Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
Vom Netzwerk:
seine Freiheiten in diesem Land, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Er liebt Walvis Bay. Und auch das macht mich glücklich.«
    Das kleine Orchester beendete die Mazurka und Philippe verbeugte sich vor seiner Partnerin. »Dann hoffe ich, du wirst in ein paar Jahren den Mann finden, der dein Glück vollkommen macht.«
    »Und bis dahin werde ich versuchen, hier Freunde zu finden. Ich könnte vielleicht eine neue Sprache lernen, mein Geigenspiel vervollkommnen, für meinen Vater da sein und im Streben nach etwas Großem, das eventuell nur weitere Begehrlichkeiten weckt, das kleine Glück nicht aus den Augen verlieren …«
    Der Deutsche zwinkerte ihr zu, führte ihre zarte Hand an seine Lippen und ließ sie dann inmitten der tanzenden Paare stehen. Er fand John im Gespräch mit seinem Schwager und einem anderen britischen Gast. Sein Freund beendete die Unterhaltung und gesellte sich zu ihm an die Terrassentür.
    »Ich hatte dich und Jennifer genau im Auge!«
    »Das vermutete ich.«
    »Als du sie in diese lauschige Ecke geführt hast, dachte ich schon, ich müsste mich mit meinem Freund anlegen. Freilich sah euer Gespräch, entgegen deinem Ruf, ungewöhnlich harmlos aus.«
    »Deine Schwester wird zu einer großartigen Frau heranreifen. Sie wird eines Tages einen Mann sehr glücklich machen!«
    John lachte, und Philippe ließ ihn gutmütig gewähren. Nachdem der Heiterkeitsausbruch des Briten vorbei war, erkundigte er sich: »Du willst gehen?«
    »Die Arbeit ruft.«
    »Und eine hübsche Nama?«
    »Die hoffentlich auch.«
    »Gib auf dich Acht, mein Freund. Wer immer hinter der Angelegenheit steckt, deren Aufklärung dir aufgetragen wurde – vergiss nie, es handelt sich hierbei um Diamanten im Wert von Millionen. Ein so einträgliches Geschäft lässt sich niemand gern wegnehmen. Ich möchte nicht hören müssen, dass dir etwas zugestoßen sei.«
    »Ich bin vorsichtig.«
    »Solltest du in absehbarer Zeit einen Trauzeugen brauchen …«
    »Dann schreibe ich dir unverzüglich.«
    John schlug in seine Hand ein und drückte sie kräftig. »Sieh zu, dass die Preußen friedlich bleiben.«
    »Sonst noch mit Leichtigkeit zu erfüllende Wünsche an mich?«
    Erneut ließ John sein sympathisches Lachen hören, umarmte ihn zu seiner Verwunderung kurz und mischte sich frohgelaunt wieder unter die Gäste.

Kapitel 28
    Nahe Empfängnisbucht,
Wüste Namib, Deutsch-Südwestafrika,
Juli 1908
    Weit über die nur unzureichend und grob angefertigte Karte des Küstenstreifens und der Namib gebeugt stand Philippe seit mehreren Minuten nahezu bewegungslos da und konzentrierte sich auf die roten und schwarzen, scheinbar verwirrend verlaufenden Linien und von ihm eigenhändig eingezeichneten Markierungen. Die Zeltplane bewegte sich im sanften Wind und erzeugte dabei ein beinahe heimeliges Knistern. Über dem Küstenlandstrich lag wieder einmal dichter Nebel, und in dieser Nacht war es mit nur zwei Grad Celsius das erste Mal in diesem Jahr empfindlich kalt geworden. Aus diesem Grund hatte der Leutnant seine Uniformjacke mit dem warmen Strickpullover getauscht, den Jennifer Howell ihm hatte zukommen lassen. Das Kleidungsstück hatte sie aus angenehm weicher dunkelblauer Wolle eigenhändig gestrickt und die beigefügte Nachricht, die er an die Mittelstange des Zeltes gepinnt hatte, lautete: Aus Zuneigung an den Casanova des 20. Jahrhunderts, der mir in einem Gespräch die große Welt der Freude, des Glücks und der Dankbarkeit gezeigt hat. Die Botschaft hinter dieser Mitteilung war für ihn unmissverständlich: Du hast in mir eine Freundin gewonnen, die zu dir steht, gleichgültig, wer du warst oder was du tust.
    Im Augenblick genoss er die Wärme des Pullovers, den John bei seinem überraschenden Besuch vor etwa einer Woche mitgebracht hatte, und war dabei so sehr auf den gut zwei auf zwei Meter großen Plan fixiert, dass er das Eintreten eines seiner Männer erst bemerkte, als ein Schatten auf den Kartentisch fiel. Überrascht hob er den Kopf.
    Akia grüßte vorschriftsmäßig und schlug zackig die Hacken aneinander. Gedanklich noch immer mit seinen stagnierenden Ermittlungen beschäftigt, zuckte Philippe zusammen.
    »Wir sind abmarschbereit, Herr Leutnant.«
    Der Offizier winkte den Mann näher und wartete, bis er um den Kartentisch herum neben ihn getreten war. »Du reitest heute eine neue Route. Da du dich in der Wüste ausgezeichnet zurechtfindest, wird die Veränderung der Strecke für dich kein Problem darstellen.«
    »Sicher nicht,

Weitere Kostenlose Bücher