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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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ich ein paar von den Burschen ausschalten kann. Sehr viele sind es den Schüssen nach nicht. Nebenbei versuche ich, auf eine der Anhöhen zu gelangen, um dort ein paar Schüsse abzugeben, die hoffentlich in Windhuk gehört werden.«
    Bernhard nickte ihm zu und bewegte sich erstaunlich behände geduckt davon.
    Unterdessen kontrollierte Philippe seine Waffe, bevor er zur Tür huschte. Eine schmale Frauenhand legte sich auf seinen Arm. Er wandte fragend den Kopf und blickte in Udakos ängstlich aufgerissene Augen. Sie hatte das tote Kind einem älteren Mädchen übergeben, das ihn ähnlich schockiert anstarrte wie Udako.
    »Gib bitte auf dich Acht. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.«
    Philippe nickte und war froh, dass sie das Blut, das aus seinem Oberarm in sein Hemd lief, im Dunkeln nicht sehen konnte. Trotz der Schmerzen hob er seine Linke und legte sie an Udakos weiche, tränennasse Wange. »Ich liebe dich, Udako. Wenn das hier vorbei ist, werde ich um deinetwillen mit Herrn Walther über den Gott sprechen, der dir so am Herzen liegt.«
    Ihr schmerzliches Lächeln riss ihm beinahe das Herz aus dem Leib. Philippe umfasste ihre schlanke Taille und presste sie fast grob an sich, dabei biss er vor Sehnsucht und Schmerz die Zähne zusammen. Er atmete ihren Duft ein, spürte ihr Zittern und wusste, er konnte sie nicht länger halten, obwohl alles in ihm danach schrie.
    Mühsam löste er sich von ihr, öffnete die Tür einen Spaltweit und schlüpfte ins Freie. Für einen kurzen Augenblick strichen ihre Finger über die seinen, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Erleichtert vernahm Philippe, wie Udako den schweren Metallriegel vorlegte.
    Unter dem dunklen Himmelszelt war es still geworden. Eine Feuerstelle rauchte, die Luft war erfüllt von dem beißenden Geruch seiner verkohlten Uniformjacke. Die Zikaden sangen mit hohem, schrillem Ton ihr nächtliches Lied, während aus der Savanne der Stoßlaut und das anschließende rollende Knurren eines Geparden herüberdrang.
    Der Offizier tastete sich Schritt für Schritt, den Rücken gegen das raue Holz des Hauses gedrückt, in Richtung Nebengebäude. Vorsichtig schaute er um die Ecke, konnte jedoch außer ein paar Büschen, dem Brunnen und einigen Ziegen und Kühen in dem kleinen Kral nichts Ungewöhnliches entdecken. Von einer notdürftigen Deckung zur nächsten laufend, näherte er sich dem Pfad, von dem er gekommen war und von wo die Schüsse abgefeuert worden waren.
    Die nächst gelegene Deckung, die ihm Schutz bot, war sein Pferd. Die Stute lag auf der Seite, ihre Beine zuckten und sie atmete schwer und laut. Selbst im kaum vorhandenen Licht sah er blutigen Schaum aus Nüstern und Maul tropfen.
    »Ich helfe dir gleich«, flüsterte er, obwohl er seine Aufmerksamkeit auf den schmalen Taldurchgang richtete. Er musste wissen, ob die Männer sich noch immer dort aufhielten.
    Gebückt lief er einige Meter bis zu einem sorgsam aufgeschichteten Stapel mit Brettern und duckte sich dahinter. Sein linker Arm schien in Flammen zu stehen, doch die Anspannung und das durch seinen Körper jagende Adrenalin ließen ihn den Schmerz ignorieren.
    Philippe entsicherte die Pistole 04, erhob sich leicht und schoss über die Bretter hinweg einmal in die Dunkelheit über den Hügeln. Gestein spritzte hörbar auf. Sofort zog er sich zurück; lauschte aber angespannt. Nichts geschah.
    Immer in Deckung bleibend hastete er bis zum Ende des Holzstapels und musterte das Gelände, soweit das blasse Sternenlicht dies zuließ. Leer und ruhig lag der Pfad vor ihm. Die Angreifer waren nirgends zu sehen.
    Misstrauisch nach allen Seiten sichernd erhob sich Philippe und rannte zum Fuß der Hügel. Unter einigen Mühen und Schmerzen erstieg er die erste Anhöhe und schoss zweimal in die Luft, in der Hoffnung, dass dies bis in die Stadt zu hören war. Obwohl die Männer offenbar geflohen waren und vorerst keine Gefahr mehr für die Station bestand, musste sofort ein Suchtrupp auf die Beine gestellt werden, um weitere Übergriffe durch die Aufständischen zu verhindern.
    Das Klirren zersplitternden Glases ließ ihn herumwirbeln. Meterhohe Flammen schossen hinter dem Anbau in den nächtlichen Himmel, und eine schwarze Rauchwolke verdunkelte die Sterne. Die Flammen fraßen sich in Sekundenschnelle durch das trockene Gebälk hinüber in Richtung des Waisenhauses.
    »Mein Gott, nein!«, stieß Philippe aus, als er zu rennen begann.
    Vor dem Gebäude, in grelles zuckendes Licht getaucht, bewegten sich

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