Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
Vom Netzwerk:
den Füßen seines Dromedars und rutschte den Abhang hinunter. Das rasselnde Geräusch war in der stillen Wüstennacht weithin hörbar, weshalb es ihn nicht verwunderte, dass im Lager Unruhe entstand, doch nur in dem abseits stehenden Zelt van Campens flackerte ein Streichholz auf und wurde eine Paraffinlampe entzündet.
    Trotz des warmen Mantels, den er über seiner Uniform trug, zitterte Karl in dieser lausig kalten Nacht. Sein Atem schwebte als weiße Wolke dem mit goldenen Sternen übersäten schwarzen Himmel entgegen, während er Meindorff halblaut verfluchte. Der Leutnant hatte ihn, in Begleitung ausschließlich afrikanischer Soldaten, zu einer Uhrzeit auf die Tour geschickt, die ihnen unweigerlich vier statt drei Übernachtungen in der einsamen Wildnis aufzwang. Zwar führten sie ein Zelt und ausreichend Nahrung, Wasser und wärmende Decken mit sich, aber bereits die Aussicht darauf, mit diesen Hottentotten 35 in einem Zelt schlafen zu müssen, stieß ihn ab.
    Karl löste sich aus seiner Betrachtung der faszinierend großen, funkelnden Himmelslichter und warf einen prüfenden Blick zu den Hügeln zurück, über die er soeben gekommen war. In weichen Wellen, vom Mond in Licht und Schatten getaucht, breiteten sich die Sanddünen scheinbar bis in die Unendlichkeit aus. Zwischen ihnen war er nicht mehr als ein mickriger Floh in einer ihm feindlich gesonnenen Welt, in der er sich darauf verlassen musste, von einem Kompass, dem Instinkt der Reittiere und der Ortskenntnis der Eingeborenen geleitet zu werden.
    Wieder wandte er den Kopf von dem einzelnen Lagerfeuer ab zurück über die Hügellandschaft. Er befürchtete nicht, dass einer der Schwarzen ihm folgen könnte, aber es konnte nicht schaden, sich doppelt abzusichern. Immerhin zeigte dieser Akia, dem man unverschämterweise denselben Rang verliehen hatte wie ihm selbst, außergewöhnlich viel Eigeninitiative. Auch kam er wie seine Stammesgenossen mit der Trockenheit und den Temperaturschwankungen sowohl in der Bucht, als auch hier in der Namib weitaus besser zurecht als Karl. Vor allem ließ ihn sein Orientierungssinn deutlich seltener im Stich.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass er zumindest in seinem eingeschränkten Sichtfeld der einzige Reiter war, lenkte Karl das Dromedar den letzten Abhang hinab, an den Schürfstellen vorbei bis vor das von innen beleuchtete Zelt.
    Der Niederländer stand mit zwei Pistolen in den Händen vor dem Zelteingang. »Ach, Sie sind es«, lautete seine Begrüßung, ehe er rückwärts in seiner Behausung verschwand.
    Mit vor Kälte steifen Gliedern stieg Karl ab, band das Dromedar an einem !Nara-Strauch 36 fest und folgte van Campen in dessen Zelt, das ein wenig Schutz vor der draußen herrschenden Kälte bot.
    »Seit mehreren Wochen halten wir jetzt schon die Füße still. Schleicht diese zusätzliche Soldatentruppe noch immer durch die Gegend?«, fauchte van Campen ihn zur Begrüßung an.
    »Unser Leutnant ist ausdauernder, als ich dachte. Aber das ist ja auch kein Wunder. Er reitet in regelmäßigen Abständen in die Walvis Bay zu den Engländern und verkriecht sich da in die Betten einiger englischer Ladys, um sich von diesem elenden Sand zu erholen.« Karl unterdrückte nur mühsam seinen erneut aufflammenden Groll.
    Der Minenbesitzer ließ sich schwer auf sein Lager fallen und zog sich eine Decke über die Schultern. Für Karl blieb nur ein wackliger Stuhl als Sitzgelegenheit. Während er sich vorsichtig auf diesem niederließ, sah er sich vergeblich nach etwas Alkoholischem um, das ihn von innen wärmen könnte.
    »Dieser Schürfplatz bringt nur unbedeutende Funde, Roth. Es muss bald etwas geschehen.«
    »Weshalb nutzen Sie nicht endlich die anderen Felder? Dazu hat die Company diese doch den flüchtenden Hasenfüßen abgekauft.«
    »Wir waren uns einig, dass zuerst ein bisschen Gras über die Sache wachsen sollte, bevor in der Gegend bekannt wird, wer die beiden Schürfstellen übernommen hat.«
    »Gras? In dieser Gegend?« Karl lachte, aber als er den unwilligen Blick van Campens bemerkte, wurde er schnell wieder ernst. »Was ist mit den von mir erbeuteten Klunkern? Die müssten doch eine Menge Geld bringen!«
    »Die sind bis Swakopmund hinauf Gesprächsthema.« Die Augen des Niederländers, von der am Zeltgestänge befestigten Lampe beschienen, funkelten ihn wütend an. »Wie kann man so dumm sein, zwei derartig große und einmalige Steine zu klauen und dabei noch Menschen zu töten? Ja, die Steine haben einen

Weitere Kostenlose Bücher