit einem Glas Cognac in der Hand an der inzwischen geschlossenen Terrassentür und beobachtete die Tanzenden.
    »Mein Vater ist hier in Afrika glücklich«, erzählte Jennifer. »Nach dem Tod meiner Mutter erinnerte ihn in London alles an sie. Ihr Verlust war schrecklich für ihn. Hinzu kamen die unzähligen eindeutigen Angebote alleinstehender oder verwitweter Damen. Sie sahen in ihm eine gute Partie. Seit wir hier wohnen, blüht er wieder auf. Er genießt das deutlich unkonventionellere Leben und

Weitere Kostenlose Bücher