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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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überhaupt kein Problem gewesen. Aber deine Mutter war strikt dagegen. Je ähnlicher Tanya ihrer Mutter wurde, umso größer wurde die Abneigung gegen das arme Kind. ›Der Bastard wird unseren Namen nicht tragen‹, hat sie gesagt. ›Nur über meine Leiche.‹ Ja, mein Kind, sie hat mir meinen ›schändlichen Betrug‹ wie sie es nannte, nie verziehen.« Er sah seine Tochter flehend an. »Verzeihst du mir denn? Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mir nicht vergeben würdest.«
    »Ach, Papachen. Ich liebe dich, und nichts auf der Welt kann daran etwas ändern.«
    Wilhelmine war außer sich. Abwechselnd weinte, keifte und flehte sie. Aber Horst blieb unerbittlich. »Es tut mir leid«, sagte er kalt. »Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen. Erst jetzt, wo Tanya nicht mehr ist, wird mir richtig klar, was wir, und vor allem du, ihr angetan haben.«
    »Ich habe sie aufgenommen und ihr eine anständige Erziehung angedeihen lassen«, sagte Wilhelmine aufgebracht. »Was hast du denn von mir erwartet? Dass ich sie liebe wie mein eigenes Kind? Sie, das Abbild ihrer Mutter!«
    »Ein wenig Zuwendung hätte schon gereicht. Der arme Wurm war doch an der ganzen Sache unschuldig.«
    »Ich habe getan, was ich konnte, und wie hat sie es mir gedankt! Mit einem Skandal! Willst du das etwa abstreiten?« Vor Aufregung versagte ihr fast die Stimme. Dann fragte sie plötzlich »Hast du es etwa Aglaia erzählt? Ich meine alles …?«
    »Ja«, sagte er ruhig. »Aglaia weiß jetzt die ganze Wahrheit.«
    Fassungslos sah ihn Wilhelmine an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ein Ruck ging durch ihren Körper. »Ich werde Wallerstein nicht verlassen«, sagte sie. »Und zu einer Scheidung habe ich dir keinerlei Veranlassung gegeben.«
    »So, meinst du?« Er lächelte maliziös. »Du scheinst deinen Kuraufenthalt in Badenweiler vergessen zu haben.« Wilhelmine erstarrte. »Nun, erinnerst du dich immer noch nicht, nein? Dann werde ich dir mal auf die Sprünge helfen.« Umständlich zündete er sich eine Zigarre an und fuhr fort. »Kurz nach deinem Aufenthalt in Badenweiler lernte ich den jungen Fürsten Karamow kennen. Als er meinen Namen hörte, fragte er mich, ob ich mit einer Wilhelmine von Wallerstein verwandt wäre.« Er machte eine wirkungsvolle Pause. »Er war sehr redselig, der junge Mann.« Wilhelmine war einer Ohnmacht nahe. Ihr Gesicht bekam rote Flecken, und ihr brach der kalte Schweiß aus. »Ich habe darauf verzichtet, ihn aufzuklären«, fuhr Horst fort. »Ich wollte nichts weiter, als unsere Ehe retten. Aber falls es dich interessiert, inzwischen ist der Fürst Attaché an der russischen Botschaft in Berlin. Wir sehen uns häufig. Es wäre ein Leichtes … «
    »Das ist, mein Gott, das ist unerhört. Und vor allem aus deinem Mund«, stammelte Wilhelmine und rauschte aus dem Zimmer.
    Ein paar Tage verließ Wilhelmine nicht ihr Zimmer. Ihre Gedanken kreisten nur um das eine – wie konnte sie Horst nur umstimmen? Sie wollte Wallerstein nicht verlassen, aber noch weniger wollte sie eine Scheidung. Der Diener hatte Anweisung, niemanden vorzulassen, und Horst ließ sie ausrichten, sie sei unpässlich, es ginge ihr wirklich nicht gut, in der Hoffnung, er würde kommen und sich nach ihrem Befinden erkundigen. Aber er kam nicht. Eines Morgens erschien Kurt, um ihr auszurichten, der Graf sei abgereist und würde erst zu Beginn der Jagdsaison wieder zurückkehren. Da wusste sie, sie hatte verloren. Jetzt galt es, das Beste daraus zu machen. Niemand sollte die Wahrheit erfahren.
    Frau Klühspieß hatte sich für den nächsten Tag angekündigt, um die fertigen Kleider zu liefern. Das nahm Wilhelmine zum Anlass, einige Damen zum Tee einzuladen. Sie wollte ihren Umzug als ihren eigenen Entschluss verkünden. Auch Elvira und Aglaia schickte sie ein paar Zeilen, mit der Bitte, sie doch mal wieder zu besuchen.
    »Ah, liebe Frau Klühspieß«, begrüßte Wilhelmine die Schneiderin, »lassen Sie uns die Kleider schnell probieren. Ich erwarte gleich Besuch zum Tee. Sie machen mir doch die Freude und bleiben?«
    »Aber Frau Gräfin, Sie wissen doch, bei Ihnen zu Gast zu sein ist eine Ehre für mich.«
    Wilhelmine hob indigniert die Augenbrauen. »Schon gut, schon gut, meine Liebe.« Manchmal ging ihr das ehrpusselige Getue der Frau ganz schön auf die Nerven.
    Der Teetisch auf der Terrasse bog sich unter Obsttorten, frisch duftenden warmen Waffeln und feinstem Gebäck. Zusammen mit der alten Gräfin Von der Hals erschienen Frau Professor Koch und

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