Himmel ueber fremdem Land
enormen Wert, aber ich kann nichts mit ihnen anfangen. Verschiffe ich sie ohne Versicherung und unterwegs geschieht etwas Unvorhersehbares, sind sie verloren. Versichern kann ich sie aber nicht, eben weil der Überfall noch immer in aller Munde ist. Das einzige Mal, dass sie mir von Nutzen waren, war, als dieser deutsche Investor Nachbaur aufkreuzte, weil er sich persönlich von den Erträgen der Diacamp überzeugen wollte. Der Kerl war fremd hier, hatte keine Ahnung vom Diamantengeschäft und ist prompt auf meine Finte hereingefallen.«
»Dann ist doch jetzt Geld da«, meinte Karl. In seine Augen trat ein begehrliches Glänzen. Er brauchte dringend Geld! Udako war ein intelligentes Mädchen und würde sich bestimmt nicht mit einem weißen Soldaten einlassen, der es nur zum Unteroffizier gebracht hatte. Ihr musste man vermutlich mehr bieten. Oder täuschte er sich da in ihr? Karl rieb sich die kalten Hände. Sie war schwer zu durchschauen, und fragen konnte er sie ja nicht.
»Schön wär’s«, polterte van Campen und kickte mit dem Fuß gegen die Kiste vor seinem Feldbett. »Der Kerl scheint Gefallen an diesem Land gefunden zu haben. Stichmann erzählte mir, er hielte sich noch immer in der Gegend auf, unternehme Ausflüge und verbrüdere sich mit den Engländern.«
Karls Unterkiefer begann zu mahlen. Wut auf seine eigene Dummheit stieg in ihm auf. Er hätte die zwei Zehnkaräter einstecken und an irgendjemanden verscherbeln sollen! Dieser van Campen zeigte einfach nicht genügend Mumm. Oder er war so gierig, dass er keinen Abschlag für Hehlerware in Kauf nehmen wollte. Allerdings war selbst ein verringerter Erlös für einen geraubten Diamanten besser, als wenn man ihn zwischen seinen Socken versteckte!
Sein Kiefer knackte. Er bewegte den Mund, um die Blockade zu lösen, wobei er seinen Partner misstrauisch musterte. Hatte der Kerl die Diamanten womöglich unter der Hand verkauft und wollte ihm seinen wohlverdienten Anteil vorenthalten?
Beim Angriff auf den Claim waren er und seine Kumpane völlig unvorbereitet und entgegen aller Pläne von Soldaten gestört worden, und er hatte sich gezwungen gesehen, auf sie zu schießen. Inzwischen wusste Karl, dass Meindorff schon damals vor Ort gewesen war. Er konnte von Glück sprechen, dass der Offizier ihn nicht erkannt hatte, denn falls Meindorff herausfand, dass er den Tod des Schwarzen und die Verwundung von Sacker zu verantworten hatte, war ihm das Erschießungskommando sicher.
»Wir müssen sehen, wie wir uns über Wasser halten, bis diese Gelder aus Preußen fließen«, sagte van Campen. Der Niederländer behielt ihn, offenbar nicht minder misstrauisch als er selbst, ununterbrochen im Blick.
»Soll ich dem nachhelfen? Ein Überfall, ein paar Unannehmlichkeiten, damit das Land nicht mehr so reizvoll scheint und es den reichen Herrn zurück in die sichere Heimat zieht?«, schlug Karl vor.
Sein Partner runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Offenbar wog er das Für und Wider des Vorschlages ab. »Lässt ihr Vorgesetzter Sie nach Walvis Bay reiten?«
»Das lässt sich bestimmt einrichten. Wir beziehen unsere Wasser- und Lebensmittelvorräte aus der britischen Stadt.«
»Aber sollte auch nur der geringste Verdacht auf die Diacamp-Company fallen …« Van Campens Blick wurde durchdringend. »Schüchtern Sie diesen Herrn Nachbaur ein, damit er endlich die Heimreise antritt, aber achten Sie darauf, dass er uns den Geldhahn nicht abdreht, weil er die Gegend dann für zu gefährlich hält. Am besten fragen sie bei Stichmann nach ihm. Er wird wissen, wo er sich momentan herumtreibt.«
»Sonst noch was?«
»Inszenieren Sie einen Überfall auf eins der südlicher gelegenen Diamantfelder. Die Wüste ist ja langsam voll von ihnen. Ich brauche Nachschub an guten Steinen. Außerdem fällt es auf, wenn genau ab dem Zeitpunkt, an dem diese zusätzliche Truppe Soldaten und damit auch Sie hier auftauchen, die Übergriffe enden. Das riecht ja förmlich nach einem Informanten aus Ihren Reihen.«
»Ich gebe den Männern die Zeiten und Routen der folgenden Tage durch. Es findet sich bestimmt eine von den Schutztruppen nicht ordnungsgemäß überwachte Schürfstelle.«
»Hoffentlich! Mein stiller Teilhaber fordert immer vehementer seinen Gewinnanteil ein.«
Karl versteckte sein schadenfrohes Grinsen, indem er sich zügig erhob. Ihm war es gleichgültig, ob van Campen mit seinen Scheingeschäften aufflog, denn bis dahin hatte er gewiss seine Schäfchen im
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