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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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zurückerwartet.«
    »Ja und, was gibt es denn nu Neues?«, drängelte Jesko.
    »Wilhelmine will Wallerstein verlassen und nach Königsberg ziehen …« Für einen Moment waren die drei sprachlos.
    »Das soll doch wohl ein Witz sein!« Jesko konnte es kaum glauben.
    Und Eberhard fragte: »Warum das denn bloß?«
    Aglaia schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, das muss ein Irrtum sein. Niemals verlässt Mama freiwillig Wallerstein.«
    »Vielleicht ist es ja nicht freiwillig«, entfuhr es Elvira. »Sie behauptet allerdings, allein würde es ihr in Wallerstein zu einsam. Aber ich halte das für eine Ausrede.« Sie waren mitten in einer lebhaften Diskussion, diese Nachricht erregte wahrlich die Gemüter, als Willi, der Diener, meldete: »Seine Excellenz, Graf Ferdinand sind eingetroffen.«
    Jesko sprang auf und begrüßte seinen Bruder mit einer herzlichen Umarmung. »Willkommen zuhaus, alter Lorbass. Was für eine Freude, dich zu sehen!«
    Auch Eberhard umarmte seinen Onkel. »Schön, dass du mal wieder hier bist. Ich glaube, du weißt es noch gar nicht. Ich habe kürzlich geheiratet. Das ist Aglaia, meine Frau.«
    Ein Geruch von Leder und Sandelholz umwehte den schönen, eleganten Mann, der sich nun über Aglaias Hand beugte. »Du bist doch die entzückende kleine Wallerstein«, sagte er. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, musst du acht oder neun Jahre alt gewesen sein. Du und deine kleine Cousine, ich erinnere mich, ihr wart immer unzertrennlich.«
    Bevor er nach Tanya fragen konnte, sagte Eberhard: »Ja, du erinnerst dich richtig. Sie ist Aglaia Wallerstein …« In diesem Moment erblickte Ferdinand Elvira. »Ja so was, Cousinchen Elvira! Was für eine Freude, dich hier zu sehen. Du siehst fabelhaft aus.« Er stockte. »Bist du nicht kürzlich verwitwet? Mein herzliches Beileid. Aber ich hoffe, du bleibst eine Weile auf Birkenau und beraubst uns nicht zu schnell deiner reizenden Gesellschaft.«
    »Da kann ich dich beruhigen. Sie bleibt.« Jesko lächelte verschmitzt. »Und scharmutzier man nich gleich zu doll mit meiner Frau rum …« Es dauerte einen Augenblick, bis diese Botschaft bei Ferdinand angekommen war. Dann lachte er laut auf. »Ihr habt geheiratet! Das ist nun wirklich eine Überraschung. Wie schade, dass ich all diese Feierlichkeiten verpasst habe.«
    »Wir hatten ja keine Ahnung, wo du dich rumgetrieben hast«, sagte Jesko trocken, »sonst hätten wir dich selbstverständlich benachrichtigt.«
    »Das muss jedenfalls begossen werden«, rief Ferdinand und als hätte er hinter der Tür gewartet, erschien auch schon Willi, in der Hand ein Tablett mit Gläsern und einer verstaubten Flasche.
    »Ich habe gleich ein paar von dem alten Port heraufholen lassen«, lachte Jesko, als er das begeisterte Gesicht seines Bruders sah. »Es müssten noch an die hundert Flaschen da sein aus Großvaters Beständen.«
    »Mit Verlaub, Herr Graf, es sind genau einhundertachtzehn«, meldete der Diener.
    »Umso besser. Hast du meinem Bruder auch eine auf sein Zimmer gestellt?«
    »Sehr wohl. Auch die Zigarren liegen bereit.« Man prostete sich vergnügt zu, und Ferdinand rief strahlend: »Wie schön, endlich mal wieder zuhause zu sein, und das auch noch in Gesellschaft zweier so schöner Frauen!« Während die drei Männer sich angeregt unterhielten, das »Weißt du noch?« und »Erinnerst du dich?« wollte gar nicht aufhören, betrachtete Aglaia Jeskos Bruder. Sie konnte sich noch gut an ihn erinnern, obwohl sie ihn nur ein paar wenige Male gesehen hatte. Er war in Begleitung seiner bildschönen Frau gewesen. Horst von Wallerstein hatte sie zu Aglaias Erstaunen mit einem rassigen Rennpferd verglichen, das immer drauf und dran war, durchzugehen. Was sich ja dann auch bestätigt hatte. Als ihr die Eskapaden ihres Mannes zu viel wurden, brannte sie mit einem Offizier der königlichen Garde durch. Das sorgte damals monatelang für Gesprächsstoff. ›Er hat sich nicht sehr verändert‹, dachte Aglaia. ›Er ist immer noch der gleiche Charmeur wie früher.‹ Er war eine durch und durch aristokratische Erscheinung, groß, schlank und ungewöhnlich elegant. Unter seinem engen Gehrock trug er eine geblümte Weste, die farblich passende Krawatte war kunstvoll geknotet, und die engen Hosen hatten eine scharfe Bügelfalte. Die dunklen Haare und die Koteletten in dem sonst glatt rasierten, leicht gebräunten Gesicht waren mit ein paar grauen Strähnen versetzt, was ihn fast noch interessanter machte. Wenn er lachte, und das

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