Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
Vom Netzwerk:
beobachtete Philippe, wie sein Gesprächspartner den Namen einzuordnen versuchte und schließlich stotterte: »Da bedachte man alle familiären Verzweigungen in andere Länder und aus diesem Ehrgeiz heraus wurde übersehen, dass die Namen durchweg auch weibliche Personen tragen könnten?«
    Nach einem gleichgültigen Schulterzucken wandte Philippe sein Gesicht wieder der steifen Brise entgegen. Mit unverminderter Heftigkeit peitschte der Wind über den Ozean, begleitet von dem Donnern der sich am Stand brechenden Wellen.
    »Wie dem auch sei. Du wirst dir kräftig die Finger verbrennen, solltest du recht behalten und den Ehrgeiz besitzen, deinen Auftrag zu Ende zu bringen.«
    »Joseph, der Jüngere, war schon als Kind sehr ehrgeizig. Er wollte sich nie mit dem zufriedengeben, was er besaß. Sein Vater bewundert seinen Tatendrang und den Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen durchaus, natürlich nur in einem Rahmen, der sich für eine preußische Unternehmerfamilie mit langer geschichtlicher Tradition geziemt. Ich erzählte den beiden von den ersten Diamantenfunden und schlug ihnen vor, Geld in die Schürffelder zu investieren, doch der alte Rittmeister zeigte kein Interesse. Der Jüngere aber anscheinend umso mehr.«
    »Traust du ihm zu, dass er von dem hier stattfindenden unlauteren Wettbewerb und den Überfällen auf andere Schürfer weiß?«
    »Das werde ich herausfinden müssen. Ob ich nun will oder nicht.«
    »Unschöne Sache!«, murmelte sein Gesprächspartner. Er drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung und betrachtete das hell beleuchtete Haus. »Wie wirst du vorgehen?«
    »Von Tag zu Tag ausloten, was sich anbietet, die Sache schnell zum Abschluss bringen, dann nach Windhuk zurückkehren und heiraten.«
    »Heiraten? Du hast aus Berlin eine Frau mitgebracht?«
    »Ich hatte dir doch von der Nama erzählt.«
    »Das heißt, du willst in der Kolonie bleiben? Und eine Palastrevolution bei den Meindorffs in Berlin auslösen?!«
    »Udako und ich dürfen nach der derzeitigen Gesetzeslage in Deutsch-Südwestafrika nicht als Ehepaar zusammenleben. Kanada hat mir gut gefallen: Mein Freund dort, der mir das Fliegen beigebracht hat, würde sich freuen, wenn ich in seine Gegend ziehe. Und die Berliner Palastrevolution wird kaum länger als einen Tag andauern. Man ist in der Heimat Kummer gewohnt, was mich angeht.« Philippe wandte sich wieder in Richtung des tosenden Meeres um, und seine Augen verfolgten, wie die silbernen Spiegelungen des Mondes über die schwarzen Wellen sprangen. Eine besonders kräftige Bö, gegen die er sich anstemmen musste, zerrte an seinem Jackett und zerzauste sein Haar.
    Die Stimme seines Freundes kam wie von weit her zu ihm. »Das klingt traurig, Philippe. Sogar fast bitter.«
    Der Deutsche kniff die Augen zusammen, lauschte auf die als tiefes Grollen hörbare Brandung und beobachtete die meterhohen Gischtfontänen, die vom Wind aufgewirbelt und vom Mondlicht dramatisch angeleuchtet wurden. Dass sein Ziehvater von ihm enttäuscht war und ihn für einen nichtsnutzigen Herumtreiber hielt, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Er war immer ein schwieriges, aufmüpfiges Kind gewesen. Ab einem Alter von etwa 12 Jahren hatte er seinen Ruf sehr gezielt gesteuert und bisweilen auch seinen Spaß dabei gehabt. Natürlich gab es auch hierfür einen tieferen Grund …
    »Lass uns hineingehen. Die bezaubernde Mary Stott reißt mir den Kopf ab, wenn ich dich noch länger vom Tanz fernhalte.«
    John hielt ihn mit einer Hand auf seinem Arm zurück. »Wie lange wirst du in der Bay sein?«
    »Ein paar Tage. Ich fühle dem Buchhalter ein wenig auf den Zahn, verfasse einen Bericht an Oberstleutnant von Estorff, gebe ihn einem hoffentlich vertrauenswürdigen Boten mit und betreibe weitere Nachforschungen. Sobald ich jedoch etwas von meiner Wüstentruppe höre, bin ich sehr schnell fort.«
    »Das dachte ich mir, deshalb meine Bitte an dich: Ich wünsche mir, dass du dich heute nicht wie ein Dieb von diesem Fest davonschleichst, sondern dich ordentlich von mir, meiner Familie und Mary verabschiedest. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen?«
    Wieder hörte Philippe die düstere Prognose einer in der Zukunft lauernden kriegerischen Auseinandersetzung aus seinen Worten heraus. »Versprochen, John.«
    »Fein, dann komm jetzt mit rein.« John rieb sich seine kalten Hände. »Meine kleine Schwester Jennifer löchert mich schon den ganzen Tag, ob ich wohl arrangieren könnte, dass du mit ihr

Weitere Kostenlose Bücher