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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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seinen. Mit einer behutsamen Bewegung legte er die Pistole, die er zuvor ergriffen hatte, aus der Hand.
    »Das ist zwar ein verlockendes Angebot, Mädchen. Aber ich möchte, dass du wieder aufstehst.«
    Das Mädchen rollte sich von ihm hinunter und huschte in die andere Ecke des Zeltes. Am Rascheln des Stoffs hörte er, dass sie sich eilig anzog. Ob sie die ganze Zeit über dort hinten in der dunklen Ecke gekauert und darauf gewartet hatte, dass er sich zum Schlafen niederlegte?
    Als er die junge Afrikanerin in einem halbwegs bekleideten Zustand wähnte, erhob er sich, schlüpfte in seine Hose und seine Stiefel und ging zum Zelteingang hinüber.
    »Und jetzt raus mit dir.«
    »Bitte nicht Diacamp verraten!«, flehte sie ihn mit dünner Stimme in bruchstückhaftem Deutsch an.
    »Es ist ja nichts passiert«, erwiderte er in Nama.
    Das Mädchen schwieg lange, ehe sie ganz dicht vor ihn trat. Philippe musterte die vom Feuerschein unruhig beleuchtete Gestalt und bemerkte, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    »Du bist kein deutscher Fremder, der Geld bringt, nicht?« Ihr Nama war dialektgefärbt. Vermutlich war ihre eigentliche Muttersprache die der Damara.
    »Das braucht dich nicht zu interessieren. Du behältst dein Geheimnis und ich meines.«
    »Ich wünschte, du würdest mich hier wegbringen.«
    »Du bist nicht freiwillig hier?«
    »Tatse 30 . Er sagte meinem Vater, er brauche jemanden für seine Wäsche und das Essen.«
    Unwillig brummte Philippe vor sich hin. Dass dieser Diacamp das Mädchen nicht für seinen mageren Haushalt brauchte, war ihm sofort klar gewesen. Aber ging ihn das etwas an? Er durfte seine Tarnung nicht gefährden, um dem Wunsch dieses betrogenen Kindes nachzukommen, sosehr ihn das Ganze auch anwiderte.
    Geschickt öffnete er die unteren beiden Verschnürungen des Zelteingangs und bedeutete ihr, sie solle dort hindurchkriechen. Das Mädchen tat es, ohne ihn ein weiteres Mal um Hilfe zu bitten.
    ***
    Noch vor Sonnenaufgang war Philippe auf den Beinen und beobachtete, wie Stichmann in Begleitung mehrerer bis an die Zähne bewaffneter Männer mit einer Ochsen- und Pferdekarawane in Richtung Walvis Bay davonzog. Glutrot schob sich die Sonne über den Horizont hinweg, schien erst den Himmel und anschließend den Wüstensand in Flammen zu setzen. Käfer, Echsen und Schlangen verschwanden vor den Hufen der Zugtiere flink in ihren Verstecken. Hoch über ihm, an einem Himmel, dessen Farbe von einem fahlen Gelbton ins Blaue wechselte, kreiste ein Ohrengeier.
    Laute Stimmen in seinem Rücken veranlassten Philippe, sich wieder dem Lager zuzuwenden. Die Arbeiter waren bereits wieder beschäftigt, siebten, wuschen und sortierten, während Diacamp mit weit ausholenden wütenden Schritten durch das Lager stampfte und jede Zeltplane aufriss, als suche er etwas oder jemanden.
    Da er beim Ankleiden das Fehlen seiner nicht gerade gut gefüllten Geldtasche bemerkt hatte, grinste Philippe wissend vor sich hin. Er hatte dem Mädchen nicht helfen wollen, was dieses dazu bewogen hatte, sich bei ihm ein Hilfsmittel zu beschaffen … und dank der inzwischen recht zuverlässig funktionierenden Eisenbahnverbindung würde sie schnell weit fortkommen – vorausgesetzt, sie fand aus der Namib heraus.
    Bei der offenen Überdachung für die Pferde traf Philippe auf den tobenden Mann. »Dieses undankbare Stück hat mir mein Kamel gestohlen! Glaubt sie, sie kommt damit durch? Jeden Pfennig treibe ich bei ihrem Vater wieder ein.«
    »Ich nehme an, Sie schulden dem Vater noch Geld für die Haushaltsarbeiten seiner Tochter. Und für weitere Dienste, die sie Ihnen leisten musste.«
    Ein Blick aus wütend blitzenden Augen traf ihn, den Philippe gelassen erwiderte. »Sind Sie zu einem Entschluss gekommen?«, hakte der Mann nach, offenbar nicht gewillt, weiter auf das Thema einzugehen.
    »Das bin ich. Wenn Sie mir zeigen, wo Stichmann die zur Unterzeichnung vorbereiteten Papiere hinterlassen hat, machen wir die Sache fest.«
    »Kommen Sie. Sie liegen in meinem Zelt.«
    Philippe hätte nach dem kargen Abendbrot gern gefrühstückt, nahm jedoch an, dass das in Diacamps Lager nicht üblich war. Da er einen ausreichenden Vorrat an Biltong 31 in seiner Satteltasche wusste, folgte er dem großen Mann in dessen Zelt. Dort unterzeichnete er die Papiere, nachdem er sie überflogen hatte.
    »Sobald ich in der Heimat bin, erhalten Sie die Geldanweisung«, sagte er, wohl wissend, dass es nie dazu kommen würde.
    »Stichmann meinte, Sie hegen den

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