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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Trockenen.
    ***
    Die Gelegenheit, zur Walvis Bay zu reisen, ergab sich für Karl schneller und unkomplizierter als erwartet. Ein sichtlich angeschlagener Leutnant Meindorff verordnete seinen erschöpften Soldaten mehrere Tage absolute Schonung, während er in die britische Niederlassung reiten wollte. Er erkundigte sich, welcher der Männer ihn begleiten wolle, für die anderen würde er selbst, wie schon die Male zuvor, ihre Post aufgeben, Besorgungen für sie erledigen und ausreichend Nachschub an Wasser und haltbaren Lebensmitteln mitbringen.
    Die Schwarzen zeigten keinerlei Interesse, von den verbliebenen Deutschen meldete sich nur Soldat Samuel Rosenzweig. Karl, obwohl innerlich frohlockend, zögerte lange genug, um seine Begeisterung über die willkommene Möglichkeit zu verhehlen, ehe auch er die Hand hob.

Kapitel 29
    Walvis Bay, Britisches Kolonialgebiet,
Juli 1908
    Am frühen Nachmittag des darauffolgenden Tages trafen die drei Reiter in der Niederlassung ein. Es herrschte Windstille, weshalb die Schiffe im Hafen gelangweilt auf und ab dümpelten. Das Knarren der Schiffstaue und sanfte Flattern der Wimpel bildete mit dem rhythmischen Schlagen der Wellen an die Mole eine friedliche Geräuschkulisse.
    Die Temperatur an diesem Wintertag erreichte warme 20 Grad, was Karl veranlasste, sich seiner Uniformjacke zu entledigen. Hier im britisch besetzten Gebiet würde ihm außer Meindorff und Rosenzweig kein Soldat der Kaiserlichen Schutztruppe über den Weg laufen, der ihn seiner Nachlässigkeit wegen rügen konnte. Meindorff, selbst leger gekleidet, machte ohnehin kein Aufhebens darum, während Rosenzweig sich hüten würde, sich als Neuling mit einem Unteroffizier anzulegen.
    Der Jude verschwand, kurz nachdem sie ihre Reittiere untergebracht hatten, in einer der Gassen des Hafenbereichs, während der Leutnant wieder einmal seinen englischen Freund und, so vermutete Karl, vor allem dessen unverheiratete Schwester besuchte. Er selbst begab sich zu einer winzigen Spelunke direkt am Hafen, in der er einen seiner Männer zu finden hoffte.
    Stichmann und er hatten dort schon vor Wochen eine schlagkräftige Truppe von Haudegen aufgetan. Für einen überschaubaren Lohn begleiteten sie als bewaffnete Eskorte die Diamanttransporte der Diacamp, zeigten sich aber auch dem einen oder anderen zusätzlichen Auftrag nicht abgeneigt. Auf ihr Konto gingen die Überfälle und Diebstähle im Bereich der Diamantschürfungen. Koordiniert wurden sie von Karl, der bei drei dieser Raubzüge sogar persönlich zugegen gewesen war.
    Es dauerte geraume Zeit, bis sich seine Augen an das schummrige Licht in der Schenke gewöhnt hatten. Die winzigen Sprossenfenster zum Hafen hin waren vom Salzwasser nahezu blind und die Messingschirme der Petroleumlampen entlang der dunklen Holzdecke so trübe, dass sie die Flamme in der Lampe kaum mehr reflektierten. Eine mit Flaschen und ungespülten Gläsern überladene Theke aus vor Alter und Feuchtigkeit dunklem Holz nahm einen Großteil des schmalen Raums ein. Einige winzige runde Tische, umringt von rustikalen Stühlen, die nicht gepflegter wirkten als die verkratzte Theke, waren in die hinterste Ecke gezwängt.
    Wie erwartet traf Karl Sam Tischler, Sohn einer Britin und eines Deutschen, am hintersten Tisch des Pubs, wo er sich an einem Glas Schwarzbier festhielt. Karl zwängte sich zwischen den Stühlen hindurch und setzte sich dem Gleichaltrigen gegenüber auf eine schmutzige Bank, wobei er hoffte, dass der Kerl halbwegs bei Sinnen war.
    Ein Blick aus rot umrandeten Augen traf ihn. »Mal wieder hier?«
    Befriedigt atmete Karl auf. Zumindest erkannte Tischler ihn, was er als ein positives Zeichen wertete. »Ich habe einen Auftrag für Sie.«
    »Schon wieder ein Transport?«
    »Hört sich ja an, als hättet ihr das Geld nicht mehr nötig.«
    Unter mühsam in die Höhe gezogenen Lidern taxierte Tischler ihn. »Was für ein Auftrag?«
    »Einerseits einen lukrativen Überfall, zum anderen sollt ihr einen Deutschen ein wenig erschrecken. Ihm darf dabei aber kein Haar gekrümmt werden! Das Ziel ist lediglich, ihm den Aufenthalt hier madig zu machen, damit er möglichst schnell in das beschauliche Kaiserreich zurückkehrt.«
    »Wir erledigen das. Die Bezahlung stimmt ja!«
    Ein grimmiges Nicken von Karl war die Antwort. Der Kerl und seine Konsorten hatten inzwischen ordentlich Geld in der Tasche – oder versoffen –, während er weiterhin auf seinen ersten Gewinn wartete.
    »Ich muss noch ein paar

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