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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Fenstersims ab, wo von draußen noch ausreichend Licht zum Lesen in den Raum fiel, und blätterte durch die Aufzeichnungen der vergangenen Wochen. Dabei stieß er immer wieder auf ein und denselben Namen.
    Die genannte Person war mehrmals beauftragt worden, die in Windhuk ausgestellten Befehle in die Telegrafenstube zu bringen, damit sie von dort zu den im Norden der Diamantfelder eingesetzten Schutztruppen weitergeleitet wurden. Der Soldat hinter dem Namen war ihm kein Unbekannter: Karl Roth.
    Hastig fertigte Philippe ein paar Notizen an, steckte diese ein und warf den Aktenordner zurück auf den Schreibtisch. Mit wütenden Schritten verließ er das Gebäude. Man hatte den Bock zum Gärtner gemacht, und er selbst hatte Roth das Kommando über seine Wüstentruppe erteilt! Er konnte nur hoffen, dass der gewiefte und aufmerksame Akia vorsichtig agierte, falls Roth in Philippes Abwesenheit versuchte, die Gelegenheit zu weiteren Untaten zu nutzen. Er musste auf jeden Fall dringend zurückreisen, denn sollten Akia und seine Männer Roths Tun durchschauen und sich ihm in den Weg stellen, würden sie wohl ebenso gnadenlos niedergemetzelt werden wie Wilhelm.
    Der nächste Zug fuhr jedoch erst am folgenden Morgen in Richtung Küste ab. Somit blieb ihm immerhin noch Zeit, um Udako zu treffen.
    ***
    Karl ärgerte sich noch immer über die vertane Chance, Meindorff in Karibib zu überwältigen. Wenn er geahnt hätte, dass der Mann dort bei einem Bekannten übernachten würde, hätte er diesbezüglich seine Pläne angepasst. Nun aber war er gezwungen, dem Leutnant bis nach Windhuk zu folgen, was schwerwiegende Probleme für ihn aufwarf. Zum einen war er hier kein Unbekannter, wenngleich er sich nichts vormachte: Ein Großteil der Soldaten, vor allem die Neuankömmlinge, kannten sein Gesicht nicht, anders als das bei Meindorff der Fall war. Die Gefahr, erkannt zu werden, bestand dennoch. Zudem blieb er dem Wüstencamp weitaus länger fern als geplant, was für ein möglicherweise später benötigtes Alibi ausgesprochen abträglich war.
    Vorsichtig spähte er um die Ecke eines Gebäudes gegenüber der unfertigen Kirche und beobachtete, wie Meindorff ein Paket entgegennahm. Ob es ihn zur Missionsstation zog?
    Karl, der dort Udako vermutete, stieß keuchend die Luft aus. Seine Wut auf Meindorff mischte sich mit seiner verzehrenden Begierde nach der Frau zu einem berauschenden und zugleich zerstörerischen Schmerz.
    Ein verzerrtes Grinsen entstellte seine Gesichtszüge, als er beobachtete, wie Meindorff tatsächlich in Richtung Missionsstation hinausritt. Der Weg zur Missionsstation war nicht weit, führte jedoch durch eine unwegsame Hügellandschaft. Das Gebiet war unübersichtlich und einsam, sodass Meindorff keine Hilfe von der Schutztruppe erwarten konnte, sollte er auf dem Weg Opfer eines Überfalls werden. Der Leutnant besaß zwar ein Pferd, doch zu Fuß konnte man in direkter Linie über die Erderhebungen klettern und war so viel schneller als auf dem Reitpfad.
    Karl zögerte keine Sekunde. Er riss sich den Hut vom Kopf und rannte zu der billigen Pension, in der er sich und die fünf Männer einquartiert hatte, die üblicherweise die Transporte der Diacamp bewachten. Polternd stürmte er in ihr Zimmer und stellte erleichtert fest, dass sie sich an seine strikte Anweisung, die Finger vom Alkohol zu lassen, gehalten hatten.
    Nur wenige Minuten später liefen sie, die Patronengürtel um die Hüften geschlungen und die Karabiner in der Hand, am Lazarett und dem Friedhof vorbei. Auf ihrem Weg in Richtung Kinderheim passierten sie zuerst einige noch im Bau befindliche Kolonialhäuser, dann ein paar Lagerschuppen und primitive Unterkünfte.
    Als sie den ersten mit Gras und Bäumen bewachsenen Hügel überquert hatten, erkannten sie vor sich, nur rund hundert Meter entfernt, einen einsamen Reiter: Leutnant Meindorff.
    ***
    Die Hufe der Stute klopften dumpf auf dem festgetretenen unebenen Weg und wurden vom Knarren des Sattels begleitet. Nach einer Biegung des Pfades öffnete sich die Ebene vor Philippe. Unmittelbar vor dem Haupthaus flackerten zwei muntere Lagerfeuer, um die herum sich mehrere Personen scharten. Vermutlich bekamen die Kinder eine Abendgeschichte vorgelesen, ehe sie zu Bett mussten. Da die Abendtemperatur im Umland des über 1600 Meter hoch gelegenen Windhuk deutlich unter zehn Grad Celsius gefallen war, freute sich Philippe auf die wärmenden Feuer.
    Das Paket für den Missionar Bernhard Walther mit einer Hand vor sich

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